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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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entlang. Wenn man es richtig betrachtete, dann trennte er quasi die Stadt von der Siedlung. Eine Art grüne Grenze. Wer hier nicht wohnte, der verirrte sich auch ganz bestimmt nicht in diese Gegend. Die meisten Bewohner der Stadt mieden den Park – genauso wie die Siedlung.
    Der Kartloher Berg stand für Gewalt, Drogen, Verbrechen, Armut, Hoffnungslosigkeit – ein Dasein am Abgrund der Gesellschaft.
    Das Leben hier war grau. Betongrau wie die Hochhäuser, die wie alte Pappkartons aneinandergereiht dastanden. Wie die Treppenhäuser, deren Wände über und über mit miesen Wörtern und Sprüchen beschmiert waren und wo überall Müll und leere Alkpullen herumlagen. Wie die unzähligen schäbigen Wohnungstüren, die meist nicht mit einem Namensschild versehen waren. In dieser Siedlung blieb man lieber anonym – und unter sich.
    Dieses Mädchen war eindeutig
keine
vom Kartloher Berg gewesen.
    Aber der Junge, der ihm auf der anderen Seite des Vernehmungstisches gegenübersaß und wie apathisch auf seine Hände starrte, der passte irgendwie in das abgewirtschaftete Viertel.
    Es waren gar nicht mal die Klamotten, er trug einen Trainingsanzug des hiesigen Fußballvereins und Nike-Turnschuhe an den Füßen. Es war auch nicht die Tatsache, dass Kommissar Böttcher natürlich inzwischen wusste, dass der Junge in der Siedlung lebte. Nein, es war etwas in seinem Gesicht, eine Art Gleichnis, das er schon häufig bei Menschen seines Schlags und seiner Herkunft gesehen hatte. Er konnte nicht ausmachen, ob es Hoffnungslosigkeit oder Resignation war, vielleicht war es aber auch Wut. Eine unglaubliche Wut auf das Leben, zu dem man scheinbar verdammt war es zu führen.
    Aber keine Wut der Welt, keine noch so beschissenen Lebensumstände entschuldigten ein Verbrechen. Und schon gar nicht einen Mord an einem jungen Mädchen.
    Kommissar Böttcher waren ganz besonders die Täter zuwider, die ihre Verbrechen mit einer schlimmen Kindheit oder schlechten Lebensumständen zu entschuldigen versuchten. Für ein Verbrechen, aus welchem Grund auch immer, gab es für Böttcher keine Ausrede. Ganz gleich, ob es sich bei dem Täter um einen Typen handelte, der als kleines Kind regelmäßig von seiner Mutter auf die heiße Herdplatte gesetzt wurde. Böttcher ließ das alles nicht gelten.
    Er war schon gespannt, was der Junge ihm als Begründung für seine Tat auftischen würde: Mutter früh gestorben, Vater aggressiver Vollalkoholiker, Schwester drogenabhängig, er selbst hat immer wieder Schläge von seinem versoffenen Alten erhalten. Liebe hat er zuvor niemals erfahren. Dann hat er dieses Mädchen getroffen – und sich in sie verliebt. Sie hat seine Gefühle erwidert. Weiß der Teufel warum.
    Doch dann hat sie es sich anders überlegt. Wollte sich von ihm trennen. Schluss machen. Das hat er natürlich nicht ertragen können. Vielleicht hat er auch gewisse Hoffnungen mit dieser Beziehung verbunden, auf ein besseres Leben. Das Mädel kam aus einem guten und sehr vermögenden Elternhaus. Wahrscheinlich hat der Bengel sich schon im gemachten Nest sitzen gesehen.
    So muss es gewesen sein. Und als sie dann all seine Hoffnungen und Träume wie eine Seifenblase zerplatzen ließ, da hat er sie erwürgt. Voller Wut, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit.
    Für Kommissar Böttcher war der Fall aufgeklärt, bevor Marius auch nur ein einziges Wort dazu gesagt hatte.

    Lisa rannte auf dem kleinen Flur unruhig hin und her, wie ein Raubtier, das sich mit seiner Gefangenschaft nicht abfinden wollte.
    Wie lange brauchte der denn noch?
Immer wieder starrte sie auf ihre pinkfarbene Plastikarmbanduhr. Die Minuten verstrichen in einer unerträglichen Langsamkeit.
    Dazu kam die Sorge, dass ihr Vater aus dem Vollrausch erwachen könnte. Er lag nun schon seit Stunden in einem komaähnlichen Zustand auf dem Sofa.
    Lisa hatte überlegt, den Fernseher wieder anzustellen, nachdem die beiden Kommissare mit Marius aufs Präsidium verschwunden waren. Vielleicht würde er durch die gewohnte Geräuschkulisse länger schlafen. Aber dann hatte sie den Gedanken wieder verworfen. Das Risiko, dass er durch das plötzliche Anschalten erst recht aufwachen könnte, wollte sie nicht eingehen.
    Lisa hielt es nicht mehr länger in der Wohnung aus. Sie nahm ihre mintgrüne Steppjacke vom Garderobenhaken, schnappte sich ihren neonfarbenen

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