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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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bitten und ihm so normal wie möglich von dem Telefonat mit Haro Bartels zu erzählen.

    Karim wusste nicht, was in den letzten drei Tagen mit seinem Zimmerkollegen geschehen war, aber die deutliche Veränderung gefiel ihm ziemlich gut.
    Marius war wie ausgewechselt. In der Schule hatte er ihn sogar in der Pausenaula angesprochen und ihm von seinem frühmorgendlichen Termin bei Dr. Mühlheimer berichtet.
    Als Karim nach der sechsten Stunde aus dem Schulgebäude schlenderte, traf er zufällig auf Marius, der ebenfalls Schulschluss hatte.
    â€žWir haben Mathe geschrieben“, verkündete dieser mit vielsagendem Gesichtsausdruck.
    Karim war zunächst völlig perplex. Doch Karim wäre nicht er selbst gewesen, wenn er nicht blitzschnell von Feind auf Freund hätte umstellen können. Also grinste er breit und sagte: „Und wir Englisch. Unangekündigt. Ich hab mich voll aufgeregt.“
    Marius erwiderte sein Grinsen. „Oh Gott, da hätte ich mir gleich die Kugel geben können. Bei Mathe hab ich wenigstens noch den Plan, aber Englisch …“ Er verdrehte die Augen und Karim lachte laut los.
    Marius zog die Augenbrauen hoch. „Worüber lachst du?“
    â€žTut mit leid. Echt. Aber ist das nicht der Hammer?! Da teilen wir seit Monaten ein Zimmer, sitzen Tag für Tag schweigend nebeneinander an unseren Schreibtischen, du schlägst dich mit Englisch herum und ich mich mit Mathe.“
    Marius verstand noch immer nicht. „Na und? Was ist daran so lustig?“
    â€žNa ja, ich steh auf ’ner glatten Eins in Englisch. Dafür in Mathe auf fünf. Vielleicht hätten wir uns schon längst gegenseitig helfen können.“
    Marius nickte. „Stimmt“, murmelte er. „Das hätten wir längst schon mal tun sollen.“
    Ein plötzlicher Windstoß wirbelte einen Werbeprospekt vor ihnen her und am Himmel waren dunkle Wolken aufgezogen.
    â€žShit, das sieht nach einer ordentlichen Dusche aus“, sagte Karim.
    Marius blickte in den Himmel.
    â€žStimmt, da kommt gleich richtig was runter“, stellte er fest und kräuselte die Lippen.
    Die ersten Regentropfen fielen vor ihnen auf den Asphalt.
    â€žUnd jetzt?“, fragte Karim. „Wollen wir zurück in die Schule gehen?“
    Marius schüttelte den Kopf. „Ne, wir rennen zum Internat.“
    Karim nickte.
    Sie rannten los. Unterwegs wurde der Regen stärker.
    â€žMeine Frisur“, fluchte Karim und hielt sich schützend die Hand über sein modern gestyltes schwarzes Haar.
    Marius prustete los. „Das soll ’ne Frisur sein? Und ich dachte immer, für so was kann man von seinem Friseur Schmerzensgeld verlangen.“
    Karim streckte ihm im Scherz die Faust entgegen.
    â€žNimm’s locker, Junge.“ Marius lachte krächzend und verpasste Karim im Laufen einen Knuff gegen die Schulter.
    Als sie kurze Zeit später das Fußballinternat erreichten, waren sie bis auf die Haut durchnässt.

    Haro Bartels machte sich Vorwürfe. Er hätte es nicht Frank Münkel überlassen dürfen, Marius die Nachricht zu überbringen, dass Amelies Mörder gefasst worden war. Er hätte sich freinehmen müssen, in sein Auto steigen und die knapp zweihundert Kilometer nach Wolfsburg fahren sollen, um Marius persönlich davon zu erzählen.
    Andrerseits hatte er dafür das ganze Wochenende Zeit gehabt und es dennoch nicht getan.
    Nachdem Marius sich seinen Frust von der Seele geredet hatte, war er so gut drauf gewesen – die Stimmung zwischen Marius, Nele und ihm so unbeschwert und locker gewesen, dass er diese kostbaren Momente einfach nicht zerstören wollte.
    Natürlich war das dumm von ihm gewesen. Und völlig egoistisch. Er wollte die gute Stimmung nicht gefährden. Und warum? Damit alles schön ruhig und harmonisch vonstattenging.
    Blödsinn, feige bist du gewesen. Nichts anderes, schimpfte er sich selbst. Er hätte es Marius sagen müssen. Sofort nachdem er am Freitagabend im Vereinshaus davon erfahren hatte.
    Ein enger Freund von Amelies Vater war es gewesen. Er hatte anscheinend schon lange ein Auge auf Amelie geworfen. Doch dass es zu dem Verbrechen gekommen war, muss reiner Zufall gewesen sein. Eine Perversion des Schicksals. Der Mann war gerade von einem Geschäftstermin gekommen, als er Amelie am Stadtparkrand gesehen hatte und spontan beschlossen hatte, ihr unauffällig in den Park zu folgen. Zunächst

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