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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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als ich selbst?«
    »Sie sind Polizistin. Ich glaube nicht, dass Sie ein anderes Ich haben, das ganz unabhängig davon ist.«
    Angelique wollte seufzen. Er hatte recht, und das war schrecklich deprimierend: Sie konnte es nicht abschalten, sich nicht davon zurückziehen und auch keinen Teil von sich absperren. Deshalb gab es so viele Polizistenehen: Da hatte keiner von beiden Illusionen darüber, womit er den anderen teilte. Bisher hatte sie geglaubt, dass nur ein anderer Polizist das verstand. Dabei hatte sie vergessen, dass Verbrecher auch wussten, worum es ging.
    »I am what I am, um es mit Gloria Gaynor zu sagen. Oder war es doch Popeye? Ich bin ganz Ohr«, erwiderte sie.
    »Dummerweise kann ich Ihnen nicht nur ein bisschen erzählen, ohne gleich alles zu verraten, und das darf ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Aber bitte glauben Sie mir, dass es bei dieser ganzen Sache nicht nur um einen Batzen Geld geht.«

    Diese ganze Sache. Also war es noch nicht vorbei, und es lastete schwer auf ihm, was auch immer es war. Er wollte sich aussprechen, und aus irgendeinem Grund hielt er sie für die richtige Zuhörerin. Angelique war deswegen ein bisschen enttäuscht, ärgerte sich aber sofort über sich selbst.
    »Wie sind wir eigentlich von Vegas hierhergekommen?«, brach er die lange Stille und gab ihr die Vorlage, das Thema zu wechseln.
    »Das ist vielleicht ein angemesseneres Thema«, erwiderte sie und tat ihm vorläufig den Gefallen. »Ehrlich gesagt wusste ich auch gar nicht, dass überhaupt jemand wirklich aus Vegas kommt, außer vielleicht Andre Agassi. Ich dachte, da bleiben die Leute nur irgendwann hängen.«
    »Spieler, die sich einen Job suchen, um die Schulden zu bezahlen und alte Schnulzensänger, die sonst nirgends mehr unterkommen? Oh ja, davon gibt’s genug. Aber Vegas ist die am schnellsten wachsende Stadt der USA . Da werden Leute geboren. Wie ich zum Beispiel.«
    »Ihr Vater war Spieler und Ihre Mum Showgirl?«
    »Ich würde mich ja beschweren, dass Sie sich über mich lustig machen, aber ganz so falsch liegen Sie nicht.«
    »Ihre Mum war Spielerin und Ihr Dad Croupier?«
    »Nein. Meine Mum war wirklich Showgirl. Später zumindest. Als mein Dad sie kennenlernte nur eine einfache Stripperin. Naja, ganz so einfach eigentlich nicht, aber auf jeden Fall Stripperin.«
    »Das erklärt so einiges.«
    »Was denn?«, fragte er. Er blieb ruhig, aber sie spürte, dass er eine bissige Schutzhaltung unterdrückte.
    »Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Hab nur laut gedacht.«
    »Jetzt haben Sie es aber gesagt. Was meinten Sie?«
    »Dass Ihre Mutter Stripperin war, hat vielleicht etwas mit Ihrer Einstellung Frauen gegenüber zu tun. Genauer gesagt, mit Ihrem Umgang mit dem Verhalten anderer Männer Frauen gegenüber.«
    »Sicher. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht weiß, wie Sie darauf gekommen sind.«

    »Höchste Zeit, dass ich Ihnen auch mal etwas voraus habe. Ich würd’s Ihnen ja erzählen, aber leider kämen wir dann auf unser Tabuthema.«
    »Sie können ja darüber reden. Ich kann mich nur nicht dazu äußern.«
    »Okay. Ich hab alle Zeugenaussagen gelesen, und eine Geisel wollte kaum etwas Negatives über Sie sagen, obwohl Sie sie fünf Stunden lang festgehalten haben. Sie wollte überhaupt kaum etwas verraten, was gegen Sie verwendet werden könnte. Ich habe mich mit ihr getroffen und abseits des Protokolls mit ihr geredet. Wissen Sie schon, von wem ich rede?«
    Er nickte.
    »Sagen Sie bitte fürs Tonband ja oder nein.«
    Er lächelte und trank noch einen Schluck Bier.
    »Sie haben mich eben gefragt, warum ich Ihre Einladung angenommen habe. Einer der Gründe war das, was das Mädchen gesagt hat.«
    »Das hört man gerne. Mein Vater hat sicher keine Preise für seine Verdienste als Ehemann gewonnen, aber er hat mir ein paar wichtige Werte vermittelt. Unter anderem, wie man Frauen behandelt. Theorie und Praxis sind natürlich zwei Paar Schuhe. Wenn man jemanden verlässt, hilft es auch nicht viel, dass man dabei höflich bleibt.«
    »Womit wir wieder beim Unterschied zwischen Anstand und Etikette wären.«
    »Hauptsache, das fällt für Sie nicht unter klischeehafte Erklärungen, warum man ein Verlierer geworden ist.«
    »Ich hab von anderen Verlierern gesprochen und nie gesagt, dass Sie einer sind. Schon gar nicht, solange Sie ein Viertel von achthunderttausend Pfund in der Tasche haben.«
    »Ich dachte, Sie und Ihre Kollegen jagen fünf Räuber.«
    »Tun wir auch. Aber wir glauben, dass

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