Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
allerdings besteht die Möglichkeit, dass Imphallion sich einer Bedrohung sowohl von außen als auch von innen gegenübersieht. «
»Perfekt.« Cerris grunzte und ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken. »Das hat uns gerade noch gefehlt, nicht wahr?«
Ach , verspottete ihn seine innere Stimme, wenn doch nur jemand die Macht innehätte, der wüsste, was er tut …
»Allerdings. Man sehnt sich fast nach der Zeit von Audriss zurück. Damals wussten wir wenigstens, wie die Bedrohung aussah, der wir gegenüberstanden.«
»Nicht wirklich«, murmelte Cerris leise.
»Nun denn, Cerris, Ihr seid sicher nicht hierhergekommen, nur um mit mir die neuesten Gerüchte auszutauschen.« Yarrick kaute nachdenklich auf den Enden seines Schnurrbarts, die ihm über die Lippen hingen. »Immerhin habt Ihr Eure eigenen Kontakte zu Rahariems Kaufleuten und Händlern und hättet das auch selbst herausfinden können.«
»Längst nicht so schnell. Dennoch habt Ihr recht, es gibt da etwas, das ich noch wissen muss.« Diesmal war es Cerris, der sich nervös in dem kleinen Raum umsah, als könnte er dadurch heimlich lauschende Ohren entdecken, die bis jetzt
unbemerkt geblieben waren. »Als Teil der cephiranischen Marionettenregierung … Ich will Euch gewiss nicht beleidigen … «
»Ich fühle mich auch nicht beleidigt. Die Beschreibung ist durchaus zutreffend.«
»Ihr habt doch sicher Einblick in ihre Terminpläne. Vor allem müsstet Ihr wissen, wann die nächste größere Karawane mit Nachschub fällig ist.«
Yarricks Miene wurde säuerlich, als hätte er gerade in eine Zitrone statt in seinen Schnurrbart gebissen. »Das ist eine gefährliche Frage, Cerris. Ihr führt doch nicht etwa irgendwelchen Ärger im Schilde?«
»Im Gegenteil, ich versuche jeglichen Ärger zu vermeiden«, log Cerris. »Ehrlich gesagt, mein Freund, will ich von hier verschwinden, und zwar je früher, desto besser. Deshalb will ich sichergehen, dass ich auf der Straße nicht ein paar Hundert cephiranischen Soldaten in die Arme laufe. Einigen wenigen Wachen oder einer einzelnen Patrouille kann ich aus dem Weg gehen, aber einer ganzen Karawane …« Er ließ den Satz unvollendet und zuckte nur mit einem gequälten Grinsen mit den Schultern.
»Also gut«, sagte Yarrick, nachdem er noch ein bisschen auf seinem Schnurrbart herumgekaut hatte. »Aber wenn irgendetwas schiefgeht … Von mir habt Ihr das nicht gehört.«
»In fünf Tagen, von heute an gerechnet«, erklärte Cerris am Abend in der überfüllten, stinkenden Werkstatt. Irrial stand ganz dicht neben ihm und drängte sich an ihn, während die anderen auf Bänken, Stühlen oder Kisten saßen. »Sie kommen übrigens nicht aus Cephira, sondern aus einem der umliegenden Dörfer Imphallions, das sie bereits eingenommen haben. Sie verstärken ihren Nachschub, das ist alles. Wir können natürlich nicht genau wissen, wann genau die Soldaten
eintreffen, aber ich vermute, es wird am frühen Morgen sein. Sie werden wahrscheinlich in der Nacht zuvor in der Nähe kampieren.«
»Wir haben nicht allzu viele Möglichkeiten.« Andevar ergriff das Wort, während er aufstand und in die Mitte des Raumes trat.
Der Mann war beinahe lächerlich klein und hatte einen gewaltigen Vollbart, weshalb er aussah, als hätten die Götter einen Löwenkopf auf ein gewaltiges Würstchen gesetzt und das Ergebnis Mensch genannt. Aber er war der ehemalige Leibwächter eines ansässigen Aristokraten, der die Belagerung der Cephiraner nicht überlebt hatte. Andevar besaß beachtliches taktisches Geschick, und er hatte sein Versagen beim Schutz seines Lords als persönliche Niederlage aufgefasst. Als die Baroness Cerris den einzelnen Anführern der aufkeimenden Widerstandsbewegung vorgestellt hatte, war dieser nicht sonderlich überrascht gewesen, Andevar unter ihnen zu entdecken.
Unmittelbar vor Cerris und Irrial blieb er stehen und deutete auf die Karte aus Pergament, die sie auf einem Fass ausgerollt hatten. »Das Land ist sehr flach, und die Cephiraner haben zu viele Bäume in der Gegend gefällt. Da können wir uns unmöglich verbergen.«
»Aber ein Hinterhalt ist unsere einzige Möglichkeit«, protestierte Irrial, was die anderen Versammelten mit Nicken und zustimmendem Gemurmel bestätigten. »Wir können die Karawane unmöglich in einem offenen Kampf angreifen.«
»Ich glaube, das könnten wir sehr wohl«, meinte Andevar nachdenklich. »Aber selbst wenn dem so wäre, würden wir gewiss hohe Verluste erleiden, und das wäre die
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