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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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wuchs. Dann die Kinderzimmer, die sie in den letzten Tagen kaum genutzt hatten. Grimmig starrte er das Spielzeug an, das auf dem Boden verstreut lag, die hübschen Bänder, die am Fenster hingen, das rote, ausgestopfte Pferd, für das Mellorin, wie sie behauptete, »zu alt« sei, das sie aber behielt, »weil Mutter es für mich gemacht hat«. All dies und noch mehr betrachtete er, und seine Wut wuchs erneut, als er daran dachte, was diese Männer seinem Kind gestohlen hatten.
    Und dann war er da.
    Die Tür war extrem schmal, wie eingeklemmt zwischen zwei Wänden, die in einem spitzen Winkel aufeinander zuliefen. Der Raum dahinter war nicht sonderlich groß, und wenn er auch keine richtig geheime Kammer war, konnte man ihn doch leicht übersehen. Tyannon und er nutzten ihn hauptsächlich, um Dinge zu lagern, die sie zwar nicht mehr brauchten, aber auch nicht wegwerfen wollten.
    Corvis öffnete die Tür mit spannungsgeladener Gemächlichkeit und zuckte zusammen, als die Angeln kreischten wie eine Katze, die mit dem Schwanz in einen Webstuhl geraten war. Unwillkürlich zuckte er mit den Schultern; falls er jemanden geweckt hatte, konnte er es nun sowieso nicht mehr ändern. Er trat ein.
    Prompt stolperte er über eine Kufe der Wiege, neben der er so viele Stunden verbracht und in der er zuerst Mellorin und dann Lilander in den Schlaf geschaukelt hatte. Er gewann gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht zurück, so dass er nicht kopfüber in den Haufen von aussortierten Sachen stürzte.
    Mürrisch schüttelte er den Kopf und lehnte sich an einen alten, mottenzerfressenen Wandteppich. Obwohl der Gobelin weder hübsch noch besonders wertvoll war, war er viele Jahre lang sein Lieblingsstück gewesen, bis er so verschlissen und durchlöchert war, dass auch er zugeben musste, dass man ihn nicht länger irgendwo hinhängen konnte, ohne den guten Geschmack eines jeden Betrachters zu beleidigen. Also lag er hier, zusammengerollt in einer Ecke der Rumpelkammer. Zerfetzt, nicht mehr zu retten und zu sehr gemocht, um einfach weggeworfen zu werden.
    Genau wie ein gewisser müder, alter Narr, den ich kenne, dachte Corvis gereizt.
    Er spielte auf Zeit, das wusste er, noch während er die Wiege, den Wandteppich und alles andere in dem vollgestopften Raum betrachtete. Es war der Moment gekommen, entweder das zu erledigen, was er sich vorgenommen hatte, oder aber sich umzudrehen und wieder ins Bett zu gehen.
    Einen Augenblick lang war er versucht, genau das zu tun. Er hatte eine Familie. Er fühlte sich sehr wohl. Und was er da gerade überlegte, war sehr wahrscheinlich das Dümmste, was er sich jemals ausgedacht hatte.
    Aber ein anderer Teil in ihm erinnerte sich bis ins letzte Detail an das Schicksal all jener, die sich ihm widersetzt hatten, deren einziges Verbrechen ihr Pech gewesen war, in einer Stadt zu leben, die er, Corvis Rebaine, gewollt hatte.
    Ja, er hatte eine Familie. Und er wollte in den Augen selbst des geringsten Gottes verdammt sein, wenn er zuließ, dass sie ein derart grausames Ende ereilte. Audriss musste aufgehalten werden, bevor Mellorin, Lilander und Tyannon noch einmal bedroht werden konnten.
    Cerris, der Bürger von Chelenshire, vermochte ihn nicht aufzuhalten.
    Doch Corvis Rebaine, der Schrecken des Ostens, dagegen schaffte es vielleicht.
    Er bückte sich, schob Myriaden von Erinnerungsstücken der letzten Jahre zur Seite, bis er genügend Platz hatte, um alles gut erkennen zu können. Der Griff der Falltür war alt, ein wenig korrodiert und mit Staub und Spinnweben bedeckt. Über ein Jahrzehnt war verstrichen, seit er das letzte Mal nachgesehen hatte, was dahinter verborgen lag, und er hätte niemals gedacht, dass er sie noch einmal öffnen würde.
    Warum, fragte er sich unwillkürlich selbst, hast du das alles überhaupt behalten?
    Halt den Mund, beantwortete er seine Frage scharf. Er packte den Griff, drehte ihn und zog daran.
    Dann bückte er sich erneut, während er sich den Hinterkopf rieb, wo er gegen die Wand geprallt war. Er umfasste den Griff fester, was einfacher war, nachdem er im ersten Versuch zumindest den Staub von dem kleinen Ring entfernt hatte, und riss erneut daran.
    Die Falltür flog auf, als würde sie von einer Feder bewegt. Staub erfüllte die Kammer, eine dichte Wolke schwebte über ihm wie ein wütender Geist, der unerwarteterweise aus seinem ewigen Schlummer erweckt worden war.
    Nachdem sich der Staub jedoch gelegt hatte und sich seine Augen an die Dunkelheit in der kleinen Nische

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