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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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ein bisschen um Lisa kümmern würdest. Ich werde morgen noch einmal versuchen, mit deinem Vater zu reden. Das letzte Mal hat er mich allerdings aus der Wohnung geworfen. Aber aufgeben, Marius, war ja noch nie mein Ding. Vielleicht kannst du ja das nächste freie Wochenende nach Hause kommen und wir reden gemeinsam mit Lisa und deinem Vater, ja?! Und Haro würde sich sicherlich auch sehr freuen, dich zu sehen.
    Ich grüße dich ganz herzlich.
    Deine Nele

Kapitel 9.
    â€žMarius! Marius! Marius!“, rief die Menge hinter mir. Nass geschwitzt und völlig außer Atem stand ich vor der gegnerischen Mauer, halb links, knapp vor der Strafraumgrenze.
    Nur ein Tor gegen Schalke 04 und der Sieg wäre unser. Ich musste es einfach schaffen.
    Ich ging ein paar Schritte zurück, holte tief Luft und trabte auf den Ball los. Ich verpasste ihm einen so kräftigen Tritt, dass der Ball ohne Probleme die Schallmauer hätte durchbrechen können.
    Wie eine Rakete düste das Leder mit viel Schnitt über die Mauer der Königsblauen hinweg, genau auf das Tor zu.
    â€žMarius! Marius!“ Der Jubel hinter mir wurde immer lauter. Doch ich bekam überhaupt nichts mehr davon mit. Wie gebannt starrte ich dem Ball hinterher, der mit voller Wucht auf den Kasten zuflog.
    â€žTor! Ja! Tor! Wir haben gewonnen!“
    â€žEy Mann, bist du total bescheuert?!“
    Ich öffnete meine Augen
    â€žW-was? Ähm, was ist los? Wo bin ich?“
    â€žScheiße Mann, ganz bestimmt nicht auf dem Fußballplatz“, schnauzte Karim.
    Ich schaute mich verwirrt nach allen Seiten um. Der Raum lag im Halbdunkeln und langsam begriff ich, dass kein Schweiß an meinem Kinn herunterrann, sondern stinknormaler Sabber. Außerdem befand ich mich nicht auf dem Fußballplatz, sondern in meinem Bett. Fuß an Fuß mit Karim, meinem Zimmerkollegen im Fußballinternat.
    â€žSorry“, murmelte ich schuldbewusst.
    â€žJa, ja“, knurrte Karim etwas versöhnlicher zurück. „Aber jetzt halt endlich die Klappe. Ich will pennen.“
    Das wollte ich auch. Und wie ich das wollte. Endlich nur mal wieder schlafen. Traumlos schlafen. Hinlegen, Augen zu und pennen. Im Moment gab es kaum etwas, nach dem ich mich mehr sehnte. Aber wenn einem so viel im Kopf herumschwirrte, dann klappte das einfach nicht.
    Vom anderen Ende des Raumes her vernahm ich ein leises Schnarchen. Karim war wieder eingeschlafen. Der Kerl brauchte sich nur hinzulegen und schon fing er an zu schnarchen. Echt beneidenswert. Überhaupt war der Typ, mit dem ich mir seit einigen Monaten das Zimmer im Internat teilte, ein beneidenswerter Kerl, fand ich.
    Er sah das allerdings völlig anders. Ständig war er am rumnerven. Ob es ums Essen ging, die Trainer, die Sozialarbeiter oder um die Schule. Karim fand an allem etwas auszusetzen. Klar, wenn man mit dem goldenen Löffel im Hintern geboren war, dann konnte einem das eine oder andere hier vielleicht ein bisschen auf den Sack gehen. Für mich hingegen war es der Hauptgewinn. Der absolute Volltreffer. Besser konnte es gar nicht kommen. Was davor gewesen war, hatte ich völlig ausgelöscht. Auf die Entfernen-Taste gedrückt und ab nach Wolfsburg.
    Tagsüber funktionierte das Ganze auch ganz easy. Ich war vollauf damit beschäftigt, meine Chance wahrzunehmen, wie Haro es früher immer ausgedrückt hatte. Nur nachts, da kamen die Träume – und selten hatten sie etwas mit Fußball zu tun. Meistens sah ich einen dunklen Park vor mir und unter einem Busch ein Mädchen liegen, mit geballten Fäusten, regennass. Unschuldig und schön wie Schneewittchen.
    In der Schule lief es noch nie so gut wie hier in Wolfsburg auf der Gesamtschule. Dass ich den Realschulabschluss packen würde, war so gut wie gesetzt. Die Lehrer waren vollauf zufrieden mit mir – und ich tat alles dafür, dass das auch so bleiben würde. Im Training gab ich stets absolut alles. Bei einem Spiel noch mehr. Ich war zu jeder Zeit hundertprozentig konzentriert, hatte das Ziel fest vor Augen und verfolgte es so zielstrebig, wie ich niemals zuvor etwas in meinem Leben im Visier hatte. Keine Spur von Selbstzweifel, keine dunklen Schatten, die mir die Kraft und den Antrieb raubten.
    Einer von Haros Lieblingssprüchen war immer gewesen: „Ball und Gegner laufen lassen und dann das Feld von hinten aufrollen.“ Ich ließ weder den Ball noch den Gegner laufen und rollte dennoch das

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