Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
»ich würde dir helfen, wenn ich es könnte.«
Jassion stieß die Luft aus. »Wenn du es könntest?«
»Wir haben in Chelenshire gelebt, aber ich nehme nicht an, dass er sich dort noch aufhält.« Sie seufzte und streckte die Hand aus, um die seine zu ergreifen. »Es tut mir leid, Jassion. Ich weiß, dass du den ganzen Weg hierhergekommen bist, und es wird nicht leicht gewesen sein, uns aufzuspüren. Aber ich kann dir nicht helfen. Ich weiß wirklich nicht, wo er ist.«
Kaleb stieß einen bösartigen Fluch aus, während Jassion auf die Finger starrte, die über seinen lagen, und kein Wort sagte.
Sie blieben noch etliche Stunden sitzen, Jassion und Tyannon, und unterhielten sich stockend und ohne sich in allzu vielen Einzelheiten zu verlieren über die Jahre, die sie voneinander getrennt verbracht hatten. Kaleb hielt sich derweil am anderen Ende des Raumes auf und konnte nicht stillhalten. Aber früher oder später, vielleicht auch nicht früh genug, wusste keiner von ihnen mehr etwas zu sagen.
»Wir müssen gehen«, sagte Jassion schließlich und stand auf. »Auch wenn du uns nicht helfen kannst, müssen wir ihn finden.«
»Das verstehe ich. Jass?«
»Ja?«
»Ich weiß, wie du über ihn denkst, und vielleicht liegst du damit sogar richtig, aber … Bitte nimm ihn lebendig gefangen, wenn du kannst, ja? Wirst du das für mich tun?«
Der Baron presste die Lippen zusammen, nickte aber schließlich. »Wenn ich kann, Tyannon.« Dann fuhr er stockend fort: »Vielleicht, wenn das hier alles vorbei ist … Vielleicht kannst du mit den Kindern dann nach Braetlyn kommen? Ich weiß, dass du kein Interesse daran hast, die Baroness zu spielen, und ich würde dich auch nicht dazu zwingen, aber es wäre nett, nicht allein zu sein.«
»Ich weiß es nicht, Jass. Ich will darüber nachdenken.«
Damit war die Sache erledigt, unterstrichen von einer zögernden, schüchternen Umarmung und dem dumpfen Knall einer sich schließenden Tür. Jassion stand noch lange draußen auf dem Pfad und ließ den Blick über den Gemüsegarten schweifen, und dieses eine Mal war Kaleb klug genug, auf einen Kommentar zu verzichten.
Es war Jassion selbst, der das Schweigen schließlich brach. »Was jetzt? Wir hatten keinen Plan B.«
»Wir warten. In ein paar Stunden ist es dunkel. Dann werden sie alle schlafen.«
Jassion versteifte sich. »Und dann?«
»Lilander ist zu jung, um sich zu wehren. Wir werden ihn ohne großen Aufwand überwältigen können und mit seinem Blut …«
»Sagt mal, habt Ihr den Verstand verloren?«
»Nein, aber wenn du weiterhin so schreist, verliere ich vielleicht gleich mein Gehör.« Er schob sich tatsächlich einen Finger ins Ohr und wackelte ein bisschen darin herum. »Wo liegt das Problem?«
Etwas leiser antwortete der Baron: »Glaubt Ihr wirklich, auch nur für einen einzigen Augenblick, ich würde zulassen, dass Ihr meinen Neffen entführt?«
»Ich werde ihm nicht wehtun, alter Junge. Wir müssen nur …«
»Nein. Ohne jeden Zweifel nein. Ich habe Euch gesagt, dass es mich nicht interessiert, über was für eine Art von Magie Ihr verfügt.«
»Ja, schon gut, du wirst sicher einen Weg finden, mich umzubringen. Das habe ich schon mal gehört.«
»Vielleicht seid Ihr bald nicht mehr da, um es noch mal zu hören. Außerdem habt Ihr gesagt, dass Ihr Rebaine nicht einmal mit dem Blut seiner Familie finden könnt, weil er über Zaubersprüche verfügt, die Eure Versuche, ihn aufzuspüren, komplett blockieren.«
»Aus der Entfernung, ja. Aber seine Magie ist nicht allmächtig. Wenn ich ihm nahe genug komme, kann ich seine Abwehr durchbrechen – falls ich das Blut eines nahen Verwandten besitze. Das ist zwar nicht viel, aber es ist immer noch besser als gar nichts. Du weißt, was gar nichts ist? Das, was wir im Moment haben.«
Sie bauten sich mitten im Hof voreinander auf, zwei Männer, die beide so unnachgiebig waren wie Eichen.
»Habt Ihr denn keine anderen Mittel?«, fragte Jassion
schließlich. »Eine andere Magie, die wir benutzen könnten? «
»Aber sicher, jede Menge. Es gibt ein Dutzend Zaubersprüche, mit denen ich versuchen könnte, Rebaine aufzuspüren. «
»Aber warum?«
»Weil kein Einziger davon funktionieren würde. Seine Magie ist mächtig genug, um die meisten geringeren Beschwörungen abzuwehren. Keiner von uns hat ihn in den letzten Monaten persönlich gesehen, und wir haben weder ein Haar noch ein winziges Stück Haut von ihm, was die mächtigeren Optionen ausschließt.«
»Tyannon
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