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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gethan, in seiner Werkstatt zwischen den Tonnen verankert zu bleiben.
    – Laß ihm nur seinen Zungenschlag, Ollive, antwortete der Kapitän Bourcart. Es sind ja nur leere Worte! Jean-Marie Cabidoulin ist deshalb doch ein tüchtiger Kerl!«
    Am Nachmittage lavierte der »Saint Enoch« bei günstiger Brise etwa vier Meilen vor Akaroa, als von dem Harpunier Louis Thiébaut der erste Walfisch gemeldet wurde. Es war gegen zwei Uhr; die große Cetacee trieb in geringer Entfernung ihren Schaumstrahl in die Höhe.
    Bourcart ließ sofort gegenbrassen. Dann wurden zwei von den vier Booten ausgesetzt, das des ersten Lieutenants Coquebert und das des zweiten Allotte. Die beiden Officiere stiegen hinein und nahmen auf dem Hintertheile Platz. Die Harpuniere Durut und Ducrest standen vorn auf dem gedeckten Bootstheile. Einer der Matrosen ergriff das Steuer, die anderen handhabten die Ruder.
    Bei dem Feuereifer, der sie erfüllte, kamen die beiden Lieutenants dem Walfisch fast gleichzeitig nahe genug, ihn angreifen, d. h. die Harpune nach ihm werfen zu können.
    An der Harpune ist eine ungefähr dreihundert Faden lange Leine befestigt, die sorgfältig gerollt mitschiffs in einer Balje liegt, so daß sie ohne Hinderniß ablaufen kann.
    Die beiden Harpuniere schleuderten ihre Harpunen, die die linke Seite des Wales trafen; das verwundete Thier entfloh mit größter Geschwindigkeit. Da verwickelte sich trotz aller Vorsichtsmaßregeln die Leine des Lieutenants Coquebert, so daß sie eiligst gekappt werden mußte. Romain Allotte blieb also allein in Verbindung mit dem Meeresriesen, dessen Verfolgung sein Kamerad zu dessen größtem Bedauern aufgeben mußte.
    Widerstandslos fortgerissen, flog das zweite Boot über die Wellen hin, während das Wrickruder es gegen Gierschläge geschützt hielt. Als der Wal verschwand, d. h. zum erstenmale untertauchte, ließ man ihm, in der Erwartung, daß er doch bald wieder auf der Wasserfläche erschiene, die Leine nachschießen
    »Achtung! Achtung! rief der Lieutenant Allotte. Sobald der Bursche wiederkommt, schleudern Sie, Ducrest, eine Lanze und ich eine zweite!
    – Es ist alles bereit, Lieutenant,« antwortete der Harpunier, der auf dem kleinen Vordeck zusammengekauert saß.
    An Bord dieser Jagdboote hält man allgemein auf Steuerbord gleichzeitig mit zwei Reserveharpunen drei wie Rasiermesser scharfe Lanzen in Bereitschaft. Auf Backbord liegen dagegen ein Bootshaken und ein Handbeil, das dazu dient, die Verbindung mit dem Walfisch zu zerschneiden, wenn dieser mit so großer Schnelligkeit dahinschießt, daß es unmöglich wird, sich von ihm schleppen zu lassen, ohne die Sicherheit des Bootes und seiner Insassen zu gefährden. Dann sprechen die Leute vom Fache von einem »mit der Lanze arbeiten«.
    Als der Wal in geringer Entfernung wieder auftauchte, schlich sich das Boot an ihn heran. Der Lieutenant und der Harpunier schleuderten jeder gegen seine Seite eine Lanze. Da diese aber keine lebenswichtigen Organe des Seesäugethiers getroffen hatten, spritzte dieses statt eines blutigen, noch immer einen weißschaumigen Strahl aus und suchte nach Nordosten hin zu entweichen. Es lag also deutlich auf der Hand, daß der Wal nicht unmittelbar tödtlich verwundet war.
    An Bord des »Saint Enoch« verfolgten der Kapitän Bourcart und die übrige Mannschaft mit gespanntem Interesse den Verlauf dieser Jagd, die sich offenbar zu verlängern drohte, obwohl es so gut wie unmöglich war, daß das Thier noch mehrere Stunden lang zu entfliehen vermöchte. Bourcart ließ jetzt sein Schiff in den Wind legen, um sich der von diesem zwei gute Seemeilen entfernten Pirogue zu nähern.
    Dieses Boot glitt mit außerordentlicher Schnelligkeit dahin. Soweit man den zweiten Lieutenant kannte, wußte man auch, daß er seine Beute sich auf keinen Fall entgehen lassen werde, trotz aller Ermahnungen zur Vorsicht, die ihm zutheil geworden waren.
    Auch Yves Coquebert, der seine Leine wieder entwirrt hatte, schickte sich jetzt an, dem Kameraden zu helfen.
    Eine halbe Stunde später zeigte es sich schon deutlich, daß der Walfisch der Erschöpfung nahe war. Er tauchte nur noch für wenige Minuten unter, ein Beweis, daß es ihm an Athem zu fehlen anfing.
    Romain Allotte, der sich die langsamere Fortbewegung des Thieres sofort zunutze machte, ließ seine Leine einholen, und in dem Augenblicke, wo das Boot des Lieutenants Coquebert herankam, gelang es schon seinem Harpunier Ducrest, eine der Flossen des Walfisches mit dem Beile

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