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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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meine Zeit. Er ist unserer Sache bereits ergeben.«
    »Gut möglich. Aber vergiss nicht, dass ich jedes Recht habe, deine Zeit zu verschwenden.«
    Nenavar drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür, während er bereits eine Anrufung murmelte, damit die Wachen ihn nicht bemerkten. Es lag ihm nicht sonderlich viel daran, Kalebs »dramatischen Abgang« mit anzusehen.
     
    Der Tumult, der die Konzilskammer von Mecepheums Großer Halle der Zusammenkunft erschütterte, war vermutlich nicht ganz so ohrenbetäubend wie die Geburtswehen eines Erdbebens, aber mit Sicherheit konnte man das nicht behaupten. Heißer Atem wogte in Stürmen über die Anwesenden hinweg, wütende Worte flogen hin und her und drohten, den Raum so weit zu füllen, bis entweder die Wände oder die Menschen, die sich darin befanden, platzten.
    Missbilligend starrten die Figuren von den vielen Schnitzarbeiten, Gemälden und Reliefs, die fast jeden Zentimeter der Decke zierten, auf sie herab. Es war eine recht willkürliche
erscheinende Anordnung von Symbolen, die nicht nur hier, sondern auch in den kleineren Hallen der Zusammenkunft in der gesamten Stadt zu finden waren. Sie wurde immer und immer wieder als ein Zeichen der Einheit der Gilden kopiert. Helden aus diversen Legenden und mächtige Erzengel machten den größten Teil aus, aber einige der Gestalten trugen auch die Symbole oder sogar die stilisierten Gesichter der Götter: Ulan, der Richter, Daltheos, der Schöpfer und viele andere mehr.
    Nur in einer einzigen, im Schatten liegenden Ecke war der Stein rau und ausgefressen und wies keinerlei Verzierungen auf. Einst hatten hier die schrecklichen Gesichter von Maukra und Mimgol gelauert, den beiden Kindern der Apokalypse. Doch nach den Ereignissen von vor sechs Jahren waren die Reliefs weggemeißelt worden.
    Auf ihrem Platz am Kopfende des Tisches und damit auf der Stirnseite des Raumes verdrehte Salia Mavere, die Hohepriesterin von Verelian und derzeitige Sprecherin der Schmiedegilde, die Augen und blickte zu den übrig gebliebenen steinernen Gesichtern empor. Sie wünschte sich, sie besäße deren Geduld.
    Einer ihrer Tischnachbarn, ein Mann, so dürr wie eine Vogelscheuche, der die Gilde der Gerber repräsentierte, beugte sich zu ihr herüber. Der beißende Gestank, der von seinen Kleidern ausging, hüllte sie ein und trieb ihr die Tränen in die Augen.
    »Wollt Ihr nicht irgendetwas unternehmen?« Er musste brüllen, um den Tumult zu übertönen.
    Salia sparte sich den Atem für eine Erwiderung und zuckte nur mit den Schultern. Sie blickte immer noch auf die Abbilder an der Decke und erinnerte sich an ähnliche Zusammenkünfte während des Schlangenkrieges. Damals hatte die Zauberin Rheah Vhoune die schreienden Parteien mühelos
zum Schweigen gebracht. Auf einmal wünschte sie sich sehnlich, dass ihre eigenen Priesterstudien auch die praktische Seite der Magie eingeschlossen hätten und nicht nur deren Philosophie und Geschichte.
    Etliche Minuten lang gingen das Geschrei und der Streit weiter, bis Salia zugeben musste, dass ihr Kollege nicht ganz unrecht hatte. Sie griff hinter sich und schlug mit einem kleinen Hammer an den Gong, um die in der Konzilskammer Versammelten zur Ordnung zu rufen. Dann schlug sie erneut dagegen, härter diesmal. Aber auch wenn der eine oder andere der durcheinanderbrüllenden Adeligen, Gildenmeister, Priester und anderen führenden Bürger der Stadt den Gong hörte, schien keiner von ihnen geneigt, dem Ruf zu gehorchen.
    Salia grinste freudlos, stand auf, nahm den Messinggong vom Haken und schleuderte ihn wie einen Diskus über die Köpfe der Versammelten hinweg. Auf einige erschreckte Rufe folgte eine wogende Bewegung der Masse, als die Leute den Platz freizumachen versuchten, wo der Gong zu Boden fallen würde. Sämtliche Gesichter der Anwesenden waren vor Wut verzerrt.
    Aber die Versammelten waren für einen kurzen Moment stumm, und das war der entscheidende Punkt.
    »Ladys und Gentlemen, so kann das nicht weitergehen. Wir sind alle erschöpft …«
    Die Untertreibung der Baroness wurde mit verächtlichem Schnauben aufgenommen. Der Brauch schrieb vor, dass derlei Konferenzen bei Sonnenuntergang endeten, aber so wie sie schon in den letzten Wochen Tag für Tag bis tief in die Nacht gestritten hatten, war es auch diesmal wieder später Abend geworden.
    »Wir sind alle erschöpft«, wiederholte sie, »und es liegt noch viel Arbeit vor uns. Mein Amt als Konzilssprecherin
endet in zwei Nächten, und ich hätte

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