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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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der Haustür pochte. Wer konnte das sein? Marthe jedenfalls nicht. Rasch deckte er den Kopf mit dem Tuch ab und stellte noch den gläsernen Bären davor. Dann schritt er zur Tür. Durch die Ereignisse des Vortags misstrauisch geworden, öffnete er sie nur einen Spaltbreit.
    »Ich komme im Namen der Stadt«, sagte Krabiehl. Seine Stimme klang sehr dienstlich. »Ich habe Euch Fragen zu stellen.«
    »So, habt Ihr das?« Lapidius sammelte sich. »Warum kommt Ihr dann nicht herein? Gestern seid Ihr doch auch hereingekommen. Allerdings ungebeten. Ihr habt zusammen mit dem Pöbel mein Haus gestürmt und meine Habe zerstört.«
    Der Büttel verschränkte die Arme vor der Brust. »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ihr meint, weil ich ohnmächtig war, hätte ich das nicht mitbekommen, was?«
    »Ich meine gar nichts. Fest steht: Ein Totenkopf hing gestern Morgen über Eurer Tür, entdeckt vom alten Holm. Der Kopf trug die Anfangsbuchstaben der Freyja Säckler auf der Stirn. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Hexe erneut getötet hat. Ich frage Euch, wo der Schädel ist. Er gehört zwar zu einer unbekannten Person, muss aber dennoch begraben werden.«
    »Da gebe ich Euch Recht, Krabiehl. Ich denke, jemand hat den Frauenkopf abgenommen und fortgeschafft. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    »Ihr macht es Euch einfach, Herr. Ich frage Euch: Kennt Ihr die Tote?«
    »Nein. Wenn es so wäre, hätte ich es Euch längst gesagt.«
    Der Büttel wippte auf den Zehenspitzen, sich seiner Wichtigkeit bewusst. »Dann wisst Ihr sicher auch nicht, wer den Kopf jetzt hat?«
    »Nun, Krabiehl, Freyja Säckler jedenfalls nicht. Wenn Ihr wollt, fragt sie doch selbst.« Lapidius ließ die Tür offen und ging zurück in sein Laboratorium. Dem Büttel blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    »Äh … Freyja Säckler ist im Haus?«
    Lapidius musste an sich halten, um nicht laut herauszulachen. »Natürlich, wie sollte sie nicht.«
    »Aber …, aber …, ich habe doch alles durchs…« Der Büttel biss sich auf die Lippen.
    »Ihr wolltet sagen, Ihr hättet alles durchsucht? Nun, dann habt Ihr Eure Arbeit schlecht gemacht.« Lapidius setzte sich auf das schiefe Bett und dachte: Du hast deine Nase in jeden Winkel meiner Räume gesteckt und anschließend dem Richter brühwarm gemeldet, dass Freyj a verschwunden ist. Wahrscheinlich hast du mein Haus sogar weiter bespitzelt, vielleicht die ganze Nacht hindurch, weil du glaubtest, Freyja würde wieder zurückkommen. Doch das war nicht der Fall. Umso blöder ist dein Gesichtsausdruck jetzt. Das geschieht dir recht!
    Krabiehl hatte seine alte Sicherheit wiedergefunden und sagte mit strenger Miene: »Ich glaube Euch nicht, Herr. Ihr könnt mir viel erzählen. Freyja Säckler ist fort, die Hexe ist entwichen, und Ihr, Ihr habt ihr dabei geholfen. Richter Meckel ist ebenfalls dieser Ansicht und wird Euch …«
    Der Büttel brach ab, denn Lapidius hatte Einhalt gebietend die Hand gehoben. »Richter Meckel wird gar nichts. Er dürfte Euch noch heute ein paar unangenehme Fragen stellen. Und nun achtet auf das, was ich jetzt sage.« Er beugte sich zum Sprechschacht hin und rief: »Freyj a! Freyj a, hörst du mich? Freyj aaa! « Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie wach war.
    »Ja.«
    »Ich hoffe, es geht dir besser, nach allem, was gestern geschehen ist?«
    »Die Saubande. Werds mein Lebtag nicht vergessen, wie sie gehaust hat.« Freyjas Stimme klang hohl und geisterhaft.
    »Es ist ja vorbei. Ich komme gleich hinauf und bringe dir Wasser.«
    »Ich hab Schmerzen. Der Mund tut mir weh, als säß ne Folterbirne drin.«
    »Hab noch einen Augenblick Geduld.« Lapidius erhob sich vom Bett und blickte Krabiehl an. Was er sah, behagte ihm. In des Büttels Augen stand Angst. Helle Angst.
    »Die Hexe … ich … ich … aber …«, stammelte Krabiehl. »Freyja Säckler befindet sich im Haus, wie Ihr hört. Wollt
    Ihr sie sehen? Sie ist zwar gerade unpässlich, aber …« »Nein! «
    »Das dachte ich mir.« Lapidius schritt zur Tür. Abermals hatte der Büttel keine andere Wahl, als hinter ihm herzutrotten. »Sucht Euren Totenkopf woanders. Und wenn Ihr schon dabei seid, schaut Euch auch nach dem Karren der Säckler um. Er ist ihr Eigentum, und er ist von Wert. Ich nehme an, Ihr habt ihn noch nicht gefunden?«
    Krabiehl drehte sich um und ging davon.
    Lapidius flößte Freyja Brunnenwasser ein. Es ging nur langsam, denn das Schlucken fiel ihr schwer. Als sie ausgetrunken hatte, stieg er noch einmal

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