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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Wasser zum Kühlen.“
    Der Gaukler brach an einem Baum zusammen. „Ich fürchte, das nützt nichts“, keuchte er. „Ich habe es kommen gespürt, es mir aber auszureden versucht.“ Er erbrach sich und beschmutzte sein Gewand.
    Beunruhigt lief Bruder Paul, um Wasser aus dem Fluß zu holen. Doch als er an das Ufer kam, merkte er, daß er keinen Behälter dafür hatte. In seiner Unruhe und Hast hatte er nicht daran gedacht, einen der Kelche des Gauklers mitzunehmen, aber diese Trinktassen wären ohnehin zu klein gewesen. Vielleicht konnte er am Ufer irgend etwas finden …
    Er rannte am Fluß entlang und suchte verzweifelt. Dort fand sich nichts. Doch sein Freund war schwerkrank!
    Er durchlief einen kleinen Hain. Dort schöpfte ein Mädchen Wasser aus dem Fluß. In jeder Hand trug sie einen von zwei irdenen Tonkrügen, die sie offensichtlich ausspülte, denn sie füllte sie mit Wasser, welches sie wieder ausgoß. Über ihrer Schulter sah er am östlichen Horizont den Abendstern. Er war ungewöhnlich hell und fast blendend. Er hatte plötzlich das dumpfe Gefühl, dies alles schon einmal erlebt zu haben.
    Doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. „Fräulein, Fräulein!“ rief er. „Kann ich einen Krug ausleihen?“
    Erstaunt blickte das Mädchen auf. Sie ähnelte natürlich Amaranth. Warum war er immer wieder überrascht, wie neu sie in jeder Rolle wirkte?
    „Ich habe einen kranken Freund“, erklärte Bruder Paul atemlos. „Er braucht Wasser.“
    Sie zögerte. „Krank?“
    „Fieber, Erbrechen, Durst …“
    „Das ist der Schwarze Tod!“ Sie stand so rasch auf, daß ihr ein Krug ins Wasser fiel, und flüchtete, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken oder ihr nachzurennen. Was sollte er mit der Frau, selbst wenn er Zeit und Lust gehabt hätte? Er war ein Eunuch. Dann stürzte er ins Wasser, um den Krug vor dem Versinken zu retten. Immerhin hatte er etwas gefunden!
    Dem Gaukler ging es schlechter, als er zu ihm zurückkehrte. Bruder Paul spritzte ihm Wasser ins Gesicht und auf die heiße trockene Haut. Er bot ihm einen Trank an, und der Gaukler schluckte ihn gierig.
    Nun sah es Bruder Paul: Auf der Haut des Mannes bildeten sich schwarze Flecken. „Ach!“
    „Es ist der Schwarze Tod“, sagte der Gaukler. „Ich habe meinen Begleiter begraben – möge Gott seiner Seele gnädig sein – und hoffte, entkommen zu sein …“ Beunruhigt blickte er auf. „Mein Freund, geh weg von mir. Du kannst mich nicht retten, du kannst dich nur selber anstecken.“
    „Da besteht keine Gefahr“, versicherte ihm Bruder Paul. „Die Pest wurde seinerzeit durch infizierte Flöhe von Ratten auf Menschen übertragen.“
    „Flöhe! Aber Flöhe sind überall!“
    Er hatte recht. Flöhe, Nissen, Läuse – hier konnte ihnen keiner entrinnen.
    Vielleicht hatten Flöhe den sterbenden barba verlassen und sich in den Kleidern des Gauklers versteckt. Jetzt, nach einer Inkubationszeit von einigen Tagen, hatte es den Gaukler erwischt. Die Rattenflöhe verbreiteten wohl die Krankheit, doch es bedurfte keiner Ratte mehr als Zwischenträger, wenn sie erst einmal in menschliche Kleidung geraten waren.
    „Du hast mir bei den Soldaten das Leben gerettet“, sagte Bruder Paul. Vielleicht hätte er die Soldaten auch selber vertreiben können – aber es war eine unsichere Sache gewesen. „Ich werde für dich tun, was ich kann.“
    Wieder erbrach sich der Gaukler. „Für mich muß man nur eines tun, Freund, und das ist mehr, als man von einem Menschen verlangen kann – wenn es überhaupt möglich ist.“
    Der Mann war schwerkrank, und Bruder Paul wußte nicht, was er tun konnte. Selbst in einem Krankenhaus würde der Ausgang ungewiß sein, denn diese Plage hatte etwa ein Drittel der Einwohner Europas gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts dahingerafft. Selbst wenn Bruder Paul gewußt hätte, wo er Hilfe finden konnte, hätte er es nicht gewagt, den Gaukler dorthin zu schleppen. Ein ketzerischer Missionar in Zeiten der Inquisition – nein, Hilfe konnte er nicht suchen.
    „Was ist diese unmögliche Sache?“
    „Meine Mission“, antwortete der Gaukler. „Es gibt gute Menschen, die von den Onkeln abhängen, damit sie in ihrem Glauben gestärkt werden. Man muß ihnen sagen … daß sie noch ein paar Monate ausharren müssen, ehe die Verfolgung nachläßt, bis der nächste barba kommt. Sie dürfen die Hoffnung daran nicht aufgeben!“
    „Ich kann es ihnen sagen“, meinte Bruder

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