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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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werde ihnen Vollmachten und Pässe geben. Sie sollen Monsieur Amaury de Craon, den Gesandten Philipps IV., im Palast des Erzbischofs aufsuchen.« Corbett sprach absichtlich leise. »Benutzt irgendeinen Vorwand und ladet ihn ein, als Euer Gast hierherzukommen. Sagt ihm, Ihr hättet ihm einige geheime Dinge mitzuteilen, die die Krone Frankreichs beträfen. Ihr solltet den Brief so freundlich wie möglich abfassen.« Corbett schaute in den blaßblauen Himmel. »Es ist jetzt fast schon Mittag. Er könnte bis zur Abenddämmerung hiersein.«
    »Ich habe ebenfalls Bartholomews Nachricht an der Wand gelesen«, erklärte de Molay. »Sie paßt zu den anderen Puzzlestücken und Fragmenten.«
    »Ihr hättet mir das sagen sollen«, tadelte Corbett ihn.
    »Heute abend werden es alle wissen«, flüsterte de Molay. Corbett drehte sich um und befahl Ranulf und Maltote, abzusteigen, die Pferde wieder in den Stall zu stellen und ihr Gepäck ins Gästehaus zu bringen. Die Templer traten beiseite, und Corbett kehrte auf ihr Zimmer zurück. Die Wachen ließen nicht lange auf sich warten. Sie postierten sich im Gang.
    »Wir hätten weiterreiten sollen«, meinte Ranulf. Er warf die Satteltaschen zu Boden. Sein Gesicht war hochrot vor Ärger. »Sie hätten sich doch nicht getraut!«
    »Das ließ sich nur auf eine Art herausfinden«, entgegnete Corbett, »und das wollte ich nicht riskieren.«
    Er setzte sich an den Tisch und schrieb einen kurzen Brief an den König und die Vollmachten, die es den Templer-Kurieren erlauben würden, die Stadt York zu betreten. Er siegelte die Schreiben eilig, und Ranulf gab sie einer der Wachen, die vor der Tür standen. Corbett konnte jetzt nichts anderes tun als abzuwarten. Er beachtete Ranulfs ständige Fragen nicht weiter und auch nicht Maltotes halblaute Betrachtungen, von wie vielen Templern sie bewacht würden.
    Am Nachmittag machten sie einen Spaziergang, und die Wachen folgten ihnen. Ranulf zählte mindestens ein Dutzend. Corbett war nahe dran, um eine Audienz bei de Molay nachzusuchen, entschied sich aber dagegen. Er war sich immer noch nicht ganz sicher und kam zu dem Schluß, daß es besser war, de Craons Ankunft abzuwarten. Er befahl Ranulf und Maltote, auf ihr Zimmer zurückzugehen, und begab sich selbst in die Templerkirche. Eine Weile saß er in der Marienkapelle und schaute auf die wunderschöne, aus Mahagoni geschnitzte Skulptur der Madonna mit dem Jesusknaben. Darüber war eine kleine Fensterrosette, deren Glasmalereien Szenen aus dem Leben Christi zeigten. Einige Minuten lang betete er. Die Madonna und die Glasmalereien erinnerten ihn an die kleine Kirche in der Nähe der Farm seines Vaters.
    Ich sollte dorthin zurückkehren, dachte er, und nach dem Grab meiner Eltern sehen. Er schaute auf das Fenster. Vielleicht könnte er ebenfalls ein bemaltes Glasfenster kaufen, durch das dann Licht in das dunkle Querschiff fallen würde, in dem seine Eltern unter kalten und feuchten Platten begraben lagen. Er lächelte. Seiner Mutter würde das gefallen. Sie hatte ihn häufig an solchen Nachmittagen in die Kirche mitgenommen, während sein Vater und sein älterer Bruder bei der Feldarbeit waren. Sie erklärte ihm immer die Wandmalereien und die geschnitzten Figuren auf dem Lettner. So hatte er auch Pater Adelbert kennengelernt, der sich später seiner Ausbildung angenommen hatte.
    »Du mußt hart arbeiten, Hugh«, hatte seine Mutter oft zu ihm gesagt. »Denk daran, daß die großen Eichen auch einmal als kleine Eicheln angefangen haben.«
    »Ich wünschte, du wärst hier!« flüsterte Corbett.
    Was hätte sie jetzt über ihn gedacht. Er war weit weg von seiner zweiten Frau und seinem Kind und bereitete sich darauf vor, einen Mörder mit seinen Taten zu konfrontieren und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Das war das Erbe seines Vaters. Dieser war Soldat gewesen, hatte im Bürgerkrieg gekämpft und immer wieder gesagt, wie wichtig ein starker Regent, gute Richter und vernünftige Gesetze für ein Land seien. Corbett seufzte. Er erhob sich von dem kleinen Betschemel und ging zum Portal der Kirche zurück. Hier hatten seine Wächter auf ihn gewartet. Er war sich immer noch nicht sicher, was er tun würde und wie er den Mörder in eine Falle locken könnte. Anhaltspunkte waren eine Sache, Beweise eine andere. Er drehte sich um und schaute noch einmal auf die Fensterrosette und die Geschichten, die dort dargestellt waren. Plötzlich kam ihm eine Idee.
    »Ich möchte de Molay sehen«, sagte er zu einer

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