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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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nehmen als die beiden Männer, die er vor dem Anwesen der Baroness ermordet hatte.

    »Ich überbringe eine wichtige Botschaft«, verkündete er dem ersten Wachposten, dem er sich näherte, und reichte ihm das versiegelte Pergament. »Für Hauptmann Liveln persönlich«, setzte er hinzu, als der Offizier Anstalten machte, das Wachssiegel aufzubrechen.
    »Von wem?«, wollte der Wachhabende wissen. »Ich kann hier kein Siegel erkennen.«
    »Ich nehme an, wenn der Absender gewollt hätte, dass sein Name bekannt würde, hätte er sein Siegel daraufgesetzt, meinst du nicht?«
    Der Korporal verkniff sich eine bissige Antwort, was ihm offenbar nicht ganz leichtfiel, und nickte kurz. »Bring das zu Hauptmann Liveln«, befahl er dann einem der anderen Soldaten und gab ihm den Brief.
    Der salutierte kurz und setzte sich schleunigst in Bewegung. Die anderen fünf Wachsoldaten bauten sich um Cerris herum auf und betrachteten ihn teils gelangweilt, teils feindselig. Er erwiderte ihren Blick starr und unterdrückte den Wunsch, seiner Anspannung durch Bewegung Linderung zu verschaffen. Falls er die Situation falsch eingeschätzt hatte und Hauptmann Liveln nicht so reagierte, wie er vermutete …
    Wirklich ein ausgezeichneter Moment, dies in Erwägung zu ziehen, hab ich recht, oh meisterhafter Taktiker?
    Cerris biss die Zähne zusammen und wartete.
    Schließlich, nach drei bis vier Ewigkeiten, kehrte der Bote zurück und flüsterte dem Offizier etwas ins Ohr.
    »Hauptmann Liveln will dich sehen«, sagte er dann zu Cerris. »Und zwar sofort.« Dank seiner Erfahrung gelang es dem Soldaten fast, seine Enttäuschung darüber zu verbergen, dass es ihm nicht erlaubt war, den Neuankömmling mit einem Tritt in den Hintern hinauszubefördern.
    Cerris ging mit hämmerndem Herzen weiter und weigerte
sich sogar, den Korporal zu grüßen. Es konnten immer noch hundert und mehr Dinge schiefgehen, und sie alle aufzulisten lenkte ihn ab, so dass er kaum die blanken Steinwände und die weit verstreuten, bunten Wandteppiche bemerkte, an denen er vorbeikam. Irgendwie schienen diese Kunstwerke bemerkenswert belanglos zu sein, sehr wahrscheinlich hatten die Cephiraner bereits den größten Teil geplündert und nur diese armseligen Stücke zurückgelassen. Er blieb nur einmal stehen und fragte einen Lakai nach dem Weg. Schließlich stand er vor einer Tür in einer Reihe vieler anderer, die alle gleich aussahen.
    Ein lautes »Herein!« dröhnte durch die Tür, noch bevor das Echo seines ersten Klopfens verklungen war. Mit ausdrucksloser Miene trat er ein und schloss so gelassen wie nur möglich die Tür hinter sich.
    Die Kammer war schlicht, eine Kombination aus Schlafgemach und Arbeitsraum. Eine Pritsche, ein Schrank und ein Waffenschrank standen an der Wand, in der Mitte des Raumes befanden sich ein Schreibtisch und ein Stuhl. Zweifellos sahen die Unterkünfte der anderen Offiziere in dieser Burg genauso aus.
    Ich schwöre dir, wenn diese Leute jemals einen originellen Gedanken hätten, wüssten sie nicht, was sie damit anfangen sollen. Das Gehirn eines Militärangehörigen muss erstaunlich sein – ich hoffe nur, dass irgendjemand irgendwann einmal tatsächlich eines entdeckt.
    Vor dem Schreibtisch stand eine Frau. Sie hatte derbe Gesichtszüge und war vielleicht zehn Jahre jünger als Cerris. Ihr dunkles Haar war militärisch kurz geschoren, und unter ihrem Wams und ihrer Strumpfhose zeichnete sich ein Körper ab, um den sie jeder Krieger ihres Alters beneidet hätte, ungeachtet seines Geschlechtes.
    Von ihrer Hüfte hing ein schwerer, brutal aussehender
Morgenstern herab. Er schien an Cerris Verstand zu zupfen, doch der durfte sich nicht ablenken lassen. Noch beim Eintreten traf ihn ein Papierball an der Brust. Er fiel raschelnd zu Boden und öffnete sich gerade weit genug, dass Cerris die Worte lesen konnte, die auf dem Zettel standen. Nicht, dass dies nötig gewesen wäre, schließlich hatte er sie selbst geschrieben.
     
    Ich weiß um den Kholben Shiar. Lass uns reden, dann müssen deine Vorgesetzten vielleicht nicht auch etwas darüber wissen.
     
    »Du solltest dafür eine verdammt gute Erklärung haben«, herrschte sie ihn an.
    »Ich?«, gab er zurück. »Hättest nicht du ihn vielmehr abgeben sollen, als du ihn gefunden hast?«
    Sie zuckte fast unmerklich zusammen. Es war nur eine winzige Regung der Falten ihrer Augen- und Mundwinkel, aber sie genügte Cerris und bewies ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Ich brauche mir nicht von

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