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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dass ich
ein wenig Unbehagen verspüre bei der Vorstellung, Braut zu sein, aber
nachdem ich gesehen habe, wie glücklich die Königin in ihrer Ehe ist,
sehe ich meiner eigenen Hochzeit mit Spannung entgegen. Ich akzeptiere
Deinen Vorschlag, unser Verlöbnis zu erneuern, doch ich muss für den
Schritt zur Ehe erst noch Klarheit gewinnen.
    Ich will Dich nicht in Deinem
eigenen Heim zum Hanswurst machen, Du irrst, wenn Du dies fürchtest und
mir einen Wunsch vorwirfst, den ich nicht hege. Ich will nicht Deine
Gebieterin sein, aber ich will auch nicht, dass Du mich beherrschst.
Ich muss eine eigenständige Frau sein, nicht bloß Dein Anhängsel. Ich
weiß, dass Deine Mutter und vielleicht auch mein Vater nicht dieser
Meinung sind, doch es ist, wie Du gesagt hast: Ich bin daran gewöhnt,
meinen Willen durchsetzen zu können, zu solch einer Frau bin ich nun
einmal geworden. Ich bin weit gereist und habe von eigenen Mitteln
gelebt, und ich scheine mit den Hosen auch den Stolz eines Knaben
angezogen zu haben. Diesen Stolz will ich nicht zusammen mit meiner
Livree ablegen müssen. Ich hoffe, dass Deine Liebe die Frau beherbergen
kann, die ich eines Tages sein werde. Ich möchte dies ganz klarstellen,
Daniel – ich kann nicht Dienerin meines Mannes sein, ich muss
seine Freundin und Gefährtin sein. Ich möchte Dich fragen, ob Du so
eine Frau willst?
    Ich hoffe, dies schmerzt Dich
nicht zu sehr, es ist so schwer, über solche Dinge zu schreiben. Wenn
wir darüber gesprochen haben, haben wir meistens nur
gestritten – vielleicht können Briefe der Weg sein, auf dem
wir zu einer Übereinkunft kommen? Und ich möchte gern einig mit Dir
sein: Wenn wir uns verloben, dann muss es zu Bedingungen sein, denen
wir beide vertrauen können.
    Ich lege einen Brief für meinen
Vater bei, er wird Dir die übrigen Neuigkeiten mitteilen. Ich
versichere Dir, dass ich bei Hofe wohlbehalten und glücklich bin, und
sollte sich daran etwas ändern, werde ich zu Dir kommen wie
versprochen. Ich habe nicht vergessen, dass ich Dich nur deshalb
verließ, weil ich der Prinzessin im Tower Gesellschaft leisten wollte.
Sie sitzt nun nicht mehr dort, ist aber immer noch eine Gefangene. Um
Dir die Wahrheit zu sagen: Ich fühle mich immer noch verpflichtet, der
Königin und der Prinzessin meine Dienste zu leisten, wie es mir
befohlen ist. Sollte sich daran etwas ändern, sollte die Königin mich
nicht länger benötigen, dann komme ich zu Dir. Doch meine Verpflichtung
geht vor. Ich weiß, wenn ich ein ganz gewöhnliches Mädchen wäre, hätte
ich als Deine Verlobte keine anderen Verpflichtungen als Dir
gegenüber – aber Daniel, so ein Mädchen bin ich nicht. Ich
will erst meinen Dienst bei der Königin beenden und dann, dann erst, zu
Dir kommen. Ich hoffe, Du kannst das verstehen.
    Doch wäre ich gern mit Dir
verlobt, wenn wir uns nur einigen könnten …
    Hannah
    Ich überlas das Geschriebene und ertappte
mich, seine Verfasserin, bei einem Grinsen über diese seltsame Mischung
aus Zusicherungen und Rückziehern. Ich wünschte, ich hätte deutlicher
schreiben können, doch das würde erst möglich sein, wenn ich selbst
klarer sah. Ich faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein, um ihn
an Daniel zu schicken, sobald der Hof im August nach London ging.
    Die Königin hatte für ihren Ehemann einen
triumphalen Einzug geplant, und London, das Maria stets freundlich
gesonnen gewesen war, empfing das Paar mit überschwänglicher Freude,
zumal die Galgen abgerissen und statt ihrer Triumphbögen errichtet
worden waren. Ein Spanier an der Seite der Königin war zwar nicht
unbedingt nach dem Geschmack des Volkes, aber der Anblick der Regentin
in ihrem goldenen Gewand und mit ihrem glücklichen Lächeln sorgte für
eine versöhnliche Stimmung. Zu wissen, dass die Hochzeit vollzogen war
und das Land nun endlich Frieden und Stabilität gewinnen konnte, war
jedem Anlass genug zur Freude. Zudem brachte die Verbindung mit sich,
dass jetzt die spanisch beherrschten Niederlande dem englischen Handel
offen standen, und dies war ein Argument für die Kaufleute, die danach
trachteten, ihren Reichtum zu mehren.
    Die Königin und ihr frisch gebackener Ehemann nahmen Wohnsitz
auf Schloss Whitehall und begannen die Regeln ihrer gemeinsamen
Regentschaft festzulegen.
    Eines frühen Morgens weilte ich in ihren Gemächern und wartete
darauf, dass sie zur Messe gehen würde. Da erschien die Königin im
Nachtgewand und kniete schweigend vor ihrem prie-Dieu nieder. Offenbar war sie

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