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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Merkland. »Ich sag’s ja nur: Im Moment lassen wir dich noch. Aber wenn es so weit ist und du dran bist, dann meld ich mich als Erster.«
    »Da hab ich dann ja Glück gehabt, was? Bei dir geht doch immer alles in die Hose.«
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass meine Pistole nächstes Mal wieder nicht geladen ist, oder?«
    Zal ignorierte Merklands Versuch, bedrohlich zu starren, und sah sich fröhlich das Schild am Bahnsteig an, als die Bahn in Cowcaddens hielt. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hätten Typen wie Merkland ihm Angst einjagen können, aber das war drei Jahre, siebzig Nahtstiche und zwei Leichen her. Als die Tür sich öffnete, sah er Merkland noch einmal in die Augen.
    »Und du glaubst doch wohl nicht, dass das einen Unterschied macht, oder? Und jetzt verpiss dich und lauf brav zurück zu Hannigan. Du musst hier raus.«

    Zal sah ihm hinterher, wartete aber ab, bis die Bahn in die Dunkelheit des nächsten Tunnels gefahren war, bevor er Karl in die Seite stieß. Karl hatte eine Rangers-Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, damit er aussah wie ein kleiner Junge, der mit seinem Vater beim Spiel gewesen war. Er schaute nicht hoch, aber Zal wusste auch so, dass er grinste. Stattdessen streckte er die Handfläche aus, damit Zal einschlug. Sie feierten ihren Erfolg mit einem kurzen, herzlichen Händedruck.
    Endlich konnte er ausatmen. Das Lied fing wieder an, diese unwiderstehliche Kraft erfüllte wieder die Luft, die lautstarken Stimmen übertönten dass Rumpeln der Räder und das gelegentliche metallische Aufkreischen. Zal ballte die Faust und sang mit, als ihn eine Welle der Begeisterung durchbrandete und eine Kettenreaktion auslöste. So konnte er die Begeisterung wunderbar herauslassen, und erst dann wurde er sich des Ausmaßes der Euphorie bewusst, die in ihm anschwoll.
    »Follow we will, follow we will.«
    Über fünf Stunden lang hatte er unter Adrenalin gestanden, und in dieser Zeit hatte sein Kopf unterschiedlichere und intensivere Emotionen verarbeitet, unterdrückt und kontrolliert, als andere es in fünf Monaten, vielleicht Jahren mussten. Was nicht hieß, dass er nicht jede verdammte Sekunde davon genossen hatte, aber wie ein siegreicher Fußballer konnte er sich erst nach dem Spiel von all diesen aufgeschobenen Gefühlen durchströmen lassen.
    »Though the straits be broad or narrow …«
    Die Erleichterung, die Euphorie und die Katharsis wären auch so irgendwann gekommen, aber als es mitten in diesem Lied geschah, wühlte es etwas auf, was viel tiefer gelegen hatte, und Zal sang mit Tränen in den Augen und einer warmen Wehmut im Lächeln.
    »If they go to Dublin, we will follow on.«
    Das Lied hatte ihm sein Vater immer vorgesungen, und zwar in der ursprünglichen Form und ohne den dämlichen Zusatz: »Dundee, Hamilton, even to the Vatican«. Zal hatte als Kind mitgesungen, bevor er überhaupt wusste, worum es ging, bevor er verstandenhatte, dass der Ort, den sein Vater so vermisste, nicht bloß ein anderes Städtchen in Nevada war. Ihm wurde jetzt klar, dass er das Lied, außer im Fernsehen, nie von jemand anderem gehört hatte, und als er es jetzt aus der Nähe erlebte und dazu noch in dem Akzent, den er nur von einem einzigen Menschen kannte, kam er sich plötzlich verwundbar und schrecklich einsam vor.
    Vielleicht war das gar nicht so schlecht, denn er musste seine Feierlaune sowieso unter Kontrolle bekommen. Klar fiel er unter den Fans nicht großartig auf, aber ganz so überglücklich wie er waren die nun auch wieder nicht. Es war ja nur Aberdeen gewesen und nur vier-null.
    Er sah Jerome und dann Leo im Strom der Fans auf dem Bahnsteig davontreiben, und dann mussten Karl und er in Hillhead raus. Sie schwiegen, damit niemand ihren Akzent bemerkte, Karl hielt immer noch den Kopf gesenkt und hatte die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Auf der Byres Road war es dunkel, voll und nass. Der Regen hatte wohl gerade erst angefangen, denn die Fans in der U-Bahn waren alle trocken gewesen, und auf der Straße hatte niemand einen Schirm dabei. Die Leute drückten sich an den Hauswänden entlang, sprinteten von einem Vordach zum nächsten oder harrten zögerlich in Eingängen aus. Zal und Karl mussten nur dem Bürgersteig Richtung Great Western Road folgen. Schon an der Hillhead Library kam ihnen Leos Auto entgegen, grüßte sie in der regnerischen Dunkelheit mit der Lichthupe, blinkte und hielt.
    Karl stieg hinten ein und nahm die Mütze ab, als er nicht mehr zu sehen war. Zal lehnte sich

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