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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Angelique sofort Herzklopfen. In ihrem Kopf rauschte es kurz, und dann verschwand ihre Umgebung, bis nur noch sie beide in ihrer Nische saßen, keinPub mehr, keine Bar und keine anderen Leute. Hätte er nicht ›interessant‹ sagen können? Oder ›faszinierend‹? ›Anziehend‹ hörte sich nach … all den Gründen an, aus denen dieses Treffen so gefährlich war, so unratsam und doch so unwiderstehlich. Weil sie jetzt sein Gesicht gesehen hatte, würde die Situation sicher nicht weniger kompliziert werden. Ein Teil von ihr – der große, feige Teil, der die verletzlicheren Teile beschützen wollte – hatte gehofft, er würde aussehen, als wäre er aus der Restekiste von Michael Jacksons Schönheitschirurg zusammengestoppelt worden. Rein äußerlich hätte sie an diesem Kerl nichts verändern wollen. Selbst die Haare waren okay, was sie wahrscheinlich bei niemand anderem wären. Und er fand sie ›anziehend‹. Jawohl, das hatte er zu Protokoll gegeben. Aber ganz egal, wie er aussah, sie durfte genauso wenig vergessen, was er war, wie andersherum.
    »Sie sehen mich also als … Bedrohung«, interpretierte sie, um die Konnotationen zu ersticken, verfluchte sich aber gleichzeitig dafür. »Oder vielleicht als ebenbürtigen Gegner? Obwohl ich kaum glauben kann, dass Sie so eine hohe Meinung von mir haben, nachdem Sie mich so mühelos ausgetrickst haben.«
    Er öffnete den Mund, schwieg aber und trank zunächst einen Schluck Bier. »Das war schlau«, erwiderte er. »Fast hätte ich Sie verteidigen wollen. Dann hätten Sie mich schnell über Dinge reden lassen, über die ich nicht reden kann.«
    »Über welche Dinge können Sie denn reden? Wenn wir nicht bald welche finden, ist unser Treffen hier recht sinnlos, oder?«
    »Das kommt darauf an, ob Sie sich für andere Dinge interessieren als für unseren Samstagnachmittag; und selbst wenn nicht, sind Sie sicher so schlau, dass Sie selbst wissen, dass dort nicht alle Antworten zu finden sind.«
    Angelique hörte ihm genau zu und nippte an ihrem Glas. Dann setzte sie es ab und sah ihm in die Augen. Sein Blick war undurchschaubar aber verlockend; wie auch bei seinen ausweichenden, rätselhaften Worten, wollte sie umso mehr wissen, was er verbarg, je weniger er preisgab.

    »Okay, versuchen wir’s mal hiermit: Warum sind wir hier? Warum haben Sie mich eingeladen?«
    »Warum haben Sie angenommen?«
    »Beantworten Sie jetzt alle meine Fragen mit Gegenfragen?«
    »Ich habe in … den letzten Jahren viel Jeopardy geschaut. Aber ich glaube, wenn Sie meine Frage beantworten, haben Sie auch Ihre geklärt.«
    Womit sie auch schon bei den Dingen waren, über die sie nicht reden wollte. Warum hatte er sie eingeladen? Warum hatte sie angenommen? Und wer von beiden war deshalb verrückter?
    »Ich hatte nichts zu verlieren«, erwiderte sie, was nicht ganz wahr, aber plausibel war. »Und ich muss zugeben, dass ich schon fasziniert war. Wer wäre das nicht gewesen?«
    »Von mir persönlich oder von den Umständen?«
    »Das lässt sich für mich nicht trennen.«
    »Das liegt wohl an Ihrem Job.«
    »Ehrlich gesagt macht Ihr Job es mir schwer, den Mann von den Taten zu trennen.«
    »Wenn ich Bankangestellter wäre, hätte ich also kein Date mit Ihnen bekommen?«
    »Bankangestellter statt Bank…? Schwer zu sagen. Dann hätte ich immerhin vorher gewusst, wie Sie aussehen. Und überhaupt, was heißt hier Date? Ich müsste Ihnen nur eben Ihre Rechte verlesen, und schon wär’s ein offizielles Verhör.«
    »Das sagt man doch nur so«, erklärte er und lächelte. »Aber es hat doch schon etwas von einem Date, oder? Junge trifft Mädchen, wir gehen zusammen etwas trinken, fragen uns ein bisschen aus und lernen uns kennen.«
    »Junge nimmt Mädchen als Geisel, Junge trickst Mädchen nach Strich und Faden aus, während er die Bank ausraubt, lädt Mädchen später auf ’nen Drink ein, wo Junge aber mit gespaltener Zunge spricht und allen Fragen des Mädchens ausweicht. Bis auf Ihren Vornamen weiß ich jetzt genauso viel über Sie wie vor einer halben Stunde.«
    »Dann fragen Sie mich doch mal was anderes!«

    »Okay. Wo kommen Sie her? Wenn Ihr Akzent überhaupt echt ist.«
    »Von überall und nirgendwo«, antwortete er und grinste über ihre Verzweiflung. »Ursprünglich aber aus Las Vegas.«
    »Das passt doch. Ein Ort, an dem alles Künstliche Alltag geworden ist, und an dem jeder dem schnellen Geld hinterherjagt, das er nicht verdient hat.«
    »Autsch. Zurück in die Messerschublade, Officer

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