Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
einer von Ihnen verzweifelt nach den anderen vieren sucht.«
»Hab ich schon gesagt, dass Sie gut sind? Ich nehm’s zurück. Sie sind sehr gut.«
Angelique konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das Spielchen gefiel ihr, und es tat gut, auch mal einen Punkt zu gewinnen, auch wenn sie ihm wohl etwas über die Ermittlung verraten hatte, ohne selbst etwas Neues über die Räuber zu erfahren. Dafür wurde er gesprächig, was seine Familie anging, und das war auch schon mal ein Fortschritt.
»Ihre Mum war also Stripperin. Was hat Ihr Dad denn in Vegas gemacht?«
Er richtete die blauen Scheinwerfer wieder voll aufgeblendet auf sie. Wie bei einer guten Flasche Wein war der Eindruck schwer zu beschreiben: Sie konnte verschiedene Noten und Nuancen isolieren, wobei aber das Restrisiko bestehen blieb, dass sie sich das alles nur einbildete und folglich Blödsinn erzählte. Bei dem Jahrgang vor ihr spürte sie einen Hauch aufrichtiges Interesse, eine bisher verborgene Spur Verletzlichkeit und einen ordentlichen Schuss kalkuliertes Risiko.
»Sie sind Polizistin«, erwiderte er. »Das müssen Sie schon selbst herausfinden.«
»Geben Sie mir denn keinen Tipp?«
»Die Beweise liegen Ihnen schon alle vor, aber Sie haben nur einen Versuch, also lassen Sie sich Zeit.«
»Na gut. Ich werd dran knacken. Wer der Spieler der Familie ist, weiß ich aber schon.«
»Kein Witz.«
»Ich weiß aber nicht, was das Risiko rechtfertigt, das Sie hier heute Abend eingehen. Vielleicht das Spiel selbst? Es heißt, der echte Spieler bekommt seinen Nervenkitzel nicht vom möglichen Gewinn, sondern von der Gefahr des Verlusts. Ist das bei Ihnen so?«
»Der Nervenkitzel interessiert mich nicht. Früher vielleicht, aber … heutzutage weiß ich ganz genau, was mir wichtig ist. Sie meinten, Vegas sei die Welthauptstadt des Künstlichen, und wahrscheinlich haben Sie da recht, aber LA ist ziemlich nah dran. Sie haben auch gesagt, dass die Leute da dem schnellen Geld hinterherjagen, das sie nicht verdient haben. Auch das stimmt, aber Siemüssen verstehen, dass es in Vegas vor allem um die Unterhaltung geht. Da fahren die Leute hin, wenn sie sich amüsieren wollen: die bunten Lichter, die abgefahrene Show, die Automaten, die Blackjack-Tische. Wenn man bei den letzten beiden seinen Spaß haben will, setzt man nur, was man entbehren kann. Wenn man gewinnt, super; wenn man verliert, hatte man auch seinen Spaß. Aber man setzt nie etwas, was man wirklich braucht, denn egal, wie die Quoten stehen, das ist es nie wert.«
»Das bringt uns wieder zu meiner Frage zurück. Nach allem, was Sie gerade gesagt haben: Warum sitzen wir beide hier?«
Er trank sein Glas aus, stellte es abseits auf den Tisch, lehnte sich vor und sah sie so intensiv an, dass sie zurückgeschreckt wäre, wenn sein Blick nicht gleichzeitig etwas unheimlich Flehentliches gehabt hätte. Jetzt konnte sie ihm in den Hemdkragen schauen, wo die schwarzen Ranken eines Tattoos sich seine Brust hinaufschlängelten.
»Wollen Sie sich wirklich mit mir unterhalten? Und ich meine nicht diesen Katz-und-Maus-, Räuber-und-Gendarm-Quatsch. Nur Sie und ich, und wir erzählen uns, was wir uns zu erzählen haben und beschäftigen uns erst mit den Konsequenzen, wenn wir wissen, wo die Wahrheit uns hinführt.«
Ein unbedachtes ›Ja‹ würde hier nicht reichen. Angelique wusste nicht, was er meinte, aber sie wusste, dass es ihm absolut ernst war. Sie hatten ihr Spielchen gespielt, ob sie ein Mikro trug oder nicht, aber sie war sich sicher, dass er das gerade niemals gesagt hätte, wenn er auch nur eine Sekunde geglaubt hätte, dass sie sich nur beruflich für ihn interessierte.
»Ich weiß überhaupt nichts, bevor ich nicht alles weiß«, stellte sie fest.
»Da haben Sie recht.«
»Also, reden wir.«
»Nicht hier.«
»Wo dann?«
»Fragen wir lieber, wann.«
»Wann?«
»Wann können Sie sich mal zwei Tage freinehmen?«
»Nächsten Donnerstag und Freitag. Überstunden abbummeln. Ist das okay?«
»Donnerstagmorgen. Am Flughafen.«
»Damit Sie abhauen können, wenn Sie meinen, ich greif nach den Handschellen?«
»Damit wir auf neutralem Boden sind.«
»Was ist denn am Flughafen bitte neutral? Ist doch nur Paisley, da sind wir genauso zuständig.«
»Klar, aber in Paris nicht.«
Zwischenspiel:
Der furchtloseste Reporter Schottlands
(nein, nicht der)
Wollen Sie es im schönen, neuen Schottland zu etwas bringen? Ganz einfach. Stecken Sie Ihren Penis einem anderen Mann in den
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