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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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natürlich, und Rar.«
    Der Mann packte sie am Handgelenk – und ließ sie dann erschrocken wieder los, als sie vor Schmerz zusammenzuckte, weil er dabei ihre frischen Schnittwunden zusammengepresst hatte. »Taru? Du meinst doch nicht etwa Dragosz’ Sohn?«
    Arri stolperte zurück, bis sie mit dem Rücken in einem Dornenbusch hängen blieb. Natürlich. Alles passte zusammen. Wäre sie nicht so abgelenkt gewesen, sie hätte gleich bemerken müssen, dass der Fremde nicht nur die gleiche Sprache sprach wie sie, sondern dass er auch die Worte genau in der gleichen Art aussprach wie Dragosz, Taru und all die anderen Dorfbewohner. Das konnte doch nichts anderes bedeuten, als dass auch er ein Raker war.
    »Du …«, stammelte sie, »du gehörst zu Ragoks Männern!«
    Die Augen des Fremden verengten sich, sein Mund wurde zu einem fest zusammengekniffenen Strich. Hätte Arri weiter ausweichen können, dann hätte sie es jetzt getan. Aber der Busch hinter ihr hielt sie in einem nicht minder festen Griff als das kurz zuvor noch Rar getan hatte. Und als sie jetzt die Hand hob, mit der sie den Stein nach wie vor umklammert hielt, hörte sie, wie Stoff riss.
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Ja!« Der Fremde kam weiter auf sie zu. In seinen Augen funkelte jetzt etwas, das Wut sein konnte, oder aber auch kalter Hass. »Ich gehöre zu den Männern, die zu Ragok gehalten haben, nachdem ihn sein schändlicher Bruder entehrt hat. Und du musst zu denen gehören, die Dragosz während seines Zugs nach Westen aufgegriffen hat.«
    Aufgegriffen hat! Was für eine abfällige Art, das auszusprechen. Aber nichts war unwichtiger, als sich jetzt darum Gedanken zu machen.
    »Wenn du weiter so rumbrüllst, werden Taru und Rar gleich hier sein.« Sie machte einen befreienden Schritt nach vorn, zumindest wollte sie das, aber die Dornen hatten sich so in ihr Gewand gebissen, dass es an allen Ecken knirschte. Na wunderbar.
    »Ja.« Der Fremde senkte seine Stimme so weit, dass Arri Mühe hatte, die nächsten Worte überhaupt zu verstehen. »Du hast recht. Wir müssen leise sein. Aber sag mir eines: Bist du meine Feindin?«
    Seine Feindin? Arri konnte nicht anders, als in das offene Gesicht des Fremden zu sehen. Er war jung, kaum älter als Taru. Aber quer über seine Stirn verlief eine Narbe, und um seinen Mund und seine Augen hatten sich bereits feine Furchen eingegraben, die davon kündeten, dass er harte Zeiten hinter sich hatte. Seine Kleidung bestand aus dem gleichen fein gewebten Stoff, wie ihn die anderen Raker trugen, unter denen Arri in der letzten Zeit gelebt hatte. Aber sie war deutlich zerschlissen und mit frisch wirkendem Blut und Dreck verschmiert.
    »Warum sollte ich deine Feindin sein?«, fragte Arri. »Ich kenne dich ja gar nicht.«
    »Nein, das tust du nicht«, antwortete der Mann grimmig. »Aber du wirst Geschichten von mir und den meinen gehört haben.«
    »Um das beurteilen zu können, müsste ich erst einmal deinen Namen wissen.«
    Der Fremde nickte. »Also gut.« Er klopfte sich gegen die Brust. »Ich bin Larkar der Speer.« Bitter verzog er das Gesicht. »Nur leider ist mir mein Speer abhanden gekommen. Wir sind in einen Hinterhalt geraten. Waren das deine Leute?«
    »Meine Leute?« Arri deutete auf den Strick, der an ihrem rechten Handgelenk herabhing. »Sieht das denn so aus, als wäre hier jemand in der Nähe, der zu meinen Leuten zählt?«
    Larkar schüttelte den Kopf. »Nein. Und wenn es Taru war, der dich in diese Lage gebracht hat, dann bist du nicht unbedingt mein Feind.«
    »Das war er, ja«, versicherte ihm Arri, obwohl dies nur bedingt stimmte.
    »Und wie stehst du zu Dragosz?«, fragte Larkar.
    Das war ein Stich, der Arri mitten ins Herz traf. Sie öffnete den Mund, setzte zu einer Antwort an, und schloss ihn dann wieder.
    »Dragosz ist …«, sagte sie schließlich.
    Sie kam jedoch nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Etwas zischte, und ein Pfeil sauste so nah an Larkars Gesicht vorbei, dass Arri im ersten Augenblick glaubte, er hätte ihm die Nasenspitze abgerissen.
    Larkar reagierte blitzschnell. Statt sich einfach umzudrehen und davonzulaufen, was er ohne Zweifel hätte tun können, sprang er auf Arri zu, packte sie bei beiden Armen und riss sie an sich heran. Der Stoff in Arris Rücken hatte kaum Zeit zu knirschen, da riss er schon an etlichen Stellen. Dann war sie frei.
    »Lauf«, zischte ihr Larkar zu.
    Arri hätte dieser Aufforderung gar nicht bedurft, um loszulaufen. Sie hätte schreien können vor

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