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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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damit herumschlagen. Er habe nur noch einen Fall, falls es überhaupt ein Fall sei, und den nur halb.
    "Gehen Sie in Pension?" Ohne Absicht lag Verbl üffung in meiner Stimme. Tatsächlich konnte ich mir nicht vorstellen, er stünde vor einem längeren neuen Lebensabschnitt. Es klang, als hätte ich gefragt, ob er wirklich den Ärmelkanal schwimmend durchqueren wollte.
    Sein Lachen ging in ein Husten über. Dann wurde er ernst. "Von hier geht es nirgendwo mehr hin." Er schlug sich mit seinem Fäustchen ein paar Mal gegen die Brust und sagte leichthin: "Lungenkrebs." Es war nicht auszumachen, ob er scherzte. "Wissen Sie, wie hoch die Heilungsquote bei Lungenkrebs ist?" Ich schüttelte den Kopf. "Acht Prozent. Selbst für Krebs ist das wenig, sehr wenig." Er machte eine Pause und schien nachzudenken, vielleicht zog sein Leben an ihm vorüber. "Rauchen Sie?" Wieder verneinte ich. "Seien Sie froh!" Der Kommissär seufzte erneut und zündete sich eine Zigarette an.
    Wir sa ßen uns ein Weilchen still gegenüber. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Plötzlich blickte er auf und sah mich freundlich an. Was immer er gehabt hatte, es war vorbei. "Sie wollen sicher wissen, was es sonst Neues gibt." Wohlwollen lag in seiner Stimme.
    Von White gab es nachwievor keine Spur. Daf ür gab es einen vorläufigen Untersuchungsbericht. Ursache der Explosion war eine Manipulation am Phasengleichrichter. Auch ein Gutachten des Europäischen Instituts , das Montaigne mir über den Tisch schob und Bells Unterschrift trug, kam zum gleichen Ergebnis. Chloé hatte recht gehabt. Offenbar war ein Anschlag auf die Anlage verübt worden.
    "Dann ist Altomonte ermordet worden?"
    Der Kommissär schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass man Ihren Freund umbringen wollte. Er stand wohl eher zufällig im Weg als das Ding außer Kontrolle geriet. Die Experten meinen, dass er sehr viel Pech hatte. Normalerweise hätte nicht viel passieren können."
    Montaigne stand auf. "Monsieur Heilant, es war mir ein Vergn ügen, mit Ihnen zu plaudern. Vielleicht machen Sie einem alten kranken Mann die Freude, mit ihm eine Partie zu spielen." Er lächelte. "Sie bleiben doch noch ein paar Tage in unserer schönen Stadt?" Das waren keine richtigen Fragen, und ich ergriff vorsichtig seine durchsichtige Hand, um mich zu verabschieden.
    Dann kam der Regen doch. Ich war noch keine zehn Meter gegangen, als die ersten dicken Tropfen auf die Stra ße klatschten. Im Nu steigerte sich das Prasseln zu einem heftigen Guss. Auf dem Pflaster breiteten sich Pfützen aus, auf denen kleine Wasserfontänen die Einschussstellen markierten. Das Tack-Tack meiner Absätze hallte durch die Gasse, als ich ins Hotel zurückeilte.
    In einem kleinen Gesch äft an der Ecke, das Spezialitäten aller Art feilbot und mehr einem Juwelier als einem Tante Emma-Laden glich, kaufte ich eine Flasche Bailey's . Zurück in meinem Zimmer stellte ich die Flasche auf den Nachttisch, ein Glas daneben und legte mich aufs Bett. Ich nahm das Taschenbuch zur Hand, das ich auf Altomontes Flügel gefunden hatte. Der Wolkenbruch war in einen stetigen Landregen übergegangen. Draußen dämmerte es bereits. Das Lämpchen neben dem Bett verbreitete ein warmes Licht. Das Telefon schlummerte griffbereit auf dem Boden. Ich wurde ruhiger, nahm einen Schluck und schlug die erste Seite auf. An diesem Tag sollte ich das Buch zum dritten Mal lesen.
     
    Douglas Hall lebt in einer nahen Zukunft, in der die Welt von Meinungsforschern beherrscht wird. Auf Schritt und Tritt begegnet man sogenannten Test-Interviewern, Schnüfflern, die nach dem Demoskopiegesetz als amtliche Personen anerkannt sind und denen jeder nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft geben muss.
    Hannon Fuller, ein genialer Wissenschaftler, erfindet einen Umwelt -Simulator, der die Meinungsforscher ersetzen soll. Er schafft eine, wie man heute sagen würde, virtuelle Welt, in der virtuelle Wesen ein virtuelles Leben führen. Obwohl die reagierenden Identitätseinheiten , so heißen die Wesen im Simulator, nur aus elektronischen Schaltelementen bestehen, fühlen und denken sie wie Menschen. Sie sind sich ihrer Künstlichkeit nicht bewusst. Der Simulator ist eine verkleinerte Kopie der wirklichen Welt, das Modell eines durchschnittlichen Gemeinwesens. Er erlaubt Verhaltensvorhersagen, die um ein Vielfaches präziser sind als die Ergebnisse einer ganzen Armee von Meinungsforschern.
    Fuller kommt bei einem r ätselhaften Unfall ums Leben und Hall, sein

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