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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Filhiol hinzu, widersprachen sich jene guten Leute mehrfach, denn die einen behaupteten, das Thier habe eine spitze Schnauze und werfe das Wasser durch ein Spritzloch aus, und die anderen blieben dabei, es habe Flossen gleich den Ohren des Elefanten. Dann war wieder von dem großen weißen Walfisch an der Küste Grönlands, dem berühmten Maby Dick, die Rede, dem die schottischen Walfänger über zwei Jahrhunderte lang nachspürten, ohne ihn je gesehen zu haben, geschweige denn zu erreichen…
    – Was doch nicht verhinderte, an sein Vorhandensein zu glauben, fiel Bourcart lachend ein.
    – Natürlich nicht, bestätigte Filhiol, ebenso wie an das der nicht weniger sagenhaften Schlange, die vor einigen vierzig Jahren zuerst in der Bai von Glocester und ein zweitesmal dreißig Meilen seewärts von Boston in amerikanischen Gewässern zum Entsetzen aller »Zeugen« ihr Unwesen trieb.«
    Der Doctor mochte aber predigen, so viel er wollte, Cabidoulin beharrte doch auf seiner eingewurzelten Anschauung. Was diese Wunderthiere anging, meinte er, daß das Meer, sowie es ganz außergewöhnliche Pflanzengebilde, z. B. achthundert bis tausend Fuß lange Algen enthalte, doch auch Ungeheuer von riesigen Größenverhältnissen verbergen könne, die ihrer Organisation nach in großer Tiefe lebten und nur selten einmal auftauchten.
    Als glaubhaft wird ja berichtet, daß die Yacht »Concordia« 1819 etwa fünfzehn Seemeilen seitwärts von Race-Point einer Art Schlange begegnet sei, die fünf bis sechs Fuß über die Wasserfläche hervorragte und einen Pferdeoder richtiger einen Reptilienkopf gehabt haben soll, doch nur fünfzig Fuß lang, also noch nicht einmal so lang war, wie viele Wale und Pottfische.
    Im Jahre 1848 glaubte die Mannschaft an Bord des »Peking« ein ungeheueres, über hundert Fuß langes Thier zu sehen, das sich an der Meeresoberfläche hin bewegte. Eine genauere Untersuchung zeigte aber, daß es sich nur um eine außergewöhnlich lange, mit Seeparasiten aller Art bedeckte Algenmasse handelte.
    Im Jahre 1849 behauptete der Kapitän Schielderup in der schmalen Wasserstraße, die die Insel Osterssen vom Festlande trennt, eine schlafend auf dem Wasser liegende, mindestens sechshundert Fuß lange Schlange bemerkt zu haben.
    Im Jahre 1857 meldeten die Ausguckposten des »Castillan« das Erscheinen eines Ungeheuers mit dickem, tonnenförmigem Kopfe, dessen Gesammtlänge auf zweihundert Fuß geschätzt wurde.
    Ferner berichtete 1862 der Commandant Beyer, der Führer des Avisos »Alecton«…
    »Entschuldigen Sie hier eine Unterbrechung, Herr Filhiol, ließ sich da Meister Cabidoulin vernehmen, ich kenne nämlich einen Matrosen, der dort mit an Bord war.
    – An Bord des »Alecton«? fragte Bourcart.
    – Jawohl!
    – Und Sie wollen sagen, Cabidoulin, jener Matrose habe gesehen, was der Commandant damals berichtete?
    – Gesehen, wie ich Sie sehe, und es war ein leibhaftiges Ungeheuer, das die Mannschaft bei jener Gelegenheit an Bord gehißt hat…
    – Gut, antwortete Doctor Filhiol, es handelte sich aber nur um einen unmäßig großen, krebsrothen Kopffüßler mit hoch am Kopfe liegenden Augen, einem papageischnabelähnlichen Maule, spindelförmigem, in der Mitte wie aufgeblähtem Körper und zwei aus abgerundeten, fleischigen Lappen bestehenden Flossen an dessen unterem Theile, während vom Kopfe selbst recht lange Fangarme ausgingen. Die gesammte weiche Fleischmasse wog nicht weniger als zweitausend Kilogramm, obwohl das Thier vom Kopf bis zum Schwanze nur fünf bis sechs Meter maß. Das war also keine Seeschlange…
    – Wenn es aber derartige Ungeheuer giebt, meinte der Bötther, so möcht’ ich doch fragen, warum es nicht auch die Seeschlange geben soll.«
    Wir fügen hier noch die Wahrnehmungen an, die in späterer Zeit bezüglich der Ungeheuerarten gemacht worden sind, welche die Meerestiefe beherbergt.
    Im Jahre 1864 stieß, einige hundert Seemeilen von San Francisco, das holländische Schiff »Cornelis« mit einem Octopus (Achtfüßer) zusammen, von dem ein mit Saugnäpfen versehener Fangarm das Wasserstag des Bugspriets gepackt hatte und dieses fast bis zur Wasserfläche hinunterzerrte. Nach der Abtrennung des Fangarmes durch Beilhiebe klammerten sich zwei andere Arme (oder Füße), der eine an die Jungfernblöcke der Wandtroffen des großen Focksegels, der andere an das Gangspill an; nach deren Abtrennung mußten noch acht weitere Tentakeln abgehackt werden, die das Schiff sehr merkbar nach Steuerbord

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