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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Kaleb spie Silben heraus, die für menschliche Lippen nahezu unaussprechlich waren, ehe er zugriff und die Wurzeln packte, die ihn fesselten. Als er sie berührte, erstarrten sie, und die Borke zerbröselte unter seinen Handflächen, während die Wurzeln von innen her verfaulten. Offenbar ungehindert von den schrecklichen Wunden an seinen Beinen stand der Hexer auf und hob erneut seine Waffe.
    Jassion spürte, wie Kralle die erste Schlingpflanze durchtrennte. Da er sich nun besser bewegen konnte, machte er sich daran, die Efeuranken zu durchtrennen, die sich um seinen Hals geschlungen hatten.
    Die Hexe hob ebenfalls die Hände, um sie zu verschränken, und dann schienen Kaleb und sie mitten in der Bewegung zu erstarren. Ihre Handflächen waren vielleicht einen halben Meter voneinander entfernt, und ihre Blicke schienen einander unsichtbare Lanzen in einem unsichtbaren Kampf entgegenzuschleudern.
    Das Efeu um seinen Hals gab nach, und Jassion fiel zu Boden. Er hustete, als er endlich wieder Luft holen konnte. Trotz seiner Qualen starrte er beinahe ehrfürchtig auf das Duell der beiden Hexer, das alles übertraf, was er sich jemals vorgestellt hatte. Nicht die geringste Energie strömte durch die Kammer oder zertrümmerte die steinernen Wände, und auch keine wilden Bestien tauchten aus der Hölle auf, um den Wünschen ihrer Herren zu gehorchen. Kein einziger Laut erfüllte die Kammer, bis auf sein eigenes Husten und
das Zucken und Rascheln der Schlingpflanzen. Trotzdem spürte er die Macht, die von den beiden Bannwirkern ausging, und sah, dass die Luft zwischen ihnen flimmerte wie eine Fata Morgana. In diesem Moment begriff er in demütiger Klarheit, dass er augenblicklich vernichtet werden würde, wenn er zwischen sie treten würde.
    Die Stirn der Hexe war von Schweiß überströmt, der ihr in kleinen Bächen von den Schläfen über die hübschen Wangen lief, während Kalebs triumphierendes Grinsen immer größer wurde. Dass sein Verbündeter am Ende den Sieg davontragen würde, bezweifelte Jassion nicht. Aber die Schlingpflanzen bewegten sich immer noch, und ihre zerfetzten Enden griffen erneut nach ihm. Kleinere Pflanzen stiegen aus ihren Töpfen, huschten auf winzigen Wurzeln davon, und selbst die Teekanne auf ihrem Dreibein setzte sich quietschend in Bewegung. Keine Frage, Kaleb würde den Kampf gewinnen, falls seine Bemühungen nicht hinterrücks sabotiert würden. Aber selbst wenn es ihm gelang, wäre es rechtzeitig genug, damit er verhindern konnte, dass dieses lebende Haus Jassion erwürgte?
    Der Baron hatte nicht vor, darauf zu warten. Er packte Kralle mit beiden Händen, näherte sich den beiden vorsichtig von der Seite und achtete darauf, nicht in die flackernde Barriere zu geraten, welche die beiden Streiter miteinander verband. Dann schlug er mit einem wilden Schrei zu.
    Kleidung, Fleisch, Muskeln und Knochen wurden von dem Kholben Shiar durchtrennt wie ein Stück Butterkuchen, und im nächsten Moment war der Boden blutüberströmt. Seilloah packte den dämonischen Stahl, der aus ihrem Magen herausragte, und ihre Finger hinterließen eine blutige Spur auf der Klinge, als sie sich darumkrampften. Sie hob den Kopf und lächelte Jassion seltsam mit blutroten Zähnen an. Dann atmete sie einmal rasselnd, Knochen kratzte auf
Stahl, und die Hexe des Theaghl-Gohlatch glitt von Kralles Klinge zu Boden und lag vor Jassions Füßen.
     
    »Ich sagte, es geht mir gut!«, brüllte Kaleb. Er fuhr hoch und krümmte die Hände, als wollte er handgreiflich werden und den Adeligen zur Seite schieben.
    »Aber Ihr habt ein paar üble Wunden davongetragen«, erwiderte Jassion hartnäckig, als sie sich von der Hütte und ihren wild um sich schlagenden und jetzt jammernden Pflanzen entfernten. »Ich bin verblüfft, dass Ihr überhaupt stehen könnt. Ihr habt mir selbst gesagt, dass Eure Magie nicht sonderlich zum Heilen taugt.«
    »Das tut sie auch nicht, aber sie funktioniert besser, wenn ich sie auf mich selbst richte und nicht auf andere. Ich brauche deine Hilfe nicht.«
    »Von wegen, Ihr braucht mich nicht. Ihr habt mich getragen, Kaleb, und jetzt …«
    »Wenn du auch nur versuchst, einen Arm um mich zu legen, alter Junge, verwandle ich dich in etwas Kleines, Dummes, das dazu neigt, an seinen eigenen Exkrementen zu lecken.«
    Jassion knurrte etwas, das Kaleb entging oder das er überhören wollte. Als sie schließlich den Rand der Lichtung erreichten und sich erneut der Wildnis des Theaghl-Gohlatch gegenübersahen,

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