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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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»Aber ich möchte nicht von meinem Sohn getrennt
werden, und ich kann auch nicht mehr in Hosen gehen.«
    »Du kannst ihn einer Amme geben. Und Hofnärrin kannst du auch
ohne Hose werden. Es gibt weiß Gott genügend Närrinnen im Kleid. Du
bist da keine Ausnahme.«
    Ich biss mir auf die Lippen, um mich zu beruhigen, denn ich
spürte drohende Gefahr. »Mylord, er ist doch nur ein Baby, und er
spricht nicht. Er ist in einem fremden Land, unter völlig fremden
Menschen. Bitte lasst ihn bei mir bleiben. Bitte lasst mich ihn
behalten.«
    »Wenn du darauf bestehst, ihn bei dir zu behalten, musst du
hier auf dem Lande bei Amy bleiben«, warnte er mich.
    Ich erwog den Preis, den ich zu entrichten hatte, um Dannys
Mutter zu sein, und fand ihn überraschenderweise nicht zu hoch. Nichts
konnte mich dazu bewegen, den Kleinen im Stich zu lassen.
    »Nun gut«, sagte ich und trat einen Schritt zurück, um die
Träger durchzulassen, die zwei schwere Sessel und einen Tisch zum
Karren trugen.
    Lord Robert blickte mich finster an. Er hatte nicht geglaubt,
dass ich das Kind über meinen Ehrgeiz stellen würde. »Ach, Hannah, du
bist nicht die Frau geworden, die ich mir erhofft habe. Eine treue
Ehefrau und aufopfernde Mutter kann ich wohl kaum gebrauchen! Na schön.
Ich lasse dich holen, wenn ich deine Dienste benötige. Das wird
vermutlich im Mai sein. Den Jungen kannst du mitbringen«, kam er mir
zuvor, bevor ich etwas einwenden konnte. »Aber du musst kommen, sobald
ich dir Nachricht sende. Du sollst bei Hofe mein Auge und Ohr sein.«
    Lord Robert verließ uns an einem kalten
Märztag um die Mittagszeit. Amy Dudley erhob sich von ihrem
Krankenbett, um ihn zu verabschieden. Wieder einmal stand sie
schweigend wie eine Schneestatue in der Halle des Hauses, während er
seinen Hut aufsetzte und sich den Umhang um die Schultern legte.
    »Ich bedaure, dass Ihr während meines Besuches das Krankenbett
hüten musstet«, sagte er heiter, als spräche er mit irgendeinem
Gastgeber. »Ich habe Euch seit dem Dinner am ersten Abend kaum zu
Gesicht bekommen.«
    Amy schien ihn kaum zu hören. Sie brachte ein leeres Lächeln
zustande, das einer Grimasse ähnelte.
    »Ich hoffe, Ihr befindet Euch besser an Leib und Seele, wenn
ich wiederkomme.«
    »Wann werdet Ihr kommen?«, fragte sie leise.
    »Das kann ich noch nicht sagen. Ich gebe Euch Bescheid.«
    Seine Weigerung, eine feste Zusage zu geben, schien Amy nun
doch zum Leben zu erwecken. Sie richtete sich auf und funkelte ihn
wütend an. »Wenn Ihr nicht bald kommt, werde ich der Königin schreiben
und mich über Euch beschweren«, drohte sie mit gefährlich leiser,
zorniger Stimme. »Sie weiß, wie es ist, von einem treulosen Ehemann im
Stich gelassen zu werden, der jedem hübschen Gesicht hinterherläuft.
Sie weiß, was für eine Frau ihre Schwester ist. Sie hat unter
Elisabeths Ränken ebenso gelitten wie ich. Ich weiß darüber Bescheid,
seht Ihr? Ich weiß, was Euch die Prinzessin bedeutet.«
    »So etwas zu sagen, ist Hochverrat«, bemerkte Lord Robert
gelassen. »Ein solcher Brief wäre der Beweis für Euren Verrat. Unsere
Familie ist gerade eben aus der Tower-Haft entlassen worden, Amy, werft
uns nicht wieder hinein.«
    Sie biss sich auf die Lippen, und die Farbe stieg in ihre
Wangen. »Auf jeden Fall wird Eure Dirne nicht hierbleiben!«
    Robert seufzte und schaute zu mir herüber. »Ich halte hier
keine Hure«, sagte er mit mühsam verhaltener Ungeduld. »Eine Ehefrau
wohl auch kaum, wie Ihr sehr gut wisst. Die ehrenwerte Dame Mrs.
Carpenter wird hierbleiben, bis ich sie holen lasse, damit sie bei Hofe
in meine Dienste tritt.«
    Amy Dudley stieß einen Wutschrei aus, dann schlug sie sich die
Hand vor den Mund. »›Dienst‹ nennt Ihr, was sie für Euch tut?«
    »Ja«, gab er ruhig zurück. »Genau, wie ich sagte. Ich werde
nach ihr schicken. Und Euch werde ich wieder besuchen.« Er senkte seine
Stimme und fuhr ein wenig sanfter fort. »Und ich werde beten, um
meinet- und um Euretwillen, dass Ihr bei unserem Wiedersehen gefasster
seid. So ein Benehmen steht uns nicht gut an, Amy. Ihr dürft Euch nicht
betragen wie eine Verrückte.«
    »Ich bin nicht verrückt!«, zischte sie ihn an. »Ich bin
wütend. Wütend auf Euch!«
    Lord Robert nickte nur. Er würde nicht mit ihr streiten, und
offensichtlich berührte es ihn wenig, wie sie ihr Leiden zu nennen
beliebte. »Dann werde ich lieber darum beten, dass Ihr Euer Temperament
zügeln könnt«, sagte er abschließend. Er wandte sich zur Tür, vor

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