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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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erleichterte oder enttäuschte. Irgendwie hatte er fast begonnen, die Konrad-Tochter zu mögen. Nicht sehr. Aber immerhin.
    Inzwischen kam es ihm so vor, als ob er das Gesicht von anderswoher kannte. Aber das geschah immer. Früher oder später kam einem jedes Gesicht bekannt vor. Denn letzten Endes war es ja auch immer dasselbe: Pünktchen, Pünktchen, Komma, Strich, fertig ist das Menschgesicht.
     
    Geh ran. Verdammt noch mal, geh endlich ran.
    Wütend knallte Kyra den Hörer auf die Gabel. Franz musste zu Hause sein. Längst zu Hause sein. Nike Schröder
trank nicht. Was sollte er stundenlang mit einer Frau machen, die nicht trank.
    Sie blätterte in der Mappe, auf der »Bewerbungsunterlagen - Schröder, Nike« stand. Die Seiten ratschten. Geboren 1978. Kyra lachte. Ein Witz. Sweet little nineteen. Geboren in Aschaffenburg. Keine Spur von Abitur. Merkwürdig. Wie studierte die Kleine ohne Abitur.
    Kyra fegte die leere Flasche vom Tisch. Scheiße. Es war scheißegal, ob die Kleine mit oder ohne Abitur studierte. Franz sollte ans Telefon gehen. Zum zigsten Mal drückte sie die Wahlwiederholung. »Guten Tag. Sie sind verbunden -«
    Kyra hielt es nicht mehr aus.
     
    Der Mann in der dunklen Windjacke kam entschlossen auf die Villa zu. Isabelle Konrad stoppte mitten im Rotzhochziehen und sprang ans Fenster. Licht musste sie nicht löschen, sie hatte ohnehin im Dunkeln auf dem Bett ihres Vaters gesessen.
    Sie erstarrte. Es konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Konnte nicht sein. Schüttelfrost. Ganz schlimmer Schüttelfrost.
    Es war einer der beiden Bullen, der den Kiesweg entlangkam.
    Am liebsten hätte sie geschrien. Laut geschrien. Die Fensterscheibe eingeschlagen. Aber sie wusste, dass sie keinen Lärm machen durfte. In dieser Nacht. Ihr wurde schwindlig. Sie biss sich in die Hand, bis sie blutete. Es konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Konnte nicht sein. Das konnte diese Frau ihr nicht wirklich angetan haben.
    Es war dasselbe Gefühl wie damals, als sie ihren Vater das erste Mal mit einer fremden Frau im Bett erwischt hatte. Sie hatte auch nur dagestanden und nicht geglaubt, was sie sah.
    Der Bulle klopfte unten an die Tür. Jetzt schrie sie doch. Aber so, dass nur sie selbst es hören konnte. Tief in ihrem
Kopf schrie es und wollte nicht mehr aufhören zu schreien. Blind stürzte sie zu dem Kleiderschrank ihres Vaters und riss die Schubladen heraus.
     
    »Das erste Mal hatten wir Sex nach dem Presseball. Robert und ich, wir hatten schon den ganzen Abend geflirtet. Wir haben es auf der Damentoilette getrieben. Robert hatte vor den Toiletten auf mich gewartet.«
    Jenny Mayer saß mit steifem Rücken auf der Ledercouch und sprach gegen die Wand.
    »Wir haben kein Wort miteinander geredet. Ich bin zuerst in die Toilette rein, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Robert kam sofort nach. Die Kabine war eng. Zuerst haben wir es im Stehen versucht. Es ging nicht gut. Im Stehen klappt es bei mir nie richtig. Und Robert war zu betrunken, um mich zu heben. Dann hat er sich hingesetzt. Und ich mich umgekehrt auf ihn drauf. Es war heftig. Es ging nicht lange. Höchstens drei Minuten.«
    Vom Schreibtisch kam ein leises Stöhnen. Jenny drehte sich um. Olaf Wössner hatte beide Hände unter der Schreibtischplatte.
    »Schau mich nicht an«, zischte er. »Erzähl weiter!«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass es da nicht viel zu erzählen gibt. Wir waren beide ziemlich betrunken. Und dementsprechend unspektakulär war die Angelegenheit.« Jenny Mayer kratzte sich an der Wade. Sie trug noch immer das rote Kostüm, das sie heute Morgen schon angehabt hatte. Ihre rote Lackhandtasche lag neben ihr auf der Couch. Ihren schwarzen Businesscase hatte sie auf die breite Lehne gestellt.
    »Du weißt, dass du so billig nicht wegkommst. Erzähl mir Details.«
    »Wir haben uns geküsst. Robert ist mir sofort mit der Hand unter den Rock. Als ich seine Hose aufgemacht habe, war er schon voll da. Ich war so nass, dass er nicht lange an
mir rumspielen musste. Wie gesagt, das im Stehen hat nicht funktioniert, also habe ich ihn aufs Klo gedrückt. Ich habe mich zuerst über ihn gestellt und bin dann langsam runtergegangen. Ich habe meine Beine so breit gemacht, wie das in dieser engen Zelle ging. Ich habe ein bisschen mit ihm gespielt. Er wollte gleich zustoßen, aber ich bin noch ein paar Mal wieder hoch, bevor ich ihn reingelassen habe. Wir mussten nicht die Hände dazunehmen. Er hat den Weg auch so gefunden. Ich habe dann angefangen, langsam auf ihm

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