Die Hochzeit meiner besten Freundin
erzählst du da!«
»Wenn du mir nicht glaubst, dann schau doch selbst!«
»Er sieht nicht mich an. Und falls doch, dann nur, um sich davon zu überzeugen, ob ich ordentlich arbeite.«
Verstohlen blicke ich in seine Richtung und muss erkennen, dass Abi Recht hat und dass er herschaut. Auf mich. Er fängt meinen Blick auf und lächelt, dieses ganz eigene, einseitige Hochziehen eines Mundwinkels, dass so unwiderstehlich ist.
»Siehst du«, bemerkt sie triumphierend, »was hab ich gesagt? Jetzt zier dich nicht so, es muss dir doch aufgefallen sein?«
Zugegeben, vielleicht ist mir aufgefallen, dass er sehr freundlich ist, und es sind nicht nur die Trinkgelage nach der Arbeit, die zu einer schlechten Angewohnheit werden.
Wir verstehen uns gut.
Zu gut.
Ich habe ihn in Aktion erlebt. Er flirtet sehr gekonnt. Doch zwischen uns passiert entschieden mehr als nur dieses leichtherzige Schäkern wie mit den anderen Mädchen. Das spüre ich. Leider bin ich nicht die Einzige, der das aufgefallen ist.
Nach der Arbeit treffe ich mich mit Jamie in einem Cafe gleich um die Ecke, wo es einen unglaublich guten Schokoladenkuchen mit Karamellcreme gibt.
Unter dem Vorwand, dass wir beide einen harten Arbeitstag hinter uns haben, bestellen Jamie und ich beide eine doppelte Portion und lassen uns an einem Fenstertisch nieder, von dem aus man auf die Themse sehen kann. Der Tag war strahlend schön, doch wie üblich zu kalt, um draußen sitzen zu können. Westwind streicht über den Fluss und kräuselt die Oberfläche. Graue, trübe Wellen schlagen gegen die Boote, die am Kai gegenüber festgemacht sind.
»Und, wie läuft’s im Job?«, fragt Jamie, der sich mit beängstigender Geschwindigkeit über das erste Stück Kuchen hermacht. »Gut.«
»Und wie wirst du damit fertig, so eng mit Eddie zusammenzuarbeiten?«
»Mit ihm werde ich schon fertig, das Problem ist eher Amanda.«
Noch zwei Bissen, und Jamie wird bereits ein Stück Kuchen verschlungen haben. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell isst, außer vielleicht Elvis. Es entsteht eine Pause, während er sich an das zweite Stück macht, bevor er fortfährt.
»Ich habe gesehen, wie du ihn beobachtest, Belle.«
»Tja, das könnte damit zu tun haben, dass ich von Amanda dafür bezahlt werde, ihn zu beobachten.« Ich bedenke Jamie mit einem spöttischen Blick und lutsche etwas von dem zähen Karamell auf meiner Gabel.
»Mag ja sein, aber ich habe diesen Ausdruck nur ein einziges Mal auf deinem Gesicht gesehen, und zwar als du zum ersten Mal einen Walnut Whip gegessen hast.«
»Daran erinnerst du dich? Ich nicht. Aber du weißt ja, was es bedeutet, ein Junkie zu sein«, scherze ich und stopfe noch mehr Kuchen in meinen Mund, »man fragt sich, wie man vor der Sucht überhaupt leben konnte.«
»Eben«, stellt Jamie reichlich selbstgefällig fest.
»Was heißt das, eben?«
»Du hast es selbst gesagt. Sucht.« Er hat seinen Schokoladenkuchen verputzt und blickt jetzt hoffnungsvoll auf meinen, ein bisschen wie Elvis beim Abendessen.
Jetzt kommt sie wieder. Die gefürchtete Diagnose vom Onkel Doktor.
»Ich stehe nicht auf Eddie, Jamie.«
»Oje, sie verneint es noch immer«, erwidert er trocken.
»Ich verneine gar nichts!«
»Die Verneinung der Verneinung«, stöhnt er. »Es ist schlimmer, als ich dachte.«
»Ich stehe nicht auf Eddie«, wiederhole ich mit zusammengepressten Zähnen.
»Und warum spielst du dann immer noch dieses beschissene, verrückte Detektivspiel? Ich kenne dich, Belle. Du hasst es, wenn jemand versucht, dir zu sagen, was du machen sollst, und da lässt du dich von Amanda schikanieren, als würdest du ihr gehören.«
»Ich brauche das Geld.«
»Du könntest dir eine andere Arbeit suchen.«
»Keine, die so gut bezahlt ist.«
»Quatsch! Amanda darf dich ja gar nicht für die Zeit bezahlen, die du im Club arbeitest. Das brauchst du gar nicht zu bestreiten. Nicky hat’s mir nämlich erzählt, also weiß ich, dass es stimmt.«
»Na ja, es schien mir nicht korrekt«, murmele ich, »dass er mich dafür bezahlt, dass ich dort arbeite, obwohl ich doch nur dort bin, weil sie mich dafür bezahlt, ihn zu beobachten. Kannst du mir folgen?«
»Ja, ich kann dir folgen. Nur zu gut. Hör mal, Belle, ich finde es ja in Ordnung, dass du im ›Daisy’s‹ arbeitest, um ein Auge auf Eddie zu haben, um ihn kennen zu lernen, um herauszufinden, wie er ist. «
»Ach ja?«
»Ja. Aber ich finde es nicht in Ordnung, dass du es für Amanda machst. Denk drüber
Weitere Kostenlose Bücher