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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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berechtigte Frage«, protestierte Jassion. »Ihr steht schon seit Tagen kurz vor einem Zusammenbruch. Wir können uns keinen Fehler mehr erlauben.«
    »Ach nein? Du hast dein Budget an Fehlern bereits verbraucht, ja?«
    »Wenn Ihr nur herumstehen und mich beleidigen könnt …«
    »Ganz und gar nicht, alter Junge. Ich kann eine ganze Menge bewerkstelligen, während ich dich beleidige.« Kaleb erhob sich mit einem müden Seufzer von der Stelle, wo er gekniet hatte. »Ja, Jassion. Ich bin mir ziemlich sicher. Ich war mir gestern auch schon sicher und vorgestern war ich mir ebenfalls sicher. Am Tag davor war es übrigens nicht anders. Nun denn, ich glaube, selbst du erkennst das Muster, oder irre ich mich?«
    »Werdet Ihr …«
    »Ja. Der Zauber ist zwar selbst dann nicht ganz leicht, wenn man ihn nur einmal wirkt, geschweige denn an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Aber es war mir die Sache wert, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er jetzt in der Nähe ist. Das verrät mir jedenfalls der Bann. Ich werde bald so weit sein. Ich erhole mich recht schnell. Geh du schon mal los und höre dich um. Finde heraus,
wo er abgestiegen ist und ob er allein ist. Ich werde so gut wie neu sein, wenn du wieder zurückkommst.«
    »Ich denke trotzdem …«
    »Tu’s nicht, du kannst es einfach nicht. Du wirst zurückkommen und mich holen, Jassion.« Offenbar hatten sie diese Diskussion bereits mehrfach geführt. »Es kümmert mich nicht, wie günstig die Gelegenheit deiner Meinung nach ist. Selbst wenn er unbewaffnet, bewusstlos und an einen Baumstamm genagelt sein sollte: Du wirst mich holen, bevor du irgendetwas auf eigene Faust unternimmst!«
    »Von mir aus.«
    »Und hör endlich auf zu schmollen. Das macht hässlich.«
    Diesmal warf der Baron dem Hexer einen glühenden Blick zu, doch seine Miene glättete sich rasch. »Was ist mit Mellorin?«
    »Sie wird sich erholen. Der Zauber ist zwar für den jeweiligen Fokus anstrengender als für den Bannwirker, aber sie braucht lediglich eine längere Pause.«
    Jassion runzelte die Stirn. »Sie hat keine Zeit für eine längere Pause.«
    »Selbstverständlich hat sie die. Außerdem habe ich bereits eine zweite Beschwörung gewirkt, die sicherstellt, dass sie vorerst nicht aufwacht. Jedenfalls nicht, bevor wir alles Nötige erledigt haben.«
    »Ach, ja?« Jassion runzelte die Stirn. »Haltet Ihr das etwa für klug, Kaleb?«
    »Ich dachte, es würde dich freuen, wenn deine Nichte nicht unnötig in Gefahr geriete.«
    »Das tut es auch. Ich bin nur überrascht, dass Ihr so bereitwillig für ihre Sicherheit sorgt. Wie genau wollt Ihr meiner Nichte hinterher erklären, dass Ihr zu dem Entschluss gekommen seid, sie beim Finale nicht dabeihaben zu wollen? Und das, nachdem sie den ganzen weiten Weg bis hierher auf sich genommen und uns überhaupt erst ermöglicht hat, diesen Mistkerl ausfindig zu machen.«

    »Sag mir eins, alter Junge. Hast du allen Ernstes die Absicht, Rebaine lebendig gefangen zu nehmen? Willst du das wirklich?«
    »Also …«
    »Eben. Ich bin mir sicher, dass ich ihr wesentlich leichter erklären kann, warum ich sie schlafen gelegt habe, als dass ich jene schrecklichen Dinge rechtfertigen könnte, die sie in den nächsten paar Stunden zu sehen bekommen würde.« Außerdem bin ich auf ihre Loyalität angewiesen, wenn all das hier vorbei ist, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Gut zu wissen, dass Eure Beziehung zu meiner Nichte auf Ehrlichkeit und Vertrauen gründet«, knurrte Jassion. Mehr sagte er dazu nicht, sondern meinte nur: »Ich bin so bereit, wie es nur geht.«
    Kaleb nickte und murmelte die uralten Silben. Er verformte Jassions Gesicht, als wäre es aus Ton, und sorgte dafür, dass der Baron durch die Straßen schlendern und seine Fragen stellen konnte, ohne dass Rebaine ihn erblickte. Die Transformation war zwar nur vorübergehend, aber angesichts der Größe des unbedeutenden Fleckens sollte sie mehr als genügen.
    Sobald Jassion verschwunden war, marschierte Kaleb auf und ab und schüttelte so sämtliche Spuren von Erschöpfung ab wie ein verschwitztes Wams. Er runzelte vor Konzentration die Stirn, als er sich wappnete und eine Magie beschwor, die nicht einmal Jassion zuvor gesehen hatte. So bereitete er sich auf jene Konfrontation vor, die er nun schon seit sechs höllischen Jahren plante …
     
    Sie starrten sich quer durch den Raum finster an, zwei Männer, durch ihre gegenseitige Verachtung aneinandergebunden wie mit Ketten, die durch ganz Imphallion reichten

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