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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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derzeitige Notlage lenkte, verließ sie alles Glück, das Panaré für sie bereitgehalten hatte.
    »Losalis, bitte. Du kennst mich. Du weißt verdammt gut, dass ich nichts von dir erbitten würde, von niemandem, wenn ich nicht vollkommen verzweifelt wäre.«
    »Das weiß ich«, erwiderte er mit seiner tiefen Stimme. »Wenn ich es zu entscheiden hätte, Ellowaine, hätte ich dich längst ins Spiel gebracht. Niemand weiß besser als ich, wie gut du bist.«
    »Aber du hast nichts zu entscheiden«, stellte sie ernüchtert fest.
    »Nein. Ich muss jede neue Verpflichtung mit dem Baron absprechen, und ich kann dir jetzt schon sagen, was er davon halten wird. Ich werde es trotzdem versuchen, wenn du willst, aber du würdest nur deine Zeit verschwenden, wenn du auf seine Antwort warten wolltest.«
    »Warum ich«, fragte sie ihn, »und nicht du?« Sie klang verbittert, aber ihre Bitterkeit richtete sich nicht gegen ihn. Sie machte viele Leute für ihr Schicksal verantwortlich, und einen Mann im Besonderen, aber sie würde Losalis nicht zum Sündenbock abstempeln, nur weil sie ein Schicksal erlitten hatte, dem er entkommen war.
    »Das habe ich mich auch gefragt, anfangs jedenfalls«, erwiderte er. »Zum größten Teil liegt es vermutlich daran, dass ich schon länger dabei bin als du und einen entsprechenden Ruf habe. Außerdem
ist meine Kompanie erheblich größer. Die Leute sind nicht so leicht bereit, auf mich zu verzichten. Aber ist das entscheidend? Ich vermute eher, es liegt daran, dass du mit ihm in Mecepheum warst. Sicher, die Generäle und Kommandeure haben mitbekommen, dass ich seine Streitkräfte angeführt habe, aber die Adeligen und die Gildenmeister haben dich neben ihm stehen sehen. Ich glaube nicht, dass sie das so schnell vergessen werden.«
    Ellowaine nickte säuerlich. »Es führt also immer und immer wieder zu Rebaine zurück. Ich glaube, ich könnte alles, was passiert ist, bereitwillig akzeptieren, wenn ich ihn bloß für ein paar Minuten in die Hände bekäme.«
    Losalis nickte unverbindlich, und einige Augenblicke lang widmeten sie sich nur ihren Getränken.
    »Wusstest du«, fragte sie leise, »dass ich in den letzten vier Jahren die Hälfte meiner Männer verloren habe? Nicht auf dem Schlachtfeld, sie sind einfach gegangen. Sie waren zwar so loyal wie immer, wollten aber nicht bei einem Kommandeur bleiben, der ihnen keine Arbeit verschaffen konnte. Ich verüble es ihnen nicht einmal.«
    Der größere Söldner lehnte sich zurück und ignorierte das protestierende Knarren seines Stuhles. Er kannte Ellowaine wirklich schon sehr lange und wusste, worum sie bat, wenn auch nur indirekt, und ihm war klar, wie schwer ihr das fallen musste.
    »Ich kann deine Männer übernehmen«, sagte er mit einer überraschenden Freundlichkeit. »Nicht alle auf einmal, versteht sich. Ich glaube nicht, dass ich den Baron davon überzeugen kann, dass wir so viele neue Schwerter brauchen, aber ich könnte gewiss einigen Soldaten Arbeit verschaffen. Der Rest ist herzlich eingeladen, meiner Kompanie beizutreten, sobald wir unseren nächsten Vertrag aushandeln.«
    Zum ersten Mal seit Jahren lächelte Ellowaine aufrichtig. »Danke, Losalis.« Wenigstens scheitere ich jetzt nur persönlich und lasse nicht auch noch meine Männer im Stich, dachte sie.

    »Möglicherweise kann ich dir dennoch etwas anbieten«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen oder hätte ihre Zukunft in der schaurigen Neige seines Kruges gelesen. »Selbstverständlich weiß ich nichts Genaues, es sind bloß ein paar Gerüchte durch die üblichen Kanäle. Irgendjemand plant eine Operation, und sie suchen dafür nach Söldnern aus Imphallion. Es wird sie sicher nicht interessieren, dass du an Rebaines Feldzug teilgenommen hast.«
    Ellowaine senkte den Kopf. »Sie suchen Söldner aus Imphallion?«
    »Allerdings. Du musst ein bisschen reisen. Was hältst du vom Königreich von Cephira?«
    »Wenn sie gut zahlen, halte ich von ihnen, was sie wollen.«
     
    Bestürzenderweise war es das Pochen in ihrem Schädel, das sie davon überzeugte, dass sie noch am Leben war. Eine Weile rührte sie sich nicht, öffnete nicht einmal die Augen. Im Geiste ging sie Waffendrill und strategische Rätsel durch, ging sorgfältig einige willkürliche Erinnerungen durch und nahm sich sogar die Zeit, ein bisschen zu addieren und zu multiplizieren. Sie war ziemlich langsam und nicht ganz so genau, wie sie es gern gehabt hätte, aber schließlich drangen die richtigen Antworten und

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