möchtet.â
Er nahm seine Tasse in die Hand und erhob sich vom Tisch. âIch geh mal nach Lisa und Nele gucken. Die habe ich schon vor einer halben Ewigkeit geweckt. Gleich sind die Rühreier kalt.â
âHaroâ, rief ich ihm hinterher, als er bereits die Türschwelle erreicht hatte.
âJa?â
âIst Amelie ... ich meine, hat man sie ... ach verdammt ... es ... es ...â
Haro hob die Hand. Er verstand meine Frage, auch ohne, dass ich sie aussprechen musste.
âSie ist nicht vergewaltigt worden, Marius.
Das
ist ihr wenigstens erspart geblieben.â
Lisa hatte schlecht geträumt: Sie lief eine lange, stockfinstere StraÃe entlang. Kein Mensch war zu sehen. Der Himmel war stockfinster, kein Mond, keine Sterne. Die Häuser wirkten verlassen. Die Fenster mit Brettern vergenagelt. Eine beängstigende Stille lag in der Luft. Ruhe, eine trügerische Ruhe.
Nachdem die StraÃe ihr zunächst unendlich vorgekommen war, endete sie abrupt nach dem nächsten Haus, dessen Fenster und Türen komplett mit grauem Pappkarton zugenagelt waren.
Die StraÃe gabelte sich. Der linke Weg lag im dichten Nebel, der rechte glich einem Tunnel, geradeaus erkannte sie helle Lichter. Die Lichter der Stadt, dachte sie â und lief geradeaus weiter.
Sie lief und lief. Doch egal, wie schnell sie sich auch vorwärtsbewegte, die Lichter schienen immer mehr in die Ferne zu rücken. Mit jedem ihrer Schritte wurden sie schwächer und schwächer und waren irgendwann überhaupt nicht mehr zu sehen.
Lisa blieb stehen. Die kalte Abendluft strich ihr übers Gesicht. Ihr Atem stieg in weiÃe Wolken auf, aber sie spürte die Kälte nicht.
Sie legte die Hände trichterförmig um ihren Mund und rief: âWo ist das Licht geblieben? Wo ist es? Wo ist es bloà geblieben? Ich will das Licht zurückhaben! Wo ist es nur?â
Jemand umfasste ihre Schulter. Schüttelte sie. âLisa, was ist? Lisa ...â Die Stimme drang wie durch Watte zu ihr vor.
Als sie realisierte, dass es Neles Stimme war, die sie aus dem Traum gerissen hatte, schoss sie so abrupt mit dem Oberkörper in die Höhe, dass Nele einen schrillen Schrei ausstieÃ.
âLisa, um Himmelswillen.â
Mit einem Mal war Lisa hellwach.
âWas ist geschehen?â
âDu hast schlecht geträumtâ, erklärte Nele, während ihre Hand beruhigend über Lisas Rücken strich.
âDa ... da waren diese Lichterâ, stammelte Lisa. âSie ... sie ... ich konnte sie einfach nicht erreichen.â
âDu hast im Schlaf laut geschrien. Es tut mir so leid, Lisa. Alles tut mir so leid.â
Lisa nickte vorsichtig. Tief in ihr drinnen spürte sie etwas, das sie hartnäckig zum Weinen bringen wollte, etwas, das sich dagegen wehrte, beiseitegeschoben zu werden.
âDa waren eine dunkle StraÃe und Lichter. Ich ... ich ... konnte ...â, flüsterte Lisa.
Und dann kamen sie doch, die Tränen, und sie lieà ihnen freien Lauf.
Kapitel 8.
Von: Torben Klein <
[email protected] >
An: Marius Kreuzer <
[email protected] >
Betreff: Wie is es bei âden Wölfenâ?
Hi Marius!
Super Sache mit Wolfsburg. Ich habâs ja immer gewusst, dass du es mal zu denen schaffen wirst. Wie is es denn dort so? Gehtâs da streng zu oder eher locker? Hast du schon ein paar von den Profis gesehen? Vielleicht sogar Grafite???
Wir waren ja alle total baff, als der Trainer sagte, dass es nun doch noch geklappt hätte mit dem FuÃballinternat. Cool. Echt! Du bist da einfach hin und hast dich bei denen vorgestellt, was?! Hammer!!!
Blöd ist nur, dass wir dich jetzt hier an jeder Ecke vermissen. Shit, die Pfeifen von Rot-Weià Himmstadt haben uns letzte Woche ganz schön abgezockt. Aber egal, war ja immer klar, dass du irgendwann mal bei einem richtig geilen Verein spielen würdest. Juri hat sich letzte Woche zum Probetraining bei Hannover 96 angemeldet. Bin voll gespannt, glaube aber nicht, dass die ihn nehmen. So gut is er ja auch nicht. Na ja, jetzt wollen natürlich alle zu einem Bundesliga-Verein. Der Trainer hat im Moment ganz schön Stress. Die labern ihm alle die Ohren voll. Ich hab auch schon mal überlegt, ob ich mich vielleicht bei âden Wölfenâ zum Probetraining anmelden sollte. Aber eigentlich is das ja Quatsch. Weià ja selbst, dass ich nicht das Zeug dazu habe. Aber der Gedanke ist schon geil
.
Ãhm, tut mir