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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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fragen!«
    »Verstanden«, wimmerte Quinran.
    »Arkur und Ischian sind tot«, sagte sie zu Rephiran. »Der Feind ist nach wie vor unbekannt. Wir …«

    Sie wirbelte herum, als ein dumpfer Knall ertönte, beobachtete gebannt, wie eine der offenen Türen an der verbliebenen Angel aufschwang, und … atmete weiter. Es war nur eine Wildkatze mit perlweißem, leicht räudigem Fell. Das Tier blieb im Gang stehen, fauchte sie an, machte einen Buckel und richtete den buschigen Schwanz steil in die Höhe.
    Von den beiden letzten Überlebenden ihrer Abteilung ertönte plötzlich ein gurgelndes, widerliches Knirschen. Wieder fuhr sie herum und sah zu, wie Rephiran zu Boden sank, während Hirnmasse aus seinem gespaltenen Schädel sickerte. Quinran zuckte kurz mit den Schultern, schüttelte Hirnmasse und Blut von seinem Schwert und griff an.
    Ellowaines Faustäxte wirbelten in einer perfekten Parade durch die Luft, fingen das Schwert ab und drängten es zur Seite. Mit der rechten Axt schlug sie zu, und der verräterische Korporal sog die Luft zwischen den Zähnen ein, als er zurücksprang und der Axt gerade noch so ausweichen konnte.
    Ellowaine war wütend über den Verlust ihrer Männer und zugleich beschämt, weil sie den Verräter niemals in ihren eigenen Reihen vermutet hätte. Sie schrie auf, sprang mit einem Satz über Rephirans Leichnam hinweg und griff ihren Feind an. Ihre Faustäxte schienen von allen Seiten gleichzeitig auf ihren Gegner einzuprasseln, wie ein Schwarm wütender Hornissen mit tödlichen Stacheln. Quinran wich zurück, und nur die übernatürliche Geschwindigkeit, mit der er seine verzweifelten Paraden ausführte, verhinderte, dass er Arme und Beine verlor. Sein Körper und sein Gesicht flackerten, als seine Konzentration aufgrund der Ablenkung nachließ, und in dem Moment begriff Ellowaine, dass der arme Quinran, der echte Quinran, wahrscheinlich längst tot irgendwo lag. Egal, sie würde ihren Gegner sicher noch früh genug zu Gesicht bekommen.

    Im nächsten Moment schrie sie auf, und ihre Beine gaben unter ihr nach. Mit einer Stärke und Präzision, zu denen ein normales Tier niemals fähig wäre, hatte die Straßenkatze sich hinter sie geschlichen und ihre Zähne durch das Leder von Ellowaines Stiefel in ihren Knöchel gegraben.
    Sie taumelte, hielt sich an der Wand fest und blickte hoch. Das Heft der Waffe ihres Feindes, die sich nun, nachdem die Illusion verblasst war, als Streitaxt entpuppte, füllte ihr gesamtes Blickfeld aus. Sie spürte, wie der Schädelknochen an ihrer Schläfe unter dem Aufprall des schweren Schaftes nachgab, doch dann versank der Schmerz mit dem Rest der Welt in tiefster Dunkelheit.
     
    Die Schenke Zur lüsternen Fee hielt für Ellowaine mehr unerfreuliche Erinnerungen und ruhelose Geister bereit als Schnäpse und andere alkoholische Getränke. In ihrer Erinnerung sah sie Dutzende von Männern in vielen Reihen, ausgebreitet auf dem Sägemehl und dem Schmutz des Bodens des Schankraumes, die langsam an einem quälenden Gift starben. Unter den Trinkern erblickte sie Freunde, die schon lange verfolgt waren, und aus den lärmenden Gesprächen hörte sie Teagans schallendes Gelächter heraus. Das Klirren jeder einzelnen Münze war wie ein Messerstich in ihre Seele, eine Erinnerung an all das, was man ihr versprochen und worum man sie betrogen hatte.
    Durch jede Tür, die aufschwang, sah sie einen Augenblick lang diesen verfluchten Helm aufleuchten, und den verlogenen Mistkerl, der ihn getragen hatte.
    Wäre es nach ihr gegangen, so wäre sie nie hierher zurückgekehrt, genauso wenig wie nach Vorringar. Aber er war nun mal hier, und wenn sie mit ihm sprechen wollte, musste sie zwangsläufig herkommen.
    Er war als Erster in der Schenke eingetroffen und hatte sich, was zu erwarten gewesen war, eine Nische weit von der Tür entfernt
gesucht, von wo aus er einen guten Blick auf den Eingang hatte. Sie fragte sich kurz, ob die Nische zufällig unbesetzt gewesen war oder er jemanden dazu gebracht hatte, sie zu räumen. Jedenfalls passte er kaum in den Stuhl, und der Bierkrug in seiner fleischigen Faust sah aus wie eine Kindertasse. Der rasiermesserscharfe Schild, der den unteren Teil seines linken Armes bildete, ruhte auf dem Tisch und hinterließ zweifellos tiefe Furchen in dem Holz.
    Sie hatten sich recht freundlich begrüßt und plauderten kurz entspannt miteinander, wobei sie Erinnerungen austauschten und über Waffen und Kampftaktiken redeten. Als sie jedoch das Gespräch auf ihre

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