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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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erbeten hat.«
    Die Münder der anderen Kobolde standen in einer überraschend menschlichen Geste offen, mal abgesehen von dem seltsamen Winkel und der unglaubliche Länge der klaffenden Mäuler.
    »Er ist verwirrt«, setzte einer der Kobolde an, vermutlich jener, der direkt angesprochen war. »Warum will er …«
    Der erste Sprecher hob einen krummen Arm hoch über den Kopf, eine Geste, die eher komisch als bedrohlich wirkte. »Er fragt nicht, nein! Er sagt es! Er wird es führen, ja, wird tun, was er sagt!«
    Mittlerweile war den Menschen nicht mehr ganz klar, auf wen sich die Pronomen bezogen, aber die Kobolde waren offenbar im Bilde.
    Derjenige, der angeschrien worden war, wirkte tatsächlich ein bisschen beleidigt. »Er wird gehorchen«, knurrte er störrisch.

    Der Sprecher nickte. Es war eine gruselige Geste, weil er den Kopf dabei so weit zurückbog, dass er den Rücken zwischen seinen spitzen Schulterblättern berührte. Dann trat er durch eine glatte Felswand, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Die meisten anderen Kobolde gingen ebenfalls ihrer Wege und ließen den mürrischen Führer mit der zutiefst verwirrten Irrial und dem ebenso verwirrten Corvis zurück. Eine Weile standen sie regungslos da und wussten nicht, was sie sagen sollten.
    »Kommt«, fuhr die Kreatur sie schließlich an. »Ja, folgt schnell. Er wird nicht auf sie warten, nein.« Mit diesen Worten schob der Kobold seinen Arm bis zum Ellbogen in die Felswand. »Geht, geht hindurch, ja.«
    »Was ist mit …«, begann Irrial.
    »Ich bin hier.«
    Aus einem Spalt in der Nähe tauchte eine merkwürdige Gestalt auf, weich und formbar, als hätte der Felsen sie aus einer Verdauungsöffnung ausgeschieden. Erst als die Kreatur auf den Boden sprang und auf sie zuhuschte, erkannte Corvis, wer der etwa fünfzig Zentimeter langen Salamander tatsächlich war.
    Dann begriff er endlich auch, was sie getan hatte.
    Bleich kniete er sich hin, wobei er das ungeduldige Murren des widerspenstigen Kobolds ignorierte, und hob die Kreatur auf seine Schulter. »Wir sind tot, wenn sie herausfinden, was du getan hast, bevor wir am Ziel sind«, flüsterte er.
    »Das werden sie schon nicht«, versicherte sie ihm ruhig. »Mein vorheriger Wirt ist, wie soll ich es ausdrücken, momentan etwas indisponiert. Ich habe ihn in eine tiefe Schlucht fallen lassen. Wahrscheinlich hat ihn der Sturz nicht getötet, aber er wird eine ganze Weile mit niemandem mehr reden können.«

    »Kommt jetzt!« Der Kobold kreischte. »Oder er geht alleine, ja!«
    Corvis wappnete sich und trat auf die Wand zu. Sein Verstand ebenso wie sein Instinkt brüllten ihn an, stehen zu bleiben, sagten ihm, dass er ungebremst gegen eine Felswand rannte. Obwohl er vorhatte, lässig hindurchzutreten, konnte er nicht verhindern, dass er die Hände vors Gesicht hob, nur um sicherzugehen.
    Als sein Verstand etwas später wieder in der Lage war, rationale Gedanken zu fassen, dachte er, dass es sich anfühlte, als würde man durch einen Vorhang aus Rindertalg schreiten. Einen Herzschlag lang gab die Wand nicht nach, dann erst quoll sie um die Finger, die Arme, das Gesicht und die Brust. Sie kroch über jeden Zentimeter seines Körpers, sickerte bis in seine Nase, in seinen Mund und seine Ohren. Nein, die Masse glitt nicht über ihn hinweg, sondern er glitt mitten hindurch.
    Corvis spürte, wie sie in ihn eindrang, in seinen Hals, seine Lungen, seine Eingeweide. Verzweifelt kämpfte er gegen die aufsteigende Panik an, die primitiver war als jede Furcht, die er jemals erlebt hatte, und zwang sein vibrierendes Hirn, das erdrückende Gefühl zu ignorieren, dass er erstickte. Dennoch drohte ihn die Vorstellung die ganze Zeit über zu überwältigen. Trotz seiner Bemühungen, sein Gehirn unter Kontrolle zu behalten, fragte er sich, was geschehen würde, wenn die ungeduldige, verächtliche kleine Kreatur ihren Arm von dem Felsen zurückziehen und damit erlauben würde, dass der Stein seine normale Festigkeit wieder annahm. Trotz seiner Unfähigkeit zu atmen war er kurz davor zu hyperventilieren.
    Im nächsten Moment war er auf der anderen Seite und stand in völliger Dunkelheit. In einer Dunkelheit, die so gnadenlos war wie das Herz eines Dämons. Obwohl der zähe
Stein sich feucht und teigig angefühlt hatte, als er über Corvis hinweg und zugleich durch ihn hindurchgeglitten war – er erschauerte erneut allein bei dem Gedanken –, war er nicht auf der Haut kleben geblieben. Corvis war kein bisschen schmutziger als zuvor

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