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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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ziemlich einfallsreich. Hast du mal ’nen Leitartikel in der Daily Post gelesen?«
    »Eine sogenannte Familienzeitung könnte das alles nicht mal drucken. All die Geschichten, die man hört, stimmen, und die meisten sind mir passiert. Ich war auf die Scheiße nicht vorbereitet, ich war kein Schläger. Ich war bloß Frischfleisch. Man wird da von Typen verprügelt … die kennen einen nicht und haben nicht mal was gegen einen, aber das Gesetz des Dschungels heißt, du bist Jäger oder Gejagter. Wenn du nicht irgendwen verprügelst,machst du dich angreifbar. Du musst wie ’ne richtig harte Nummer wirken oder wenigstens zeigen, dass es leichtere Opfer im Block gibt.
    Mir ging’s richtig dreckig. Als ich das von meinem Dad erfahren hatte, hätte ich fast Schluss gemacht. Davor hat mich ein älterer Kerl namens Parnell bewahrt.«
    »Warum? Wenn die Frage nicht zu zynisch ist.«
    »Er hatte vor langer Zeit auch mal kurz davor gestanden. Er war fast sechzig, hatte viele Fehler gemacht, die er bereute. Er hat mir beigebracht, wie man überlebt. Hat mich körperlich und geistig trainieren lassen.«
    »Geistig?«
    »Ja. Dein Körper muss auf die Kämpfe vorbereitet sein, und dein Kopf auf die Psycho-Spielchen. Im Knast suchen immer alle nach deiner Schwäche, die sie ausnutzen können, auch wenn es dir gerade wie ein freundliches Gespräch vorkommt. Er hat mir auch Gewissensdisziplin beigebracht, das heißt …«
    »Keine Sorge, das musst du mir nicht erklären.«
    »Das war das Schwierigste, aber auch da bekam ich Hilfe. Aber nicht unbedingt so freundliche. Ich hab ja gesagt, ich bin tief …«
    Zal schluckte und verzog das Gesicht, als wäre ihm bei der Erinnerung die Galle hochgekommen.
    »Parnell hat dafür gesorgt, dass ich mich verteidigen kann, aber niemand kann da drinnen Schutzengel spielen. Jeder muss sich vor allem um sich selbst kümmern, und manche Kämpfe kann niemand anders für dich gewinnen.«
    Wieder hielt er inne, was die düstersten Bereiche von Angeliques Vorstellungskraft befeuerte.
    »Alles, was du dir jetzt wahrscheinlich vorstellst, stimmt«, sagte er. »Der Typ hieß Marsh, ganz harter Kerl, einflussreich, und er steckte mit Creedie, einer der Wachen unter einer Decke. Die beiden … hatten was miteinander laufen. Dienstagnachmittag, immer Dienstagnachmittag.«
    »Gab’s einen Grund für …«
    »Ja. Ich war nicht ihr einziges Spielzeug – die hatten quasi jedenTag ’nen anderen. Creedie war für die Arbeitseinteilung in der Metallwerkstatt verantwortlich. So hat er sich abgesichert, falls jemals einer dumm genug war, Anschuldigungen zu erheben. Marsh und er konnten ihren Spaß haben, und wenn sie jemand verpfeifen wollte, konnte er alles abstreiten, weil er es schwarz auf weiß hatte, dass der Betroffene die ganze Zeit in der Werkstatt war. Auch andere Wachen waren eingeweiht. Sie haben sich zwar nicht selbst beteiligt, konnten sich aber darauf verlassen, dass Creedie sich bei anderen Maschen revanchieren würde.«
    Zal schüttelte den Kopf. »Ich dachte, irgendwann würde ihnen langweilig werden, und sie würden sich ’nen Neuen suchen. Dabei hatte ich vergessen, dass im Knast alles Routine ist, und dass man viel zu schnell einfach alles hinnimmt. Also musste ich dafür sorgen, dass es aufhört.«
    »Aber wie?«
    »Ich hab sie beide umgebracht.«
    Er starrte einen Augenblick ins Leere, als könnte er seine Worte selbst nicht glauben. An dieses Ereignis dachte er wohl weder gern noch oft zurück.
    »Es war dieselbe Routine wie immer. Creedie brachte mich zu seinem Wäscheraum, und Marsh kam bald nach. Creedie ließ sich gerne einen blasen. Am Anfang setzte er mir dabei die Pistole an den Kopf, bis ich zuverlässig kooperierte. Dann hat das dumme Arschloch sie einfach im Holster stecken lassen.«
    »Du hast ihn erschossen? Sind da nicht sofort die anderen Wachen gekommen?«
    »Nein. Ich hab ihn mit seinem Schlagstock totgeprügelt. Als Marsh nachkam, hab ich den erschossen. Dann hab ich Creedie wieder seine Pistole in die Hand gelegt und bin schnell in die Werkstatt zurückgegangen, bevor die Wachen da waren. Und den Büchern nach war ich auch die ganze Zeit dort gewesen.«
    »Aber die anderen Wachen …«
    »Ich hab eine einigermaßen plausible Szene zurückgelassen, und niemand hatte großes Interesse an ernsthaften Nachforschungen. Vielleicht haben sie mich verdächtigt, aber sie konnten nichtssagen, ohne eine ganze Menge andere Scheiße zu verraten, von denen die Behörden nichts

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