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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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übrigens voll leid, die Sache mit deiner Freundin. Den Typen, der ihr das angetan hat, den haben die ja wohl immer noch nicht. Echt scheiße
.
    Okay, Marius, wäre echt cool mal von dir zu hören. Oder hast du nach drei Monaten bei den Wölfen deinen besten Kumpel beim SV Worsten schon aus deinem Adressbuch gestrichen? Will ich ja wohl nicht hoffen! Also, wenn du in der Nähe bist, dann schau doch einfach mal vorbei. Wolfsburg ist ja nicht aus der Welt. Also, grüß die Hühner
.
    Torben
    Lieber Marius,
    nun bist du schon seit vier Monaten im Fußballinternat. Ich hoffe, nein, wir alle hoffen, es geht dir gut. Es ist lange her, dass ich jemand einen Brief geschrieben habe. Seitdem es das Internet gibt, ist ein Brief zu schreiben und ihn anschließend mit der Schneckenpost zu verschicken, irgendwie aus der Mode gekommen. Oder die einzige Möglichkeit für Menschen, die keinen Stromanschluss haben oder die Rechnung mal wieder nicht bezahlen konnten.
    Na ja, Spaß beiseite, ich hatte das Gefühl, dass das, was ich dir gerne schreiben möchte, nicht in eine E-Mail gehört. Darum ein superaltmodischer Brief in hochmodernen Zeiten. Wir alle, aber ganz besonders Haro (wie du dir vielleicht vorstellen kannst), sind sehr stolz und glücklich, dass du es geschafft hast. Haro erzählt jedem, ob er es hören möchte oder nicht, dass dich der VfL Wolfsburg in seinem Nachwuchsleistungszentrum aufgenommen hat und dass du dort im Internat wohnst. Na ja, es ist wirklich gut, dass man dort erkannt hat, wie talentiert du bist. Schade ist es nur, dass du an den Wochenenden nie nach Hause kommen kannst (oder möchtest?). Wir würden dich so gerne mal wieder sehen. Und Haro brennt darauf, zu erfahren, wie es dir bei „den Wölfen“ so ergeht. Aber du kennst ihn ja, so richtig zugeben kann er das einfach nicht. Marius, ich weiß, dass manche Dinge kaum in Worte gefasst werden können, und dein Blick sollte auch unbedingt nach vorne gehen. Da hat Haro hundertprozentig recht. Dennoch habe ich beschlossen, dir zu schreiben, dass ich neulich Amelies Mutter getroffen habe. Natürlich war das Verhalten von Amelies Eltern dir gegenüber wirklich mehr als unfair. Aber, weißt du, Marius, sie haben ihr einziges Kind verloren, da reagieren Menschen nicht immer fair. Dennoch hätten sie dich nicht für den Tod ihrer Tochter verantwortlich machen dürfen. Bei all ihrem Schmerz, das war nicht okay. Und dass sie zunächst behauptet haben, du hättest einen deiner „asozialen Freunde“ damit beauftragt, Amelie etwas anzutun, war wirklich grausam. Es war auch ganz schrecklich, dass sie dir verboten haben, bei Amelies Beerdigung dabei sein zu dürfen.
    Das weiß ich alles und dass du in deinem ganzen Leben mit diesen Menschen nichts mehr zu tun haben möchtest, lieber Marius, das kann ich voll und ganz verstehen. Dennoch solltest du nie vergessen, dass ihr, also Amelies Eltern und du, etwas gemeinsam habt und immer haben werdet: eure Liebe zu Amelie.
    Und genau das sollte dich ein wenig versöhnen. Mich hat es jedenfalls versöhnt, als ich Frau von Waldhausen vorgestern gesehen habe. Sie sah ganz schrecklich aus. Klein und zerbrechlich. Von ihrer sonst so stolzen Erscheinung ist nicht mehr viel übrig geblieben. Sosehr ich mich auch über all die schlimmen Dinge geärgert habe, die sie und ihr Mann dir nachgesagt haben, plötzlich empfand ich nur noch wahnsinniges Mitleid mit ihr. Von der Polizei bekommen wir ja keinerlei Informationen. Deshalb habe ich mich getraut, Frau von Waldhausen anzusprechen. Zunächst war sie sehr abweisend, aber dann hat sie mir erzählt, dass die Polizei noch immer keine Spur von demjenigen hat, der Amelie das angetan hat. Aber inzwischen ist ihnen klar geworden (der Polizei ja sowieso), dass du mit der ganzen Sache nichts zu tun hast. Ich wollte einfach nur, dass du das weißt.
    Und noch etwas solltest du wissen (auch wenn Haro der Meinung ist, ich soll dich damit nicht belasten), Lisa geht es nicht gut. Sie wohnt wieder bei eurem Vater. Bei uns wollte sie nicht bleiben. Sie meinte, sie könnte euren Vater nicht im Stich lassen. Ich mache mir große Sorgen um sie. Von ihrer Klassenlehrerin habe ich erfahren, dass sie nur noch selten in die Schule kommen würde. Ich weiß, ich weiß, du sollst und musst dich ganz und gar auf deine Chance beim VfL konzentrieren, aber dennoch wäre ich dir dankbar, wenn du dich

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