Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
einfacher, als ich noch jünger war …
Aber die Nachwirkungen würden rasch vergehen, wie jedes Mal. Während er darauf wartete, lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und ließ sich langsam nach unten rutschen. Er blieb auf den Fersen hocken, wobei die übermäßig großen Ärmel seines eleganten Wamses über den staubigen Boden schleiften. Weil er nichts Besseres zu tun hatte, starrte er auf den Boden.
»Ich muss wirklich daran denken«, sagte er leise zu sich selbst, »jemanden zu engagieren, der hier sauber macht, während ich weg bin.«
Nach einigen Minuten spürte Nenavar, wie seine Kraft, zumindest jener Rest, den er noch besaß, allmählich zurückkehrte, und stand auf. Es war Nacht, und im Haus brannte kein Licht, trotzdem hatte der alte Mann keine Schwierigkeiten, den Weg zu finden. Dieses Haus war nur eins von etlichen Gebäuden, die er in allen großen Städten Imphallions besaß, und sie alle waren genau nach seinen Angaben gebaut und bis ins kleinste Detail identisch. Diese intime Vertrautheit mit seinem Ziel erleichterte natürlich die Teleportation, abgesehen davon war die Gefahr, dass sich ein
katastrophaler Unfall ereignete, deutlich geringer. Und obwohl diese Art zu reisen extrem erschöpfend war, zog Nenavar sie mehreren Wochen auf dem Rücken eines Pferdes immer noch vor.
Er spürte ein paar verschreckte Blicke seiner Nachbarn, die davon ausgingen, dass dieses Haus leer stand, ansonsten erregte er jedoch nur sehr wenig Aufmerksamkeit, als er die Haustür hinter sich schloss und auf Denatheres Straßen trat. Die Menschen gingen um ihn herum, stießen sich an und schrien selbst zu dieser späten Stunde noch. Er spürte sofort, wie er sich verkrampfte, wie sich die Haut von seinem Körper zu lösen drohte und er nur den einen Wunsch hatte, sich in einer uneinsehbaren Ecke zu verstecken. Bei allen Göttern, er hasste es, berührt zu werden!
Ebenso wenig mochte er es, angesprochen oder auch nur angesehen zu werden. Daher war das auch einer der Gründe, weswegen er überhaupt seine Studien begonnen hatte: eine Unmenge von Zeit in gesegneter, friedlicher Einsamkeit.
Nenavar biss die Zähne zusammen, um das Knurren, die Beleidigungen und die gelegentlichen Pestilenz-Zaubersprüche zu unterdrücken, die sich seiner Kehle entringen wollten, sobald ihm jemand zu nahe kam, und setzte seinen Weg fort.
Wenigstens bestand nicht die Gefahr, dass er sich verirrte. Er hatte dafür gesorgt, dass er denjenigen, den er gerade suchte, immer finden konnte, bevor er ihn aus den Augen verlor.
Der unsichtbare Pfad führte ihn nach zwanzig Minuten, die seinen alten, arthrosegeplagten Knien nicht gerade guttaten, zu einem Haus, das zwar nicht viel größer, dafür aber erheblich hübscher war als jenes, in dem er so unverhofft aufgetaucht war. Das zweistöckige Gebäude lag in einem bescheidenen Grundstück mit einem Blumengarten und einem Stall, der gerade mal ein Pferd aufnehmen konnte. Trotz seines Zutrauens zu seiner Magie fragte sich Nenavar unwillkürlich,
ob er sich tatsächlich am richtigen Ort befand. Er hatte irgendwie … Nun ja, irgendwie hatte er mehr erwartet.
Dann bemerkte er vier stämmige Gestalten, die in der Nähe auf der Straße herumlungerten. Ihre Versuche, unverdächtig zu wirken, waren einfach nur lächerlich, und er erkannte sofort, dass sie Wachen waren. Dies hier war also doch ganz offensichtlich der richtige Platz.
Nenavar murmelte leise etwas in seinen Bart, als er sich den Männern näherte, und mit seiner Zunge und den spröden Lippen formte er Laute, die nur schwerlich als Worte durchgehen würden. Er schritt direkt an einem der Wachposten vorbei und schlug den Pfad zum Haus ein. Keiner der Männer machte Anstalten, ihm in den Weg zu treten. Er war nicht direkt unsichtbar, aber der Zauber sorgte dafür, dass sie annahmen, er wäre ihre Aufmerksamkeit nicht wert. Einer der Männer nickte sogar höflich in seine Richtung, bevor er ihn als einen zufällig vorbeikommenden Fußgänger abtat und seine Gegenwart im nächsten Moment vollkommen vergaß.
Der Hexer erlaubte sich ein entzücktes Keckern, während er die Unzulänglichkeiten des durchschnittlichen menschlichen Verstandes mit einem Kopfschütteln quittierte, und trat dann durch die Haustür.
Im nächsten Moment wäre er fast rückwärts wieder hinausgegangen, überwältigt von dem Gestank, der hinter der Tür auf ihn gelauert hatte. Der dichte Rauch in der Luft brannte ihm in den Augen, und er musste würgen, als ihm das
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