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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte?«
    Die Wolkendecke war aufgebrochen, und der Abendhimmel blutrot. Lexz zog die Schultern fröstelnd zusammen und versuchte dem eisigen Wind zu entgehen, der vom See her über das Tal strich und sich heulend an den Flanken der Hügel brach. Es wollte ihm allerdings nicht gelingen.
    Mittlerweile hatten sie die Talsohle erreicht, und eigentlich hätte es hier unten wärmer sein müssen als oben bei der Töpferwerkstatt, die sie passiert hatten, bevor sie an verlassenen Hütten vorbei immer weiter hinabgestiegen waren. Aber Lexz hatte ganz im Gegenteil das Gefühl, als wäre es von Anfang an immer nur kälter geworden. Vielleicht lag das daran, dass nach der Begegnung mit Nor eine Art innerer Kälte in ihn eingezogen war. Das Gespräch hatte ihn mehr aufgewühlt, als er sich das zunächst hatte eingestehen wollen. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, das alles vermischte sich in seiner Empfindung zu einem ungenießbaren Gemisch ohne Ziel und Halt.
    Hätte er nicht eigentlich erleichtert sein müssen, dass sie nun endlich das Land ihrer Stammväter entdeckt hatten? Hätte er sich nicht darauf freuen können, nach zwei Sommern lang vermisste Freunde und Verwandte wiederzusehen? Hätte ihn die Aussicht darauf, nach all der harten, entbehrungsreichen Zeit wieder sesshaft werden zu können, nicht anspornen müssen, nun auch noch die letzten Hindernisse zu beseitigen?
    Eigentlich ja. Aber es ging ihm alles zu schnell, und es war ihm alles zu viel. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis er wirklich begriff, was hier in diesem Tal seit den Zeiten der Stammväter alles geschehen war, und was das für jeden Einzelnen von ihnen bedeutete: für Torgon und Ekarna, für seinen Vater und den Schamanen, für sich selbst und all diejenigen, die die große Wanderung überlebt hatten.
    Aber eigentlich hatte er zurzeit keine Aufmerksamkeit dafür. Es war der Gedanke an Isana, der ihn fast wahnsinnig machte. Ihr Bild ließ ihn nicht los – und ihre Küsse und Umarmungen erst recht nicht. Er erinnerte sich, wie er in ihren Augen versunken war, wie sich ihre Lippen gefunden hatten und ihre Körper auf eine besondere Art verschmolzen waren. Dabei war eigentlich nicht mehr zwischen ihnen gewesen als eine flüchtige Begegnung an einem kleinen Wasserlauf, dessen unbekümmertes Plätschern sich ebenso in seine Erinnerung eingegraben hatte wie jede Regung ihres Körpers, wie das leicht spöttische und doch liebevolle Aufblitzen in ihren Augen und ihre Finger, die seine Gesicht erkundet hatten, bevor sie tiefer gewandert waren. Sie hatten viel zu wenig Zeit füreinander gehabt und sich kaum aufeinander einlassen können. Und doch es war ganz anders gewesen als mit allen anderen Mädchen zuvor, tiefer, bewegender und so aufwühlend, dass sein Herz selbst jetzt noch schmerzhaft zu pochen anfing, wenn er auch nur an seine Liebste dachte.
    Aber nicht nur das wühlte ihn auf, während seine Gedanken um Isana kreisten. Er wusste nicht, ob die Barbaren sie aus eigenem Antrieb entführt haben mochten, oder auf Geheiß dieses Amars, des falschen Hundes, wie Nor ihn genannt hatte. Und schon gar nicht wusste er, wie ihr die Flucht gelungen war – und warum sie Abdurezak und den anderen im Dorf nichts von diesem schrecklichen Erlebnis erzählt hatte.
    Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Denkst du schon wieder an Isana?«, fragte Ekarna.
    Ihre Stimme schien dabei einen bitteren Klang anzunehmen. Lexz versuchte das auf die Kälte und die Erschöpfung zu schieben. Er verstand ohnehin nicht ganz, woher Ekarna die Kraft nahm, äußerlich so ruhig – beinahe schon heiter – zu bleiben, da sie doch wusste, dass es im Augenblick um nichts anderes ging, als Isana zu finden.
    In den letzten Tagen waren sich Ekarna und er auf eine unausgesprochene Art viel näher gekommen als jemals zuvor. Spätestens in dem Stollen, als sie eng aneinandergepresst die Flut der Grottenmulche über sich ergehen lassen mussten, hatte er gespürt, wie es wirklich um sie stand. Inzwischen glaubte er tief in seinem Herzen zu wissen, dass Ekarna gerne mehr als nur seine Weggefährtin gewesen wäre.
    »Ja«, gestand er nach einer ganzen Weile, während er einen Fuß vor den anderen setzte, ohne wirklich zu bemerken, wo sie waren. »Natürlich denke ich an sie. Nor braucht sie doch.«
    »Nicht nur Nor«, wandte der Schamane ein, der es auf den letzten Schritten irgendwie geschafft hatte, zu ihnen aufzuschließen.
    Lexz warf ihm einen besorgten Seitenblick zu. Abdurezak

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