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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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noch nicht einmal das Schlimmste. Als sich seine Augen zunehmend auf die Dunkelheit einstellten, bemerkte Corvis andere, zum Teil monströse Gestalten, sich windende Wesen, die sich auf eine Art und Weise bewegten, wie kein Bewohner von Erde, Luft oder Wasser es vermochte. Sie durchschritten die leeren Gefilde, die stehende Dunkelheit in der Mitte dieses schwarzen Schlundes, und gaben Geräusche von sich, die seine Ohren zwar erreichten, die sein Verstand aber furchtsam von sich wies. Sobald sich diese seltsamen Geschöpfe bewegten, gingen die Kobolde in der Nähe vor ihnen auf die Knie.
    Corvis richtete seinen Blick auf den Pfad und weigerte sich, noch länger in diesen Schlund zu schauen.
     
    Ihr Weg um den winzigen Teil dieser scheinbar unendlich großen Höhle mochte Stunden oder sogar Tage gedauert haben und ihr Gang durch ein weiteres Gewirr aus gewundenen, monotonen Gängen sogar noch länger. Das Empfinden von Corvis und damit seine Welt hatte sich auf das Schlagen seines erschöpften Herzens reduziert, auf den langsamen Tritt seiner schmerzenden, blutenden Füße. Während der wenigen Momente, in denen er überhaupt zu einem klaren Gedanken fähig war, überlegte er, ob er bereits gestorben war oder ob dies irgendeine schreckliche Qual war, die ihm in einer der dunklen Ecken im Reich von Vantares auferlegt worden war. Allmählich begrüßte er es sogar, wenn sie durch feste Wände gehen mussten, denn das Brennen in seiner Brust, wenn er sich bemühte, nicht zu atmen, bewies ihm, dass er noch lebte.
    Er registrierte nur beiläufig, dass die Gänge allmählich
wieder anstiegen, doch war er in seinem derzeitigen Geisteszustand nicht in der Lage, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Jedenfalls nicht, bis der Kobold ihn aufklärte. »Er geht nicht weiter, nein.«
    Im selben Moment spürte Corvis einen schwachen Windhauch auf dem Gesicht, ebenso zögernd und weich wie der erste Kuss eines Mädchens und mit dem Geruch von Gras und Erde. Er konnte gerade noch vermeiden, auf die Knie zu fallen, ob aus Dankbarkeit oder einfach nur aus Erschöpfung vermochte er nicht zu sagen.
    »Danke«, keuchte er und erschrak, als er hörte, wie trocken und knirschend seine Stimme klang.
    Wie lange waren wir wohl dort unten?, dachte er. Erst jetzt wurde ihm klar, dass sie nicht nur keine Pause gemacht hatten, sondern nicht einmal stehen geblieben waren, um etwas zu essen oder einen Schluck Wasser zu trinken. Er warf einen Blick auf den Weg, den sie gekommen waren, und ein kalter Schauer überlief ihn. Wie viel davon war wohl real?, fragte er sich.
    »Er will nicht seinen Dank, nein, seine erbärmlichen Worte nutzloser Dankbarkeit. Er weiß nicht, was es zu ihm gesagt hat, warum er es führte und es hinabbrachte zwischen die Organe der Erde. Aber er weiß, dass er dies nicht mehr tun wird, nie wieder, nein. Und jetzt geht es, und zwar schnell, bevor er seine Meinung ändert.«
    Corvis nickte. Irrial und er stützten sich gegenseitig, hielten sich taumelnd aufrecht und schlurften weiter, indem sie dem sirenengleichen Lied des Windes folgten. Sie erklommen den flachen Hang vor ihnen mit ausgestreckten Händen, als könnten sie so die unsichtbaren Gerüche der Welt umklammern. Als sie die Sonne erblickten, waren sie überwältigt. Messer aus Licht schienen ihnen in die Augen zu
stechen, aber es war der wundervollste Schmerz, den Corvis jemals erlebt hatte.
    Als er vor Erleichterung weinen musste, tat er, als wäre die gleißende Helligkeit der einzige Grund für seine Tränen.
     
    Corvis schaute zwischen zwei schiefen Fensterläden nach draußen, wobei er die Knöchel einer Hand auf das Fensterbrett presste und mürrisch über die Ansammlung von hölzernen Schuppen und gewundenen Straßen blickte, die so taten, als bildeten sie eine Stadt. Er hatte keine Ahnung, wie dieser Ort hieß, und es kümmerte ihn auch nicht sonderlich. Es war der erste Flecken von Zivilisation, über den sie gestolpert waren, nachdem sie aus dem steinernen Leib der Erde ans Licht gekrochen waren. Sie hatten Räume über einer Schänke mieten können, die gleichzeitig als Restaurant und Lebensmittelladen diente. Das genügte als Dach über dem Kopf, zumindest mal für eine Nacht.
    Er spürte, wie sein Kopf nach vorne sackte, und drückte Daumen und Zeigefinger der freien Hand auf den Nasenrücken. So gerne er auch mit jemandem geredet hätte, er war heilfroh, dass er im Augenblick alleine war und niemand Zeuge seiner Schwäche wurde.
    Zumindest

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