Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
gerne in der Woche, in der ich über den Hammer gebiete, irgendetwas zuwege gebracht. Vielleicht lässt sich ja mein Nachfolger euer Gebaren bieten, aber mir reicht es. Solltet Ihr den Gong noch einmal ignorieren, dann … Erland, wärst du bitte so freundlich, ihn zu mir zurückzubringen? Danke. Also, wenn Ihr den Gong beim nächsten Mal wieder ignoriert, werde ich ihn auf Euch werfen, nicht über Euch hinweg, und jeder, der damit ein Problem hat, darf gerne zu mir kommen und Genugtuung verlangen.«
Die vernichtenden Blicke, die daraufhin in Salias Richtung zuckten, drohten sie schlicht zu Boden zu werfen, aber alle Anwesenden kannten ihren Ruf und konnten auch den großen Schmiedehammer sehen, der von ihrer Hüfte baumelte. Er war weit größer und erheblich eindrucksvoller als der zeremonielle Hammer, der ihren Status als Konzilssprecherin belegte. Demnach verwandelte sich kein Einziger dieser bösen Blicke in geäußerten Protest.
»Gut. Der Antrag, der zur Abstimmung steht …« Sie hielt inne. So wie jede Nacht, schon bevor ich diesen verdammten Hammer übernommen habe, dachte sie, obwohl keiner hätte Gedanken lesen müssen, um ihre zu kennen. »Der Antrag beinhaltet das militärische Kommando. Das heißt, stimmen wir überein, die unterschiedlichen Armeen von Imphallion unter ein einzelnes Kommando zu stellen, um …«
»Nein!« Sathan ergriff das Wort, der junge und frisch ernannte Herzog von Orthessis, der Schwarz trug aus Trauer um seine Mutter, Herzogin Anneth. »Wir werden Euch Gilden nicht noch mehr von unserer Macht in die Hände legen!«
»Dann werdet Ihr schon bald gar keine mehr haben!« Caryna, stellvertretende Sprecherin der Mauergilde, brüllte nun ebenfalls. »Cephira hat bereits den größten Teil unseres
östlichen Territoriums erobert!« Sie deutete auf einen der zahlreichen leeren Stühle, die der Form halber frei gelassen wurden, um an all jene Adeligen und Gildenmeister zu erinnern, die nicht an der Versammlung teilnehmen konnten oder die gestorben und deren Nachfolger noch nicht ernannt worden waren. »Wie lange wird es noch dauern, bis sie weiter vorrücken, Euer Gnaden? Wir haben Invasoren auf dem Boden von Imphallion, und Eure verdammte Starrköpfigkeit hat bisher verhindert, dass wir …«
»Meine Starrköpfigkeit?«
»Das hat nichts mit Sturheit zu tun, das ist reiner Selbstschutz! « Der dritte Sprecher, oder vielmehr der dritte Schreihals, war Bennek III., der Fürst von Prace. »Wenn Rebaine uns tatsächlich einen nach dem anderen abschlachtet, werde ich ganz bestimmt nicht alle meine Männer unter das Kommando von jemand anderem stellen! Nicht mal in Vantaras tiefster Hölle!«
Der Gildenmeister der Gerbergilde neben Salia stand auf und beugte sich vor. »Nur mit vereinter Streitmacht können wir uns gegen Cephira oder Rebaine behaupten! Haben wir denn nichts vom Krieg gegen die Schlange gelernt? Haben wir alle so schnell vergessen, wie teuer uns die Unfähigkeit zur Kooperation damals zu stehen gekommen ist?«
»Audriss war einer von uns!«, erinnerte ihn Herzog Sathan. »Genau das ist auch der Grund, warum wir nur jemandem den Oberbefehl über unsere Streitkräfte übertragen können, dem wir vollkommen vertrauen!«
»Vertraut Ihr den Gilden etwa nicht?«
Das herzögliche Schnauben war Antwort genug. »Wir sind in der Lage, Cephira zurückzuschlagen, aber wir erledigen das mit unseren eigenen Streitkräften und werden sie ganz gewiss nicht Euch übergeben!«
»Cephiras Armee ist zu groß und zu diszipliniert. Wenn
wir alle einzeln gegen sie ins Feld ziehen, werden sie uns der Reihe nach abschlachten.«
»Wenn wir Rebaine nicht aufhalten«, murmelte Bennek, »braucht Cephira uns gar nicht mehr abzuschlachten.«
»Warum wohl ist Rebaine ausgerechnet jetzt zurückgekehrt? «
Salia konnte den Sprecher nicht erkennen, denn er stand im hinteren Teil der Kammer.
»Vielleicht will er aus dem Angriff der Cephiraner seinen Vorteil schlagen.«
»Wissen wir denn genau, dass er nicht mit Cephira kooperiert? «, wollte Caryna wissen.
»Wir …«
»Genug!« Salia stand auf und schlug erneut auf den Gong, diesmal jedoch nicht mit dem zeremoniellen, sondern gleich mit dem Vorschlaghammer an ihrer Hüfte. Das Geräusch war überraschend leise, vor allem wohl deshalb, weil sie den Gong mit einem Schlag genau in der Mitte durchgebrochen hatte. Aber es genügte, um die Versammelten zum Schweigen zu bringen.
»Ich habe um eine Abstimmung gebeten!«, erinnerte sie die Versammelten
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