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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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auch repariert werden?«
    »Ja, richtig.«
    »Und wozu? Ich denk, der Vogel ist ausgeflogen?«
    »Ihr habt, scheint es, genau darauf geachtet, was der Pöbel heute Morgen schrie.«
    Der Meister zog es vor, nicht zu antworten. Stattdessen sagte er: »Geh mal rauf, Gorm, und guck nach, was zu tun ist.«
    »Nein, Tauflieb! Ich wünsche nicht, dass Euer Hilfsmann das macht.« Der Gedanke, dass Gorm Blicke auf Freyja werfen könnte, behagte Lapidius ganz und gar nicht. »Kümmert Euch selbst darum.«
    Der Meister zuckte mit den Schultern. »Wenn Eure Seligkeit davon abhängt, bitte sehr.« Er machte eine Bewegung mit dem Kopf, und der Koloss trabte folgsam zur Werkstatt zurück.
    »Danke. Euer Hilfsmann gehorcht Euch aufs Wort.«
    Tauflieb grunzte und ließ sich den Schlüssel zum Schloss aushändigen. Dann verschwand er in den Oberstock. Lapidius blieb weiterhin sitzen. Seine Gedanken wandten sich Freyja zu. Sie hatte sich, trotz ihres Schwächezustands, in das Gebälk des Dachbodens retten können. Ein kleines Wunder. Todesangst schien tatsächlich Flügel zu verleihen. Auch über Schmerzen hatte sie nicht geklagt. Eine bemerkenswerte Reaktion des Körpers, die er an sich selbst auch schon festgestellt hatte: In höchster Not schien der Leib unempfänglich zu sein gegenüber jeglicher Tortur. Ob das auch auf dem Scheiterhaufen galt?
    Hatte die Frau, deren Kopf in seiner Vorratsgrube ruhte, ebenfalls nicht gelitten? Er hoffte es für sie. Blond war sie gewesen, so blond wie Gunda Löbesam. Und wie Freyja. Doch Freyj a lebte noch, gottlob.
    Wieder waren die Buchstaben FS in einen Kopf geschnitten worden, einen Kopf, den man über seiner Tür aufgehängt hatte. Das ließ nur einen Schluss zu: Freyja Säckler sollte auch diesmal als Schuldige angeprangert werden – von Absendern, die sich die Mühe gemacht hatten, Hörner eines Ziegenbocks in die Stirn zu setzen. Waren es die Filii Satani gewesen? Lapidius nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit den Kopf eingehend zu untersuchen. Ein interessanter Punkt würde sein, was für Spuren der Halsansatz aufwies.
    Er musste an einen mehrschnabligen Alambic denken: Viele Enden traten da aus dem Glaskörper hervor, und jedes für sich hatte seine Bedeutung. Auch in diesem Fall war es so. Es gab viele Fährten, die man aufnehmen konnte, es gab Verdächtige, es gab Hinweise, es gab vermisste Gegenstände, aber früher oder später kam immer die Mauer, an der sämtliche Erkenntnisse abprallten. Wo war das Verbindungsglied, das alle Enden vereinte? Konnte es der gehörnte Schädel sein? Lapidius atmete schwer. Auch das bewährte Mittel beim Experimentieren, nämlich das Problem von einem anderen Standpunkt aus anzugehen, half hier nicht weiter.
    Die Enden passten einfach nicht zusammen. Nirgendwo. Es war zum Verzweifeln. »So, alles in Ordnung«, grunzte Tauflieb, der aus dem Oberstock zurückkam. »Eure seltsame Bewohnerin ist wieder hinter Schloss und Riegel.«
    »Danke.« Lapidius nahm den Schlüssel, den der Meister ihm entgegenhielt, und fragte, was er noch schuldig sei. Tauflieb nannte die Summe. Lapidius hatte das Gefühl, dass der Meister sich bei der Bemessung des Preises nicht gerade zurückhielt, zahlte aber ohne ein weiteres Wort.
    Der Schlossermeister ging und drehte sich noch einmal um. »Ach ja«, sagte er, als wäre es ihm just eingefallen, »Gorm gehorcht mir tatsächlich aufs Wort. Und ich denke, ich bin wohl der Einzige, bei dem er es tut.«
    Lapidius wusste darauf nichts zu sagen. Er stand auf. Es ging bereits auf den Abend zu. Marthe war bei ihrer Mutter und hatte kein Essen vorbereitet. Nun gut, darauf konnte er verzichten. Er ging in die Küche und bereitete ein Tranquilium für Freyja zu. Dann stieg er zu ihr hinauf. Er gab ihr den Trank und plauderte ein wenig mit ihr, sprach aber nicht über seine Sorgen und Nöte. Heute war schon der zehnte Behandlungstag, und mit der Aufklärung des Falls war er kein Jota weitergekommen.
    Als er sah, wie sie in den Schlaf hinüberdämmerte, ließ er wie immer das Öllämpchen brennen und stieg hinunter in die Küche.
    Marthe war mittlerweile wieder da. Sie stand in gebückter Haltung über einem Becher Wasser und hielt einen nicht erkennbaren Gegenstand in der Hand. Als sie seiner gewahr wurde, zuckte sie zusammen.
    »Warum erschreckst du dich so?«, fragte Lapidius freundlich.
    »Ich … nix.« Die Magd versuchte, den Gegenstand zu verbergen. »Sollich was zu essen machen?«
    »Nein, danke. Ich habe keinen Appetit. Was

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