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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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etwas denken. Von Robert. Von Robert Konrad. Er lehnte sich wieder zurück und ließ die bunten Bilder an sich vorbeiflimmern.
    Aber es stimmte ja. Hätte die Polizei nicht Konrads Sachen beschlagnahmt, in Kisten gepackt und abtransportiert, säße er sicher noch heute hier und wartete auf den Entrümpler. Schade, dass sie nicht auch den Fernseher und den Videorecorder mitgenommen hatten.
    »Noch will Sonja kämpfen. Noch will sie nicht begreifen, dass ihr Traum von der Idylle ins Wanken geraten ist.«
    Zap.

    Olaf Wössner hatte die falsche Taste gedrückt. Mit elektronischem Surren erwachte der Videorecorder.
    »Oh ja. Oh komm, mach weiter. Bitte. Du bist so geil.«
    Olaf Wössner erstarrte, als hätte ihm der Tod auf die Schulter geklopft. Was auch beinahe richtig war. Denn das, was dort aus dem Fernseher stöhnte, war unverkennbar die Stimme seines toten Chefs.
     
    »Hups.« Lachend griff Kyra nach Franz, der neben ihr gestolpert war. »Das Licht hier unten ist schon seit Wochen kaputt. Unser Hausmeister hat gerade mal wieder seine depressive Verstimmung. Noch ein Stock, dann wirds heller.«
    »Per aspera ad astra«, lallte Franz. »Beethoven. Hat auch immer von dunkel nach hell komponiert. - Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein -«
    »Pscht.« Kyra boxte ihm in die Rippen. »Hier wohnt die Blockwartin«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Tu mir n Gefallen und sing dein Ständchen nachher weiter. Wenn die Alte wach wird, erschießt sie uns beide.«
    »- langen und bangen in schwebender Pein -«
    »Jesus.« Im Schutz der Dunkelheit herzlich, blinzelte Kyra in die Richtung, aus der der windschiefe Bariton kam. »Ich frag mich bloß, von was du dermaßen besoffen bist.«
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte sie die Treppe hinauf. Sie hätte nie geglaubt, dass es so blendende Laune machen konnte, Dummheiten zu begehen. Auch sie begann zu trällern. Bis sie die Frau sah, die vor ihrer Tür hockte.
    »Bunten Thrones ewige Aphrodite,
Kind des Zeus, das Fallen stellt, ich beschwör dich,
Nicht mit Herzweh, nicht mit Verzweiflung brich mir,
Herrin, die Seele.«
    Olaf Wössner wusste nicht, wo er hinstarren sollte. Dort, auf dem Bildschirm, saß die Kollegin Jenny Mayer. Die Kollegin Jenny Mayer und las. Saß auf der teuren Ledercouch, genau derselben, die da hinten an der Wand stand, und las. Und hatte ein transparentes weißes Kleid an. Ein transparentes weißes Kleid auf der Ledercouch und las. Und las. Und -
    Olaf Wössner ächzte.
    Jenny Mayer hatte sich ans Kleid gegriffen. Die Beine gespreizt ans Kleid gegriffen. Und das Kleid - das Kleid - hochgezogen.
    »Nein, komm hierher, so du auch früher jemals
Meinen Ruf vernommen und ganz von ferne
Hörtest darauf und ließest des Vaters Haus, das
Goldne, und kamst, den
Wagen im Geschirre -«
    Die Blondine ließ das Buch sinken. »Robert, es reicht jetzt. Ich will nicht mehr.«
    »Oh, Jenny, du bist so schön, schau her, du siehst doch, was du mit mir angestellt hast, du kannst jetzt nicht einfach aufhören.« Die Stimme des Chefs. Zwar taumelig, schwer, aber unverkennbar die Stimme des Chefs.
    Jenny Mayer warf einen genervten Blick knapp an der Kamera vorbei und nahm das Buch wieder hoch.
    »- Wagen im Geschirre. Dich zogen schöne
Schnelle Spatzen über der schwarzen Erde,
Flügelschwirrend -«
    »Jenny, zeig noch mehr.«
    »- fffflüüügelschwirrrrend, niiiiieder vom
Himmmmel -«
    »Ich will mehr von dir sehen. Zeig dich. Mach deine Beine auf.«
    »- flügelschwirrend, nieder vom Himmel durch die
Mitte des Äthers -«
    »Jaa.«
    »Gleich am Ziele. Du aber, Selig-Große,
Lächeltest mit ewigem Antlitz und du
Fragtest, was ich wieder erlitten, was ich
Wiederum riefe -«
    »Machs dir mit der Hand.«
    Gereizte Pause. Jenny Mayer blickte abermals an der Kamera vorbei. »Robert, ich hab genug. Auf diese ganze Schnapsidee hat dich doch nur diese kleine Schlampe gebracht. Dann soll sie doch hier hocken, diesen Quatsch rezitieren und an sich rumfummeln.«
    »Jenny, ich will dich sehen.« Heiser. »Du machst mich wahnsinnig. Keine andere macht mich so an wie du.«
    »Und warum schlafen wir dann nicht einfach wie zwei normale Menschen miteinander?«
    »Wenn du dich sehen könntest, es ist einfach -« Der restliche Satz verstöhnte. Schweres Luftholen. »- es ist so geil.«
    »Aber nur dieses eine Mal. Verstanden? In Zukunft machen wirs wieder normal.« Jenny Mayer nahm das Buch in die linke Hand und fasste sich halbherzig zwischen die Beine.
    »- und du - und du

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