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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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"Genossen, ich danke euch." Stürmischer Applaus begleitete sie, als sie hocherhobenen Hauptes zu mir zurückkam.
    Stolz, geradezu überwältigt, drückte und küsste ich sie. "Du warst fantastisch." Sie strahlte.
    Vielleicht war es die Abwesenheit Altomontes, der sich an diesem Abend mit anderen Doktoranden und Assistenten traf, um einen geheimnisvollen Zirkel ins Leben zu rufen. Vielleicht war es ihr Triumph oder meine Bewunderung, die Aufgeregtheiten dieser Nacht, die uns so wirklich schien, als sei sie tats ächlich der Zipfel jener ersehnten anderen Welt. Möglich auch, dass es einfach kommen musste, weil die Zeit reif war. Es war ein unsichtbares Ereignis, ein unausgesprochenes dazu. Wir wärmten uns aneinander, wachten oder dösten Arm in Arm, streichelten uns besänftigend oder, war die Lust gewachsen, küssten und schmeckten uns, als versuchten wir auszuloten, welche Erfüllung eine solche Verbindung uns geben könnte. Über allem schwebte aber eine stillschweigende Übereinkunft, ein Einverständnis, das weder sie noch ich in Abrede stellten, was auch immer sich noch ereignen sollte.
    An die siebzig Kommilitonen waren in der Universit ät geblieben. Bald war ein Vertreter des Rektorats erschienen und hatte uns mit gerötetem Gesicht aufgefordert, die Räumlichkeiten sofort zu verlassen. Wieder war von Hausfriedensbruch die Rede gewesen. Jeden Augenblick erwarteten wir, die Polizei ins Haus stürmen zu sehnen. Dann hieß es plötzlich, der AStA habe mit dem Rektorat ein Abkommen getroffen und die Verantwortung für ein ordentliches und rechtmäßiges Verhalten der Studenten übernommen. Es gab großes Gelächter.
    Alessandra war die Heldin des Abends. Wie ein Feldherr lief sie herum, bedachte jeden mit einem freundlichen Wort und selbst die Typen vom SDS schienen sie ernst zu nehmen. So vertrieb ich mir die ersten Stunden dieser Nacht ohne sie. In einem kleinen Grüppchen diskutierte ich mit einigen Jura-Studenten über Gott und die Welt. Unter ihnen war auch Robert, der Rotblonde mit den langen Haaren, den wir am Nachmittag kennengelernt hatten. Wie sich später herausstellen sollte, hatte er gerade das mit Abstand beste Examen seines Jahrgangs abgelegt, ein Umstand, der ihm später vor Gericht helfen sollte.
    Als ich ihn fragte, wie die Diskussion über das Ho Chi-Minh Plakat ausgegangen sei, zeigte er mit dem Daumen nach unten. Der SDS sei abgeschifft, habe aber das Plakat brav wieder abgehängt. "Was blieb ihnen auch anderes übrig", dachte ich.
    Erst sp äter, als viele schon schliefen und eine trügerische Ruhe eingekehrt war, sollte Alessandra sich zu mir gesellen. Bis dahin blieb mir die freudige Erwartung, und dass sie berechtigt war, bewiesen mir ihre Augen, das Lächeln, mit dem sie mich bedachte, wann immer sich unsere Blicke trafen.
    Schlie ßlich mussten wir richtig eingenickt sein. Als mir die anschwellende Geräuschkulisse ins Bewusstsein drang, lag Alessandras Kopf auf meiner Brust, und ich hatte Mühe, mich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. Draußen war es noch dunkel. Es war früh am Morgen. Es hatte Gerüchte gegeben, Korporierte organisierten einen Sturm auf die Universität, und von überallher drang das Quietschen und Knarren der Tische und Stühle, die über die Steinböden geschoben wurden, um die Eingänge zu verbarrikadieren.
    Tats ächlich versammelten sich im Morgengrauen zwei Dutzend Burschenschaftler vor dem Hauptportal. Es waren vor allem Alemannen, vorzugsweise Juristen, wie es hieß, und ich sollte Altomonte beim verspäteten Frühstück ironisch fragen, wo sich seine Palatiner in der Stunde der Wahrheit versteckt hätten.
    "Kossak, du Faschistenschwein!" br üllte jemand hinter mir. Und einer raunte mir zu, das sei ein Landtagsabgeordneter der NPD.
    Es gab eine heftige, aber harmlose Rangelei, in deren Verlauf einzelne Blockadebrecher immer wieder ins Foyer gelangten, von dort aber schnell und unsanft wieder hinausbef ördert wurden.
    Robert schleppte gerade einen d ünnen mausgrauen Verbindungsstudenten im Schwitzkasten zum Ausgang, als diesem ein Stilett aus der Tasche fiel. Wie eine erbeutete Waffe hielt Robert das Messer triumphierend in die Höhe und verursachte einen Sturm der Entrüstung bei uns anderen. Ratzenbach, so hieß der Student, der später in einigen Flugblättern mit dem Zusatz stud. stiletti betitelt werden sollte, zeigte ihn wegen Körperverletzung an. Vor Gericht konnte Robert dann unter allgemeinem Geschmunzel glaubhaft machen, er habe

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