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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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schien vielmehr auf die Person gerichtet zu sein, die gerade erst dazugestoßen war und jetzt mürrisch und mit verschränkten Armen neben der Küchentür stand.
    Ihr Haar war dunkler als das ihrer Mutter und ihres Bruders und reichte ihr bis kurz unters Kinn: ein praktischer Pagenkopf. Ihre Augen waren ebenfalls grün, so grün wie das Meer vor Braetlyns Gestaden, ihre Gesichtszüge waren scharf und kantig. Ganz eindeutig glichen sie jenen ihres Vater weit mehr als denen ihrer Mutter, und sie verliehen dem Mädchen ein wenn auch nicht im klassischen Sinne schönes, aber doch ein hinreißendes, fast schon exotisches Aussehen.
    Vielleicht war es auch nur die Gereiztheit, die sich auf ihrem Gesicht zeigte. Wie dem auch sei, während des Gesprächs zuckte Kalebs Aufmerksamkeit jedenfalls zwischen Jassion und der Nichte des Barons hin und her, und gelegentlich nickte er kurz, als würde er plötzlich etwas begreifen.
    Schließlich, nach einem für alle, bis auf Kaleb, unbehaglichen
Schweigen, hob Jassion den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte er. Seine Stimme klang fest, obwohl seine Wangen vor Scham gerötet waren. »Ich wollte nicht … Das war jedenfalls nicht der erste Eindruck, den ich hinterlassen wollte.«
    »Ist schon gut, Jass«, erwiderte Tyannon. »Ich verstehe das. Wir alle verstehen das.« Aber auch ihre Augen waren nicht ganz frei von Tränen geblieben.
    Er nickte, stand auf und verbeugte sich dann vor der jungen Frau an der Tür. Sie erwiderte seinen Gruß mit einem förmlichen Knicks.
    »Ich bin entzückt«, trotz seines förmlichen Tonfalls schwang etwas in seiner Stimme mit, das klang, als würde er es tatsächlich so meinen, »euch beide kennen zu lernen.« Er streckte Lilander die Hand hin, und seine Lippen verzogen sich kurz zu einem Lächeln, als er den ernsten Ausdruck bemerkte, mit dem der Junge seine Hand ergriff.
    »Es ist schön, dich kennen zu lernen, Onkel Jassion«, antwortete seine Nichte, deren Aufmerksamkeit jedoch zum größten Teil auf ihre Mutter gerichtet war. Ihre Stimme klang überraschend kräftig angesichts ihrer zierlichen Gestalt. »Selbst wenn es viel früher hätte geschehen sollen.«
    »Mellorin!«, fuhr Tyannon das Mädchen an.
    »Schon gut«, mischte sich Jassion ein. »Vielleicht hätte ich tatsächlich früher nach dir suchen sollen …«
    »Es geht nicht um dich, Jass«, erwiderte seine Schwester. »Mach dir deshalb keine Sorgen. Es ist nur ein alter Familienzwist. «
    Mellorin verdrehte die Augen, und Kaleb hüstelte in seine Faust, vermutlich um zu verhindern, dass er loslachte.
    Doch dann wurde Jassions Blick hart, als er die Bedeutung von Mellorins Worten begriff. »Vielleicht hat sie damit nicht ganz unrecht, Tyannon.«
    »Jass!«

    »Du bist nie zurückgekommen.«
    »Jass, bitte!«
    » Du bist nie zurückgekommen!« Met spritzte über den Rand des Bechers, und Jassion blickte hinab, als hätte sich der Krug von alleine bewegt. Dann richtete er seinen Blick erneut auf Tyannon. »Dreiundzwanzig Jahre! Wie konntest du nur? Wie konntest du bei dieser … bei dieser Kreatur bleiben? Wie?«
    Tyannon sprang auf, so hastig, dass der Stuhl hinter ihr zu Boden polterte. »Du kanntest ihn nicht, Jassion. Da war so viel mehr an ihm, so viel, dass ich wirklich geglaubt habe …« Sie seufzte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe ihn geliebt, Jassion.«
    »Nein!« Er stand ebenfalls auf und beugte sich so weit über den Tisch, als wollte er gleich darüberklettern.
    »Mom?«, flüsterte Lilander. Er hatte die Augen weit aufgerissen, trat aber vor und stellte sich mit seinem dürren zwölfjährigen Körper zwischen Tyannon und seinen Onkel.
    In den Augen des Jungen erblickte Jassion eine Gestalt in einer schwarzen Rüstung, die ihm seine Schwester entriss. Er schluckte einmal schwer und setzte sich wieder. Sofort verschränkte er die Finger, damit seine Hände nicht wieder anfingen zu zittern.
    »Sag so etwas nicht zu mir!«, verlangte er, obwohl er nun erheblich leiser sprach. »Nie wieder. Nicht, wenn es um …«
    »Cerris«, unterbrach Tyannon ihn und betonte den Namen kaum merklich, »war nicht der Mann, für den du ihn hältst.«
    Jassion runzelte verwirrt die Stirn, weil er einen Augenblick lang die Furcht und das Flehen in der Stimme seiner Schwester nicht verstand. Aber es dauerte nur einen Moment.
    Die Kinder wissen es nicht.
    Jassion wollte gewiss nicht derjenige sein, der sie ihrer
Unschuld beraubte. »Vielleicht«, lenkte er daher ein, »sollten wir uns

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