Die Hochzeit meiner besten Freundin
würde nicht so an dir hängen, damit ich dich abmurksen könnte. Langsam und schmerzhaft.«
»Bleib bei der Vorstellung, Annabelle.« Jamie wirft sich dem nächsten Taxi in den Weg, das Millimeter vor seinem Bauchnabel zum Stehen kommt. »Denn einen solch langsamen und schmerzhaften Tod wirst du erleben, wenn du Amanda je gestehst, wie attraktiv du Eddie Farrar wirklich findest. Aber ich vermute mal«, fügt er mit einer Grimasse hinzu, »das musst du dir erst mal selbst eingestehen, was, Kleines?«
Nix kauert auf dem Sofa, geschminkt, aber im Morgenmantel. Sie ist eine halbe Stunde vor uns zurückgekommen, knabbert Rosinen und schaut sich eine Wiederholung von Reeves & Mortimer im Spätprogramm an. Elvis, der schnarchend auf ihren Füßen geschlafen hat, wacht auf und fegt durchs Zimmer, um Jamie wie einen ehemaligen Geliebten zu begrüßen.
»Hallo, Süße, war’s schön?«, scherzt Nicky, die nur zu gut weiß, wie widerwillig ich mich zu der Eröffnungsparty geschleppt habe.
»Ja, danke der Nachfrage.« Ich lächele und ziehe die Schuhe aus.
»Wirklich?«
»Genau genommen hatte ich einen sehr angenehmen Abend. Ich habe mich die meiste Zeit über mit einem sehr netten Mann unterhalten.«
»Mit einem sehr, sehr netten«, spottet Jamie, der gerade von einem verzückten Elvis mit Liebesbeweisen überschüttet wird.
»Ich rede nicht von diesem Schwachkopf, der wie üblich zu spät dran war«, werfe ich Jamie zu, der mich während der gesamten Taxifahrt nach Hause wegen meiner angeblichen »Begierde auf den ersten Blick« aufgezogen hat und mir jetzt allmählich auf die Nerven geht.
»Da wird Amanda aber nicht zufrieden mit dir sein.« Nicky schüttelt den Kopf. »Du solltest doch Eddie Farrar beobachten.«
»Ganz recht«, stichelt Jamie und hebt Elvis hoch, so dass der fette Welpe sein Gesicht abschlecken kann. »Amanda wird nicht zufrieden sein mit ihr. Sie hat Eddie Farrar beobachtet, sogar ganz aus der Nähe. Er war der nette Mann, von dem die Rede ist.«
»Was?« Der Fernseher ist vergessen, Nicky ist jetzt ganz Ohr. »Du hast wirklich mit ihm gesprochen?«
»Mm-hmm.« Ich nicke und schnappe mir eine Hand voll Rosinen.
»Und war er nett?«
Ich warte mit der Antwort, bis Jamie Elvis an Nicky zurückgereicht hat und in der Küche verschwunden ist, um den Kühlschrank auf der Suche nach einem Bier zu durchforsten.
»Total nett. Ganz anders, als ich dachte.«
Sie rutscht zur Seite, und Elvis knurrt wohlig, als sie ihn auf ihren Schoß hievt und gedankenverloren das weiche Fell auf seinem Kopf krault.
»Na los, erzähl mal!«, fordert sie, als ich mich neben sie fallen lasse.
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Wir haben uns nur ein bisschen unterhalten — «
»Und?«
»Und er war allein auf der Feier. Keine tolle Freundin im Schlepptau.«
»Das ist gut— und weiter?«
Selbstgefällig grinse ich sie an.
»Und!« wiederholt Nicky, wobei sie vor Ungeduld fast schon schreit.
»Und er hat mir einen Job angeboten.«
»Was hat er?«
»Du hast ganz richtig gehört.«
»Was für einen Job? Als persönliche Assistentin? Persönliche Masseuse?«, scherzt sie und schnappt sich eines der großformatigen Eddie-Fotos, die Amanda mir dagelassen hat und die seitdem auf dem Couchtisch liegen, damit Nicky und ich sie anhimmeln können, wann immer uns danach ist. »Ich persönlich würde mich für Letzteres entscheiden. Hätte nichts dagegen, ihn mit einem welken Kopfsalat abzurubbeln… oder in diesem Fall eher mit meiner welken Libido.«
»Als Bedienung im ›Daisy’s‹.«
»›Daisy’s?‹«
»Das ›Lazy Daisy’s‹. Amandas Guinness-Buch des Eddie Farrar zufolge ist das ein Club irgendwo in den Docklands, den er gerade übernommen hat. Ich hab die Adresse im Ausschnitt stecken.«
»Wo du natürlich all deine Adressen aufbewahrst.« Nicky sieht mich spöttisch an. »Und was willst du jetzt machen?«
»Die Adresse aus dem Ausschnitt nehmen?«
»Ich rede von dem Job!«
»Keine Ahnung, das wollte ich dich gerade fragen.«
»Ich denke, dass du besser mit Amanda sprichst. Mal sehen, was sie davon hält.«
»Wie ich sehe, bestimme ich nicht mehr selbst über mein Leben.« Ich seufze melodramatisch und lasse mich zurück in die Kissen sinken, die Hand über den Augen. »Warum sollte ich Amanda fragen? Ich hoffe doch, dass sie nach dem heutigen Abend nicht mehr in der Position ist, mir auch nur andeutungsweise zu sagen, wie ich meine Zeit verwenden soll.«
Nicky drückt mir ein Glas Wein in die
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