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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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höflichste Art und Weise, um sich bemerkbar zu machen, aber es brachte ihm zumindest einen Augenblick lang erstauntes Schweigen ein.
    Schon besser. Trotzdem musst du noch daran arbeiten.
    »Vielleicht«, fuhr er ruhiger fort, »kann ich es euch später erklären. Jetzt geht es nicht. Immerhin hast du«, er erwiderte Andevars wütenden Blick, »diese Nachschubkarawane als unser Ziel vorgeschlagen. Und du«, er warf Irrial einen deutlich sanfteren Blick zu, »hast mich um Hilfe gebeten. Also gut, ich habe euch geholfen, und ich werde es auch weiterhin tun, aber ich werde die Sache auf meine Art und Weise angehen. Nicht zuletzt möchte ich euch daran erinnern, dass wir für diese Debatte keine Zeit mehr haben. Ihr alle«, diesmal glitt sein Blick über die versammelten Frauen und Männer im Raum, bevor er erneut an der Baroness hängen blieb, »müsst mir vertrauen«, beendete er seine Ansprache freundlich.
    In jener Nacht verließ kein Einziger der Versammelten die Zusammenkunft besonders glücklich, und vor allem der unerwartete Argwohn in Irrials Augen bohrte sich Cerris schmerzhaft wie ein beschlagener Pferdehuf in die Eingeweide, aber wenigstens hatten sie alle zugestimmt. Was blieb ihnen letzten Endes auch schon anderes übrig?
     
    Cerris schlüpfte etliche Stunden vor dem Morgengrauen aus der versteckten Kammer. Trotz der zuversichtlichen Miene, die er aufgesetzt hatte, um seine Verbündeten zu beruhigen, war ihm vollkommen klar, dass sein Plan ausgesprochen riskant war. Aber das war nicht der Grund, warum er nervös auf den Lippen und den Innenseiten seiner Wangen kaute oder sich ständig die schweißnassen Handflächen an der Hose abtrieb. Oh nein, der wahre Grund war vielmehr der Gedanke an die Magie, die er beschwören musste.

    Es war ein komplexer, uralter Zauberspruch, dessen Anwendung ihn früher stets alles gekostet hatte, was ihm teuer gewesen war, und nur sehr wenig von dem gebracht hatte, was er sich davon versprochen hatte.
    Straßen und Alleen, Wohnhäuser und Geschäfte, Bürger und Soldaten, sie alle glitten unbemerkt an ihm vorüber, denn seine Aufmerksamkeit war nun nach innen gerichtet. Cerris hatte die Anrufung und die anatomisch fast unmöglichen Gesten schon vor langer Zeit auswendig gelernt, weil er es nicht gewagt hatte, die Originale der Schriften bei sich zu tragen. Denn dies war einer der letzten erhaltenen Zaubersprüche des Erzmagus Selakrian, eine Seite, die Cerris aus seinem uralten Zauberbuch gerissen hatte, bevor es den Flammen zum Opfer gefallen war. Eine solch schreckliche Beute zu behalten hätte bedeutet, die Aufmerksamkeit, wenn nicht gar die Feindschaft von Imphallions kleiner, aber höchst mächtiger Magiergemeinde auf sich zu lenken.
    Doch trotz seines eisernen Willens und seines Verstandes, der ebenso scharf war wie die Schneide des Kholben Shiar, hatte Cerris große Schwierigkeiten gehabt, die uralten Formulierungen zu behalten. Denn dieser Bann war wahrhaftig sehr komplex und überstieg sein eigenes magisches Können bei weitem. Er hatte den Zauber bereits mehrmals gewirkt, zuletzt vor ein paar Jahren bei einem besonders hartnäckigen Kaufmann aus Rahariem, und während er immer weiterlief, rezitierte er ihn immer und immer wieder, bis seine Lippen fast taub waren. Trotzdem war er nur halb überzeugt, dass er sich wirklich an jedes Detail erinnerte.
    Die ersten Vorboten der Nacht schwirrten über den Horizont, vielleicht weil sie zu entdecken hofften, wo sich die Sonne heute Nacht versteckte. Ein kühler Wind versuchte die Hitze des Tages zu vertreiben, als sich Cerris seinem Ziel näherte, das etliche Häuserblocks von den Westtoren der
Stadt entfernt lag. Er duckte sich rasch in eine dunkle Gasse und legte das Kettenhemd und den Wappenrock der cephiranischen Armee an, die er nach seiner Flucht aus dem Arbeitslager behalten hatte. Mittlerweile waren ihm sein militärischer Gang und die Illusionen, die er sporadisch wirkte, jedoch so in Fleisch und Blut übergegangen, dass niemand ihm einen zweiten Blick schenkte, meistens noch nicht einmal einen ersten. Entschlossenen Schrittes ging er daher auf die nächstgelegene Gruppe cephiranischer Kriegsmaschinen zu.
    Etliche Minuten lang lief er hoch erhobenen Hauptes und mit steifen Schultern herum, so als wüsste er genau, wohin er wollte. Dabei beobachtete er unablässig seine Umwelt, wobei er registrierte und überprüfte, was sie wann taten. Er brauchte nicht lange, bis er die immer gleichen Wege der verschiedenen Lakaien

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