Die Hochzeit meiner besten Freundin
irgendwie mit seiner Leistengegend verbunden sind. Dass sie ein kleiner Anhang, ein Ableger, ein Vorsprung seiner Schamhaare sind, und wenn die Augenbrauen wackeln, dann will die Leiste in der Regel mit von der Partie sein.
Auch die Vorstellung, Nigels Hand zu waschen, gefällt mir ganz und gar nicht. Tatsache ist, dass der Gedanke daran, was er mit dieser, seiner Hand alles bei mir anzustellen gedenkt, mir einfach zu viel ist.
Mit Anspielungen kann ich fertig werden. Ich habe ein gutes Händchen für gutmütige, lustige Bemerkungen, die meinen Standpunkt in der Regel gut rüberbringen, aber mich beschleicht das Gefühl, dass es bei Nigel eines Holzhammers bedarf, um ihn auch nur ansatzweise abzuschrecken. Und plötzlich weiß ich, dass ich den Sommer nicht hinter einer fünf mal einen Meter großen Theke eingesperrt sein will, während dieser schleimige Nigel versucht, mich mit seinen Schmierfingern zu begrapschen, und dass auch die Aussicht, in schicken Boutiquen einkaufen zu können, es nicht wert ist, solch eine Nacktschnecke bei Laune zu halten.
Ich lege den Rückwärtsgang ein und schabe mit den vier Stuhlbeinen über die polierten Dielen wie mit den Fingernägeln über eine Tafel, so dass Nigels Hand, die gerade mein Knie betatschen wollte, ins Leere greift und ihn aus dem Gleichgewicht bringt.
»Danke für das Angebot«, stoße ich hervor, schnappe meine Handtasche und steuere den Ausgang an, »aber lieber suche ich mir ’nen Job als offizielle Arschputzerin bei einem Männer hassenden, rotarschigen Pavian, als mich dafür bezahlen zu lassen, bei Ihnen auch nur irgendetwas zu waschen!«
Auf dem Rückweg zu Nickys Wohnung nimmt Arnold Anstoß daran, dass ich meine schlechte Laune an seiner Kupplung auslasse, und stellt mich vollends bloß, indem er an einer Ampel und an der Spitze einer langen Autoschlange den Geist aufgibt.
Ich sitze wie eine vollkommene Idiotin die längsten fünf Minuten meines Lebens da, bis eine Gruppe Jogger, die für den Londoner Marathon trainieren, sich meiner erbarmt und uns mehr oder weniger von der Straße trägt.
In dem Augenblick, da wir von der Hauptstraße runter und in einer Seitenstraße sind, beschließt Arnold, wieder anzuspringen. Ich versuche noch nicht einmal, den Motor anzulassen, er springt einfach von selbst an und läuft lange genug, damit ich in acht Zügen wenden und mich wieder in den Berufsverkehr einfädeln kann. Sobald wir wieder im Stau stehen, gibt Arnolds Motor ein heiseres, gurgelndes Geräusch von sich, das an ein dämonisches Lachen erinnert, und stirbt prompt eines weiteren Todes.
Im Aufzug entziehe ich mich dem Würgegriff meiner Schuhe und strecke meine armen, geschundenen Füße aus. So viel zum Thema »dressed to kill«. Das einzig Gekillte sind meine kleinen Zehen, die gegenwärtig so taub sind, dass es mir vorkommt, als hätte ich sie auf dem Heimweg in der U-Bahn verloren. Im Geiste sehe ich sie vor mir, wie sie im Fundbüro Seite an Seite mit Beinprothesen, einem einzelnen Sarg und in Plastik abgepackten Proben aus dem Krankenhaus stehen.
Nix sitzt im Wohnzimmer und trinkt mit der jungen Frau aus der Wohnung gegenüber Kaffee. Sie sehen beide auf, als ich mürrisch zur Wohnungstür hereinkomme.
»Wie war’s?«
Nicky braucht gar keine Antwort mehr, mein Gesichtsausdruck und meine Haltung sprechen Bände. Ich schleudere die Schuhe aufs Sofa und lasse mich neben sie plumpsen.
»Doch so schön, hm?« Mit spitzen Fingern entfernt sie die Schuhe, bevor sie mir eine Tasse Kaffee anbietet. »Mach dir nichts draus, wir haben vielleicht eine Lösung für dein Jobproblem. Du kennst doch Lucy aus Nummer acht, oder?«
Die hübsche Asiatin lächelt mich an.
In der kurzen Zeit, seit ich hier bin, habe ich Lucy gut genug kennen gelernt, um sie jedes Mal anzulächeln, wenn wir uns begegnen, und sie um ihre Designerklamotten zu beneiden, um die achtzehn Paar Schuhe von Manolo Blahnik – ja, ich habe jedes Paar mit eifersüchtiger Gründlichkeit registriert -, um den langen, schimmernden Vorhang aus schwarzen Haaren, die großen, schräg stehenden braunen Augen, die hohen Wangenknochen und die vollen rosa Lippen. Um dieses mühelose, blendende Aussehen, um genau zu sein.
»Lucy hat dir ein Angebot zu machen«, erklärt Nicky mir, ohne mir in die Augen zu sehen.
Wenn es etwas in der Art ist, was der schleimige Nigel mir angeboten hat, dann will ich es gar nicht wissen. Doch Lucy sieht viel besser als Nigel aus und ist viel anständiger. Nicht,
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