Die Hochzeit meiner besten Freundin
sie sich mit Gordon dem Grapscher in London niederließ.
»Was für eine schöne Wohnung«, murmele ich und lasse meine Hand verführerisch über die glatten steinernen Kurven der Nachbildung eines Tang-Pferdes gleiten.
»Nicht so schön wie du«, grunzt Gordon heiser und pirscht sich über den Teppich an mich heran.
Kann mir bitte jemand eine Spucktüte reichen!
»Möchtest du einen Kaffee oder vielleicht etwas Stärkeres?«
Er steht dicht hinter mir, sein Whisky-geschwängerter Atem streift über meinen bloßen Nacken, seine großen Hände wandern über meine Hüften.
Hastig entziehe ich mich ihm, indem ich zu den Gleittüren aus Glas hinübergehe, die zum Balkon führen, und vorgebe, den Ausblick zu bewundern.
Auf keinen Fall werde ich mir dieses Spielchen mit dem angeblichen Kaffeetrinken antun, während wir vor dem eigentlichen Akt ein bisschen auf dem Sofa rumfummeln.
Gordon wählt diesen Moment, um etwas verführerische Musik aufzulegen.
Mist! Was zum Teufel wird das hier? Ich glaube, es gibt nur einen Weg, das Ganze durchzuziehen, ohne dass ich meine Lippen auf Gordons pressen muss – oder er seine auf meine, was noch schlimmer wäre. Brrg!
Ich drehe mich zu ihm um und setze ein, wie ich hoffe, kühnes und einladendes Lächeln auf.
»Ich nehme an, hier ist das Schlafzimmer?«, gurre ich und gehe zielstrebig auf die Tür zu, von der ich nur zu genau weiß, dass sie sehr wohl zum Schlafzimmer führt.
Er muss annehmen, ich sei die schnellste Aufreißerin im West End. Er hat mich noch nicht einmal geküsst, und ich bin bereits auf dem Weg in sein Bett.
Ich frage mich, ob es durchgeht, wenn ich in voller Montur ins Bett hüpfe? Wie stelle ich es an, dass Gordon nackt und verwundbar ist, ohne dass ich auch nur einen Knopf aufmache?
Ich löse das Problem, indem ich lange vor ihm das Schlafzimmer betrete.
Als er schnaufend in der Tür steht, habe ich mich bereits wie eine zweite Mae West auf dem Bett drapiert und säusele mit rauchiger Stimme: »Strippst du für mich, Big Boy?«
Glücklicherweise zögert er nur einen Moment, bevor sich sein strahlendes, ungläubiges Grinsen auf seinem kantigen Gesicht ausbreitet. Dann beginnt er mit unanständiger Hast, sich die Kleider vom Leib zu reißen.
»Nein, da drüben, wo ich dich sehen kann.« Ich dirigiere ihn zur anderen Seite des Raumes, so dass er möglichst weit vom Bett entfernt ist.
»Und mach laaangsam«, zirpe ich und hoffe, er denkt, es sei Lust und nicht Panik, die mich das sagen lässt. »Ich will dir zusehen.«
Anscheinend habe ich eine seiner Lieblingsfantasien getroffen. Gordon verlangsamt sofort das Tempo und legt im Rhythmus der Musik einen »Ganz oder gar nicht«-Strip hin. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, genießt er jeden einzelnen Moment. Er kreist mit den Hüften, zieht sein Hemd aus und legt dabei eine stark behaarte Brust frei, lässt es dann über dem Kopf kreisen und schleudert es schließlich auf einen Stuhl in der Ecke.
Dann streift er die Hose über seine knochigen Hüften und wiegt sich dabei zur Musik, so dass sie weiter rutscht, bis er sie dann mit den Füßen wegstrampelt und selbstgefällig in nichts als einer blassblauen Feinrippunterhose vor mir steht.
Eine blassblaue Feinrippunterhose über zwei dürren, haarigen Beinen. Yeah!
Ich glaube, es ist an der Zeit, Verstärkung zu rufen.
»Ich will dich jetzt, Gordon«, rufe ich ihm zu, meine Stimme in Richtung des Nachttischchens ausrichtend, wo Lucy das zweite Babyfon versteckt hat.
Leider alarmiert das nicht nur Lucy, sondern spornt auch Gordon an.
»Oh, Gordon, ich will dich jetzt«, wiederhole ich unseren Notruf mit steifer, monotoner Stimme, weil Gordon kurz davor ist, seine Unterhose auszuziehen.
Jetzt reißt er sie sich herunter und entblößt einen monstermäßigen Ständer, der auf mich zufliegt wie eine Cruisemissile auf ein vorprogrammiertes Ziel.
»Oh, Gordon, ich will dich jetzt!«, brülle ich.
Zu gegebener Zeit mag es ja lustig gewesen sein – nachdem wir zu dritt ordentlich gelästert und zwei Flaschen ziemlich gehaltvollen australischen Shiraz geleert hatten -, aber es scheint höchst unpassend, »Komm und hol mich, Big Boy« zu rufen, wenn man verzweifelt über eine Möglichkeit nachdenkt, ihn sich vom Leib zu halten, ohne wegen schwerer Körperverletzung angeklagt zu werden.
Da bleiben nur noch kreischende und stammelnde Hilferufe.
Gerade als Gordon aufs Bett und auf mich hüpfen will, und gerade als ich die Frage meiner Ehre oder
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