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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Amelie geschimpft.
    Und jetzt war Amelie tot. Gestorben und schon lange beerdigt.
    Haro hielt es nicht mehr länger im Büro aus. Er zog sich seine Jacke über und verließ das Gebäude.
    Draußen pfiff ihm der Wind um die Ohren. Schwere weißgraue Wolken jagten über den Himmel und kündigten ein Frühlingsgewitter an.
    Haro sog die Eindrücke hungrig auf. Dachte nach. Und lief und lief und lief.

Kapitel 15.
    Das Wochenende bei Nele und Haro hatte mir gutgetan. Meine Gedanken waren wieder etwas klarer, die Wut unter Kontrolle.
    Nele hatte dann doch Haro angerufen, und kaum eine halbe Stunde später hatte er in der Wohnzimmertür gestanden.
    â€žMarius, das freut mich aber wirklich“, sagte er zur Begrüßung, den Mund zu einem breiten Lächeln verzogen. Aber seine Augen, irgendetwas in seinen Augen irritierte mich. Nele schien ähnlich zu empfinden.
    â€žWas ist mit dir, Schatz? Geht es dir nicht gut?“ Ihre Stimme klang besorgt.
    Haro winkte ab. „Ein bisschen Kopfschmerzen. Im Vereinshaus war so eine miese Luft.“ Er zwinkerte ihr zu.
    Dann wandte er sich an mich. Betont heiter. Doch ich konnte es ihm nicht wirklich abnehmen. „Puh, du hast mich gerettet. Ich hätte es da heute keine zehn Minuten länger mehr aushalten können. Habt ihr Lisa schon Bescheid gesagt?“
    Nele schüttelte den Kopf. „Marius wollte zunächst mit uns alleine sprechen. Er hat ein …“ Sie brach ab, weil Haro plötzlich die Augen weit aufriss und erschrocken ausrief: „Was ist mit deinen Händen passiert?“
    Davor hatte es mir gegrault. Seitdem ich in Wolfsburg in den Zug gestiegen war, scheinbar ziellos durch Worsten geirrt war, um schließlich hinterm Gebüsch zu verschwinden, damit Haro mich nicht entdeckte und genau diese Frage stellen konnte.
    â€žIch … ich …“, stotterte ich.
    Nele kam mir zur Hilfe. „Marius hat Frust gehabt und gegen die Flurwand im Internat geboxt. Dabei hat er sich an den Händen verletzt. Ich habe mir das Ganze angeschaut, ihn verarztet und es besteht kein Grund zur Sorge“, brachte sie das, was geschehen war, kurz und sachlich auf den Punkt.
    Haro runzelte die Stirn. „Und warum hattest du
Frust
?“
    Ich biss mir auf die Lippen. Mir war klar, dass er diese Frage stellen würde. Dennoch überraschte sie mich. Doch noch viel mehr überraschte mich meine Antwort. „Weil die anderen geschnallt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich dachte, ich hätte mir nichts anmerken lassen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht“, erklärte ich.
    Haro und Nele tauschten vielsagende Blicke.
    â€žOkay“, meinte Haro schließlich. „Willst du uns das näher erklären?“
    Ich wollte. Und wie ich wollte. Ich erzählte davon, wie ich die ganzen letzten Monate versucht hatte, mich nur auf Fußball zu konzentrieren. Und auf die Schule. Ich wollte das unbedingt alles packen. Nach Amelies Tod noch viel mehr als zuvor. Aber die quälenden Gedanken an Amelie und den ganzen anderen Scheiß waren unentwegt durch meinen Kopf geschwirrt. Es hatte mich beinahe wahnsinnig gemacht. Ich wollte einfach alles hinter mir lassen. Mein Leben in der Siedlung. Meinen versoffenen Vater, meine Mutter, die mir nach all den Jahren noch immer fehlte, die Verantwortung für Lisa, diese Versagensängste und die Vorstellung, einmal genauso zu enden wie mein Alter, oder Socke und die anderen miesen Typen aus unserer Siedlung. Ein Leben ohne eine wirkliche Chance. Zukunft: sozialer Abgrund. Alles war zerstört, hatte sich falsch angefühlt nach Amelies Tod. Wir wollten das doch gemeinsam schaffen.
    Und dann die anderen Jungs im NLZ. Sie wirkten alle so unbeschwert. Hatten Spaß am Fußball. Und ich konnte ums Verrecken einfach keinen Spaß mehr am Fußball empfinden. Es war für mich Kampf, ein knallharter Überlebenskampf.
Junge, wenn du das hier vermasselst, dann schicken die dich wieder zurück. Dann ist es endgültig vorbei mit dem Traum von einem besseren Leben
. Ich hatte mich selbst so unter Druck gesetzt, dass ich weder nach links noch nach rechts schauen konnte. Ich hatte die Ermahnungen der Trainer gehört. Und wie ich sie gehört hatte. Immer wieder hatten sie mir gesagt, dass Fußball ein Teamsport sei und kein Einzelkampf. Dein Talent nützt dir nichts, wenn du nicht in der Lage bist, ein Teil dieses Teams zu werden.
    Ich hatte sie

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