Die historischen Romane
Kahal-Modell in den verschiedenen europäischen Ländern ernst genommen werde und insbesondere die Billigung der Alliance Israélite Universelle gefunden habe.
Ich fragte ihn, wie man aus diesen Dokumenten, die vor langer Zeit von einer entlegenen Gemeinde in Osteuropa produziert worden sind, den Beweis für die Existenz eines weltweiten Kahal ziehen könne. Er antwortete, da brauche ich mir keine Sorgen machen, die neuen Dokumente sollten nur als Belegstücke dienen, als Beweise dafür, dass diejenigen, von denen er sprach, keine Erfindung seien – und im übrigen werde sein Buch, das er gerade schreibe, sehr überzeugend den wahren Kahal anprangern, die große Krake, die ihre Tentakeln nach der zivilisierten Welt ausstrecke.
Seine Züge verhärteten sich bei diesen Worten und nahmen fast jene Raubvogelhaftigkeit an, die ihn als den Juden verraten müsste, der er trotz allem noch war.
»Die tiefsten Gefühle, die den talmudischen Geist beseelen, sind maßloser Ehrgeiz nach Weltbeherrschung, unersättliche Gier nach dem Besitz aller Reichtümer der Nichtjuden sowie Hass auf die Christen und auf Jesus Christus. Solange die Kinder Israels sich nicht zu Jesus bekehren, werden sie die christlichen Länder, die sie beherbergen, immer nur wie eine Art See betrachten, in dem jeder Jude nach Belieben fischen kann, wie es der Talmud sagt.«
Erschöpft vom Ungestüm seiner Anklage bestellte Brafmann escalopes de poularde au velouté , aber das Gericht sagte ihm nicht zu, und so vertauschte er es gegen filets de poularde piqués aux truffes . Dann zog er eine silberne Uhr aus der Weste und sagte: »Oje, es ist spät geworden. Die französische Küche ist sublim, aber die Bedienung ist langsam. Ich habe eine dringende Verabredung und muss gehen. Lassen Sie mich wissen, Hauptmann Simonini, ob es leicht für Sie ist, das richtige Papier und die richtige Tinte aufzutreiben.«
Er hatte gerade zum Abschluss ein Vanille-Soufflé genossen, und nun erwartete ich von einem Juden, mochte er auch konvertiert sein, dass er mich die Rechnung bezahlen lassen würde. Doch nein, mit grandseigneuraler Geste wollte er mir »diese kleine Zwischenmahlzeit spendieren«, wie er sich ausdrückte. Vermutlich konzedierten ihm die russischen Dienste fürstliche Spesenrechnungen.
Ich ging einigermaßen perplex nach Hause. Ein vor fünfzig Jahren in Minsk produziertes Dokument mit Anweisungen so kleinkrämerischer Art wie der Frage, wen man zu einem Fest einladen sollte und wen nicht, beweist keineswegs, dass diese Regeln auch das Handeln der großen Banken in Paris oder Berlin bestimmten. Und vor allem: Nie, nie, niemals darf man mit echten oder halbechten Dokumenten arbeiten! Wenn sie irgendwo existieren, könnte jemand sie finden und beweisen, dass etwas nicht stimmt… Um überzeugend zu sein, muss das Dokument ganz neu geschaffen werden, und vom Original darf man möglichst gar nichts zeigen, sondern nur wie vom Hörensagen reden, damit man zu keiner existierenden Quelle zurückgehen kann. So wie es bei den Heiligen Drei Königen der Fall war, von denen nur Matthäus in zwei Versen gesprochen hat, ohne zu sagen, wie sie hießen noch wie viele sie waren, noch dass sie Könige waren, alles übrige sind später hinzugekommene tradierte Gerüchte. Und doch sind diese Drei Könige für die Leute so wahr wie Josef und Maria, und soweit ich weiß, werden sogar ihre sterblichen Reste irgendwo verehrt. Enthüllungen müssen außerordentlich, überwältigend, romanhaft sein. Nur so werden sie glaubwürdig und wecken Empörung. Wieso sollte sich ein Weinbauer in der Champagne darüber aufregen, dass die Juden in Minsk ihresgleichen vorschreiben, wie sie die Hochzeiten ihrer Töchter zu feiern haben? Ist das ein Beweis dafür, dass sie ihre Hände in seine Taschen stecken wollen?
Mit einemmal wurde mir klar, dass ich das beweiskräftige Dokument ja schon hatte, oder jedenfalls den überzeugenden Rahmen dafür (der sogar noch überzeugender war als der Faust von Gounod, der die Pariser seit einigen Jahren so närrisch machte), und dass ich für diesen Rahmen jetzt nur noch die passenden Inhalte suchen musste. Ich meine natürlich die Versammlung der Freimaurer auf dem Donnersberg, den Plan von Joseph Balsamo und die Nacht der Jesuiten auf dem Friedhof in Prag.
Wo musste das jüdische Welteroberungsprojekt ansetzen? Beim Besitz des Goldes, wie mir Toussenel nahegelegt hatte. Die wichtigsten Stichworte meines Dokuments waren also Welteroberung, um die
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