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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dich
doch nicht dazu erniedrigen, eine Ehefrau zu sein!«
    Nun platzte ich laut heraus. »Ich danke Euch«, sagte ich.
»Aber ich möchte eine Ehefrau sein, ohne mich erniedrigen zu müssen.
Sollte ich Daniel wiedersehen, so wähle ich ihn. Und ich werde ihn von
ganzem Herzen lieben und ihm treu sein.«
    »Aber eine Nacht mit mir würdest du genießen«, beharrte er,
teils aus Eitelkeit, teils als letzten Vorstoß seiner Überredungskunst.
    »Dessen bin ich mir sicher«, erwiderte ich ebenso schamlos.
»Und wenn es mir um nichts anderes ginge als um das Vergnügen, dann
würde ich Euch um diese Nacht bitten und um jede weitere. Aber ich habe
mich verliebt, Mylord, und niemand als mein Geliebter soll der Richtige
für mich sein.«
    Er trat einen Schritt zurück und vollführte eine wunderbare
höfische Verbeugung, so tief, wie sie einer Königin zustand. »Holder
Knabe, stets hast du meine Erwartungen übertroffen. Ich wusste, dass
aus dir einmal eine wundervolle Frau wird, dass du aber so unglaublich
und ehrbar werden würdest, hätte ich nie erwartet. Ich hoffe nur, dass
dein Mann deiner würdig ist, ich hoffe es in der Tat. Falls
nicht …«
    Ich lachte. »Wenn er mir das Herz zum zweiten Male bricht,
werde ich zu Euch zurückkommen und so herzlos sein wie Ihr, Mylord«,
sagte ich.
    »Nun gut, das wäre abgemacht«, sagte er lachend und ging
davon, in sein einsames Bett.
    In wenigen Tagen wollten seine Lordschaft
und John Dee an den Hof zurückkehren. John Dee würde wieder in Bischof
Bonners Dienst gehen und die Details hunderter Verhöre von angeblichen
Ketzern notieren. Zuerst würde er sie der Folter übergeben, und sobald
sie gestanden hatten, würde er die Scheiterhaufen anzünden lassen.
    Wir gingen zusammen zu den Ställen, um nach den Pferden zu
sehen, und ein verlegenes Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich
brachte es nicht fertig, zu fragen, wie er es ertragen konnte, wieder
zu seinem Henkerswerk zurückzukehren.
    Endlich brach John Dee das Schweigen. »Hannah, du weißt doch,
dass es besser ist, wenn ich als Ratgeber fungiere, als wenn es
irgendein anderer tut.«
    Einen Moment lang begriff ich nicht, doch dann wurde mir klar,
dass dies wieder eine Verschwörung war, eine Teilverschwörung innerhalb
der großen Verschwörung. Es war besser, wenn John Dee Prinzessin
Elisabeths Anhänger und Freunde verhörte und nicht ein königstreuer
Mann, der alle diese Menschen auf den Scheiterhaufen schicken würde.
    »Ich weiß nicht, wie Ihr dies ertragen könnt«, bekannte ich.
»Die Frau in meiner Zelle mit den ausgerissenen Fingernägeln …«
    Dee nickte. »Gott möge uns vergeben«, bestätigte er leise. »Es
tut mir leid, dass sie dich verhaftet haben, Hannah.«
    »Ich danke Euch, dass Ihr mich gerettet habt, falls es
tatsächlich so ist«, sagte ich widerwillig.
    »Hast du denn nicht gewusst, dass ich mich für dich verwendet
habe?«
    »Ich habe es damals nicht begriffen«, sagte ich vorsichtig.
    John Dee nahm meine Hand und tätschelte sie. »Du hast recht.
Es ging mir um Größeres als um dein Leben. Aber ich bin froh, dass dich
das Grauen nur gestreift hat und nicht zerbrochen.«
    Wir schritten in den Hof vor den Ställen und trafen Lord
Robert, der das Beladen eines Karrens überwachte: Es handelte sich um
einen wunderschönen Gobelin und ein paar edle Teppiche, die er für
seine Gemächer in Richmond mitnehmen wollte. Ich trat auf ihn zu und
sprach ihn leise an.
    »Werdet Ihr mir schreiben, wie es der Königin geht?«
    »Du möchtest wissen, wer die Nachfolge antritt?«
    »Ich möchte wissen, wie es der Königin geht«, betonte ich.
»Seitdem ich in ihren Dienst getreten bin, ist sie mir eine Freundin
geworden.«
    »Und dann hast du sie im Stich gelassen«, bemerkte er trocken.
    »Mylord, Ihr wisst doch, dass es für mich gefährlich wurde.«
    »Und jetzt?«
    »Ich erwarte nicht, irgendwelche Sicherheit zu finden. Aber
ich muss mir einen Lebensunterhalt verdienen und meinen Sohn aufziehen.«
    Er nickte. »Hannah, für den Augenblick möchte ich, dass du
hierbleibst, doch im Sommer würde ich dich gerne bei Hofe sehen. Ich
möchte, dass du wieder in den Dienst der Königin trittst.«
    »Mylord, ich bin keine Hofnärrin mehr. Ich muss mich um das
Kind kümmern, und ich warte auf meinen Ehemann.«
    »Mein Kind, du bist wahrlich eine Närrin, wenn du glaubst,
meinen Entscheidungen widersprechen zu können.«
    Das ernüchterte mich. »Ich wollte Euch nicht widersprechen«,
sagte ich friedlich.

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