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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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viel zur Fröhlichkeit bei«,
bemerkte Jane.
    »Ich brauche sie nicht, um Fröhlichkeit in mein Haus zu
bringen«, erwiderte die Königin scharf. »Die Freude besteht ganz allein
darin, zu wissen, wo sie sich aufhält.«
    »Vielleicht lässt sie sich wieder entschuldigen, weil sie zu
krank zum Reisen ist …«, bemerkte Jane.
    »Ja«, antwortete die Königin. »Falls sie zu krank ist. Aber
wenn sie zu krank zum Reisen ist, warum will sie dann von Ashridge nach
Donnington Castle? Warum sollte ein krankes Mädchen, das zu schwach
ist, um nach London zu kommen, wo es gepflegt würde, stattdessen zu
einer Burg reisen wollen, die ideal für eine Belagerung ist und sich
überdies im Herzen Englands befindet?«
    Alle bewahrten diplomatisches Schweigen.
    »Das Volk wird sich schon an Prinz Philipp gewöhnen«, sagte
Jane Dormer beschwichtigend. »Und all dies wird der Vergangenheit
angehören.«
    Plötzlich vernahmen wir ein lautes Klopfen der Wachposten vor
der Tür, und die Flügel wurden aufgestoßen. Der Lärm erschreckte mich.
Mein Herz hämmerte, und wie der Blitz war ich auf den Beinen. Ein Bote
stand auf der Schwelle, in Begleitung des Lordkanzlers und des
altgedienten Veteranen Thomas Howard, jetzt Herzog von Norfolk.
    Ich trat zurück, mein erster Impuls war, mich hinter Königin
Maria zu verstecken. Ich verspürte so etwas wie Gewissheit, dass sie
meinetwegen gekommen waren. Irgendwie hatten sie meine Herkunft
ergründet und kamen nun mit einem Haftbefehl unter der Anklage von
Judentum und Ketzerei.
    Dann wurde mir bewusst, dass sie mich nicht einmal sahen. Sie
schauten entschlossen und mit kaltem Blick auf die Königin.
    »Oh nein!«, flüsterte ich.
    Auch sie musste geglaubt haben, dies wäre ihr Ende. Rasch
erhob sie sich und schaute zwischen den strengen Gesichtern hin und
her. Sie wusste, dass der Herzog im Handumdrehen die Partei gewechselt,
der Rat in Windeseile ein Komplott gegen sie geschmiedet haben
konnte – was man vorher bei Jane vermocht hatte, war auch ein
weiteres Mal möglich. Und doch wich Königin Maria keinen Schritt
zurück, sondern wandte ihren Beratern ein so heiteres Gesicht zu, als
seien sie gekommen, um sie zum Dinner einzuladen. In diesem Augenblick
liebte ich sie für ihren Mut, für ihre wahrhaft königliche
Entschlossenheit, niemals Furcht zu zeigen. »Wie steht es, Mylords?«,
fragte sie leichthin und mit fester Stimme, obwohl die beiden nun in
die Mitte des Zimmers getreten waren und sie weiterhin mit starren
Augen ansahen. »Ich hoffe, Ihr bringt gute Nachrichten, denn Ihr
scheint so ernst.«
    »Euer Gnaden, es sind keine guten Nachrichten«, gab Bischof
Gardiner rundheraus bekannt. »Die Rebellen haben sich gegen Euch
formiert. Mein junger Freund Edward Courtenay hat klugerweise erkannt,
dass er es mir beichten musste. Nun bittet er um Eure Gnade.«
    Ich sah, wie sie ihren Blick abwendete, während ihr wacher
Verstand den Wert dieser Information ermaß. Doch ansonsten verzog sie
keine Miene und lächelte freundlich. »Und was genau hat Edward Euch
erzählt?«
    »Dass ein Komplott im Gange ist, auf London loszumarschieren,
Euch in den Tower zu werfen und Lady Elisabeth an Eurer Stelle auf den
Thron zu setzen. Wir haben die Namen einiger Verschwörer: Sir William
Pickering, Sir Peter Carew in Devon, Sir Thomas Wyatt in Kent und Sir
James Croft.«
    Nun wirkte sie zum ersten Mal betroffen. »Peter Carew, der mir
im Herbst in meiner Not zu Hilfe geeilt ist? Der die Männer von Devon
zum Aufstand rief?«
    »Ja.«
    »Und auch Sir James Croft, mein guter Freund?«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Immer noch hielt ich mich hinter ihr verborgen. Diese Männer
hatte mein Gebieter mir genannt, diese Namen hatte ich an John Dee
weitergeben sollen. Diese waren die Männer, die eine Chymische Hochzeit
machen, Silber zu Asche verbrennen und an seine Stelle Gold setzen
wollten. Nun glaubte ich, die Bedeutung zu erkennen: Ich glaubte zu
wissen, welche Königin in dieser Metapher Silber war und welche Gold.
Und wieder fühlte ich mich als Verräter, weil ich von Königin Maria
meinen Lohn erhielt, und weil es nicht mehr lange dauern würde, bis
irgendjemand herausfand, wer der Katalysator bei dieser Verschwörung
gewesen war.
    Die Königin atmete tief durch, um ihre Fassung
wiederzugewinnen. »Noch jemand?«
    Bischof Gardiner richtete seine Augen auf mich. Ich zuckte
unter seinem Blick zusammen, doch er schaute lediglich über mich
hinweg, da ihn die schlimmste Nachricht beschäftigte, deren
Überbringung

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