Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
setzte sich mühsam auf. »Uns bleibt nicht viel Zeit, bis sie uns finden werden. Die Höhle hier ist nicht sonderlich groß, und …« Er riss die Augen auf, als ihm klar wurde, was das Feuer bedeutete.
»Entspann dich, Corvis. Von außen sieht die Höhle aus wie eine kompakte Felswand.« Seilloah hob eine Pfote, leckte sie ab und fuhr sich dann damit über den Kopf. »Immerhin habe ich dir einige der besten Illusionszauber beigebracht, schon vergessen?«
Er lächelte und ließ sich zurücksinken. »Wie lange haben wir noch?«
»Lange genug. Für das, was uns bevorsteht, musst du ausgeruht sein. Ich wecke dich, sobald ich glaube, dass die Zeit knapp wird.«
Sein Lächeln verstärkte sich, aber er war eingeschlafen, bevor er seine Dankbarkeit in Worte fassen konnte.
Corvis fühlte sich um einiges ausgeruhter, wenngleich kaum erholter, als er auf Händen und Knien durch die Höhle kroch und mit einem Brocken Holzkohle merkwürdige Zeichen auf den Fels kratzte. Dabei jammerte er lautstark, was diese gebückte Haltung seinem Rücken antue. Er war bereits vollkommen angekleidet, sämtliche Habseligkeiten der Reisenden waren gepackt und lagen bereit.
»Wenn wir aufbrechen«, hatte er sie gewarnt, »müssen wir womöglich sehr rasch reagieren.«
Ab und zu raffte Seilloah sich auf, wobei sie ungeschickt und ganz offensichtlich schmerzerfüllt durch die Höhle taumelte, und deutete auf die eine oder andere Stelle, an der Corvis eine Rune falsch oder ungenau gezeichnet hatte. Bei jeder einzelnen Korrektur verhöhnte ihn das Echo von Khanda in seinem Verstand unbarmherzig. Irrial war immer noch nicht ganz sicher, was da eigentlich vor sich ging, und außerdem ein bisschen verstimmt, weil die beiden anderen sie nicht einbezogen und ihr auch nichts weiter erklärt hatten. Sie hockte etwas abseits und legte ab und zu ein Stück Holz auf das kleine Feuer.
Plötzlich sprang sie so heftig auf, dass sie fast das Gleichwicht verloren hätte, weil Corvis mit einer einzigen raschen Bewegung hochgeschnellt war und Spalter in die Felswand neben sich gehämmert hatte. Der Krach hallte hohl durch die Höhle, aber viel schlimmer war erst das grauenvolle Kreischen, mit dem er die Klinge wieder aus dem Stein zog, bei dem einem wirklich die Haare zu Berge standen und man fast wahnsinnig wurde.
»Verfluchte Hölle, Rebaine! Was im Namen aller Götter tust du da?«
Corvis hielt mitten in der Bewegung inne. »Aber, Lady Irrial, wo hast du denn so zu fluchen gelernt?«
»Wahrscheinlich«, sie machte eine Pause und zuckte zusammen, als es erneut krachte, gefolgt von einem dritten Schlag, »habe ich zu viel Zeit mit dir verbracht!« Erneut krachte es, und sie zuckte wieder zusammen. »Würdest du gefälligst damit aufhören?«
Corvis betrachtete den kleinen Felsbrocken, den er gerade aus dem Stein gehauen hatte, und danach den pulverisierten Steinstaub vor seinen Füßen. »Klar, wahrscheinlich ist das genug. Ich … Au!« Er hüpfte eine Weile auf einem Bein, während er darauf wartete, dass der Schmerz in dem anderen nachließ. »Wofür war das denn?«
Seilloah spie ein paar Stücke Leder aus. »Dafür, dass du mich nicht gewarnt hast. Katzenohren sind verdammt empfindlich. «
»Schön! Also gut, es tut mir leid. Ich hätte dir sagen sollen, was gleich passiert.«
»Ich glaube, genau das habe ich gerade gesagt.«
Ich glaube, genau das hat sie gerade gesagt, ertönte keine Sekunde später die Stimme in seinem Kopf.
Diesen Streit, das wusste Corvis instinktiv, würde er niemals gewinnen. »Irrial«, sagte er statt einer Erwiderung, »ich brauche einen Edelstein.«
»Wie bitte?«
»Einen Edelstein. Einen Diamanten oder Smaragd oder dergleichen. Es spielt keine Rolle, obwohl es besser ist, je wertvoller der Stein ist.«
»Ich habe keinen.«
»Ich weiß genau, dass du ein paar Schmuckstücke aus Rahariem mitgenommen hast.«
Die Baroness runzelte die Stirn. »Und du glaubst, dass du ein Recht darauf hättest?«
»Betrachte es als einen angemessenen Preis dafür, dass du bisher lebend entkommen bist. Es sei denn natürlich, du glaubst, so viel wäre dein Leben nicht wert gewesen. Du kannst jederzeit woanders deinen Angelegenheiten nachgehen …«
Irrial murmelte einige weitere Flüche, die sie von Corvis gelernt haben musste, dann streifte sie sich einen funkelnden blauen Ring vom Finger und gab ihn ihm. Er nahm das Schmuckstück und betrachtete es kurz, ehe er den Saphir aus der Fassung brach und ihr den silbernen Reif
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