Die historischen Romane
Version davon erstellt werden, und andererseits muss Goedsche daran gehindert werden, seine Version weiterzuverbreiten.«
»Und wie soll ich diesen Fälscher daran hindern?«
»Ich werde meine deutschen Mitbrüder bitten, ihn im Auge zu behalten und gegebenenfalls zu neutralisieren. Soweit wir über sein Leben im Bilde sind, ist er einer, der sich von vielen Seiten erpressen lässt. Du musst jetzt daran arbeiten, aus der Rede des Rabbiners ein reicher artikuliertes Dokument zu machen, das mehr Bezugnahmen auf aktuelle politische Angelegenheiten enthält. Schau dir das Buch von Joly an. Es geht darum, den… wie soll ich sagen… den jüdischen Machiavellismus herauszustellen, und wie sie planen, die Staaten der ganzen Welt zu korrumpieren.«
Ergänzend regte Pater Bergamaschi noch an, um die Rede des Rabbiners glaubwürdiger zu machen würde es sich lohnen, auch das aufzugreifen, was der Abbé Barruel enthüllt hatte, und vor allem den Brief, den Simoninis Großvater an Barruel geschrieben hatte. Vielleicht habe Simonini ja noch eine Abschrift davon, die sehr gut als das an Barruel geschickte Original durchgehen könnte?
Simonini fand sogar noch, ganz hinten in einem Schrank, den ursprünglichen Originalentwurf in dem kleinen Schrein, in dem ihn sein Großvater aufzubewahren pflegte, und einigte sich mit Pater Bergamaschi auf eine angemessene Summe für dieses kostbare Fundstück. Die Jesuiten waren zwar geizig, aber hier war Zusammenarbeit geboten. So kam es, dass im Juli 1878 eine Nummer der französischen Zeitschrift Le Contemporain erschien, die reichhaltiges Material enthielt: die Erinnerungen von Pater Grivel, der ein Vertrauter Barruels gewesen war, viele Nachrichten, die Simonini bereits aus anderen Quellen kannte, und den Brief seines Großvaters. – »Der Friedhof in Prag kommt dann später«, sagte Pater Bergamaschi. »Wenn man bestimmte explosive Nachrichten auf einen Schlag bringt, vergessen die Leute sie nach der ersten Aufregung, und am Ende haben sie alles vergessen. Darum muss man die Nachrichten stückeln und scheibchenweise verabreichen, so dass jede neue Nachricht die Erinnerung an die früheren wieder auffrischt.«
Simonini zeigt sich in seinem Tagebuch deutlich befriedigt über diese Wiederentdeckung des Briefes von seinem Großvater, und in einem Anflug von Tugendhaftigkeit scheint er sich davon zu überzeugen, dass er mit dem, was er getan hatte, letztlich ein Vermächtnis erfüllte.
So machte er sich mit neuem Eifer daran, die Rede des Rabbiners anzureichern. Bei einer nochmaligen Lektüre des Buches von Joly entdeckte er, dass dieser Polemiker, offenbar weniger abhängig von Sue, als er zunächst geglaubt hatte, seinem Machiavelli-Napoleon noch andere Tücken zugeschrieben hatte, die genau auf die Juden passten.
Während Simonini dieses Material zusammentrug, wurde ihm klar, dass es zu reichhaltig und zu breit gestreut war: Eine gute Rede des Rabbiners müsste, wenn sie die Katholiken beeindrucken sollte, viele Hinweise darauf enthalten, wie die Juden planten, die allgemeinen Sitten zu verderben, und womöglich von Gougenot des Mousseaux die Idee der physischen Überlegenheit des Judentums übernehmen oder von Brafmann die Regeln zur Ausbeutung der Christen durch Wucher. Die Republikaner dagegen würden durch Hinweise auf eine immer mehr kontrollierte Presse aufgeschreckt, während Unternehmer und kleine Sparer, stets misstrauisch gegenüber den Banken (die nach allgemeiner Ansicht ohnehin fest in jüdischer Hand sind), durch Hinweise auf die ökonomischen Pläne des Weltjudentums alarmiert würden.
So zeichnete sich in seinem Kopf allmählich eine Idee ab, die, ohne dass er sich dessen bewusst wurde, sehr jüdisch und kabbalistisch war: Er müsste nicht bloß eine Szene auf dem Prager Friedhof und eine Rede des Rabbiners beschreiben, sondern verschiedene Reden, eine für die Pfaffen, eine für die Sozalisten, eine für die Russen und eine für die Franzosen. Und er durfte nicht alle Reden vorfabrizieren, er musste sie als Versatzstücke auf separaten Bögen produzieren, die, wenn man sie verschieden mischte, mal die eine und mal die andere Rede ergäben – so dass er dann verschiedenen Käufern je nach deren Wunsch und Geschmack die richtige Rede verkaufen konnte. Kurzum, es war, als protokolliere er als guter Notar verschiedene Zeugenaussagen oder Geständnisse, um sie den Anwälten zur Verteidigung unterschiedlicher Fälle zu liefern – weshalb er nun anfing,
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