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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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mit Amelies Tod auseinandersetzen konnte. Es tat ihr leid, was Amelie geschehen war. Ganz sicher. Aber noch mehr sorgte sie sich um ihren Bruder.
    Obwohl Lisa sich ganz dicht an die Hauswand gepresst hatte, bemerkte Socke sie doch. Er stand von der Bank auf und kam mit betont lässigen Schritten zu ihr rübergeschlendert.
    Scheiße, der hat mir gerade noch gefehlt, schoss es Lisa durch den Kopf.
    Socke stand auf sie. Lisa wusste das und allein der Gedanke sorgte bei ihr für akuten Brechreiz.
    Socke war schon am Straßenrand angekommen, als Lisa die Scheinwerfer eines Autos am Ende der Straße entdeckte und wenige Momente später erleichtert feststellte, dass Haro hinterm Lenkrad saß.
    Der Wagen kam zum Stehen, die Beifahrertür wurde von innen aufgedrückt und Lisa beeilte sich, schnell im Wageninneren zu verschwinden.
    Bevor sie die Tür hinter sich zuziehen konnte, hörte sie Sockes widerliche Stimme rufen: „Hey Lisa, haben die Bullen deinen obertollen Bruder mitgenommen? Wenn du jemanden brauchst, der sich jetzt richtig gut um dich kümmert, du weißt ja, wo du mich findest.“ Er lachte anzüglich.
    Natürlich hatte auch Haro Sockes miese Bemerkung gehört. Er war schon im Begriff, das Fenster runterzulassen und Socke zurechtzuweisen, als Lisa ihm ihre Hand auf den Unterarm legte und sagte: „Lieber nicht. Dann wird der noch ungemütlicher. Ich stelle meine Ohren bei dem einfach immer auf Durchzug. Das ärgert den viel mehr.“
    Haro zögerte einen Moment. Doch schließlich gab er seufzend nach. Er ließ das Fenster wieder hoch und fuhr mit Lisa davon. Im Rückspiegel sah er Socke breitbeinig auf der Straße stehen, mit erhobenem Mittelfinger.

Kapitel 5.
    Das Haus glich einem Palast. Der riesige Garten mit dem ovalen Pool war der pure Luxus. Marie von Waldhausens Leben ein gelebter Traum. Ein überaus erfolgreicher, gut aussehender und sie über alles liebender Ehemann und eine Tochter, die nicht nur mit einer außergewöhnlichen Schönheit, sondern auch mit großer Intelligenz gesegnet war. An manchen Tagen glaubte sich Marie von Waldhausen inmitten des Paradieses.
    Heute Abend hatte man sie rücksichtslos aus diesem Paradies vertrieben.
    Der hochgewachsene Kommissar, ein kurzatmiger Typ mit ausgeprägten Tränensäcken und Schweißperlen auf der Stirn, die sich dort gebildet hatten, obwohl es alles andere als warm draußen war, hatte dafür gesorgt, dass sich Marie von Waldhausens Traumleben von einem Moment auf den anderen in einen abartigen Alptraum verwandelte.
    Obwohl, es hatte da schon vorher etwas gegeben, was einfach nicht in Maries perfektes Leben passen wollte.
    Marius Kreuzer, dieser Junge aus dem
Ghetto
. Dieser Fußballer. Dieser Hauptschüler. Marie konnte nicht begreifen, was ihre wunderschöne und talentierte Tochter gerade an diesem Jungen fand.
    â€žWarum dieser Junge, Amelie?“, hatte sie ihre Tochter einmal gefragt.
    â€žWeil ich ihn liebe, Ma. Das ist mein Schicksal.“ Dabei hatte sie ihre Mutter mit funkelnden Augen angelacht.
    Marie hatte damals beschlossen, die Sache nicht überzubewerten. Amelie war gerade fünfzehn, als sie aus der Schule kam, sich der Länge nach auf eines der schneeweißen Designersofas plumpsen ließ, beide Arme weit zur Seite ausstreckte und tief seufzte. „Ich bin verliebt, Ma. Unglaublich und absolut verliebt.“
    Marie hatte sich für ihre Tochter gefreut. Zunächst. Doch nach und nach hatte Amelie ihr immer mehr über diesen Marius preisgegeben: Kartloher Berg, Mutter tot, Vater arbeitslos, Hauptschüler, Fußballer … immer wieder war das Thema Fußball angesagt. Der Bengel glaubte wohl, dass ihm eine große Fußballer-Karriere bevorstünde. Angeblich war er sehr talentiert und wurde in seinem Verein als Ausnahmespieler gehandelt.
    â€žUnd warum spielt er dann nicht bei einem Bundesliga-Verein? Wenn er doch sooo talentiert ist, Amelie, warum ist er dann beim SV Worsten, oder wie dieser Provinzverein auch immer heißen mag?“, hatte Marie versucht, Amelie die Augen über den Versagertypen zu öffnen, den sie sich da ihrer Meinung nach geangelt hatte.
    Aber bei Amelie war man mit solchen Sprüchen auf Granit gestoßen.
    â€žGanz einfach, weil der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. Und den bestimmt der Trainer. Herr Bartels betreut Marius, seitdem er acht Jahre alt ist. Und schon damals war

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